Letzte Aktualisierung: um 0:17 Uhr

Stretch-Dreamliner bedroht B777X

Die Langversion der B787 könnte das Aus für die B777X bedeuten. Dabei ist die Triple-Seven bisher Boeings Verkaufsschlager.

Der Dreamliner sei der B777 einen ganzen Schritt voraus, heißt es bei Boeing. Zumindest, was eine geplante Langversion der Flieger angeht. «Momentan würde ich sagen, dass das Programm für die B787-10 weit ausgereifter ist als das für die B777X», erklärte Jim Albaugh, Chef der Sparte Zivilflugzeuge, der Nachrichtenagentur Bloomberg. Bevor man eine der beiden Stretch-Versionen als definitives Projekt vorlegen könne, müsse man die Pläne genauestens untersuchen, auch von Ingenieursseite. Das könnte am Ende bedeuten, dass die B777X sogar gar nie umgesetzt wird, falls der Arbeitsaufwand und die Kosten für einen Stretch-Dreamliner tatsächlich weit unter denen für die lange Triple-Seven liegen. Es sei gut möglich, dass man die B777X-Pläne auf Eis lege, so Albaugh.

Das behutsame Vorgehen hat einen guten Grund. Man wolle abschätzen, wie wahrscheinlich und wie leistungsfähig die Langversion des neuen Airbus-Fliegers A350 sein werde, so Albaugh. Die erste Version des neuen Langstreckenfliegers der Europäer, der A350-900 soll 2014 auf den Markt kommen. Danach folgt der kürzere A350-800 im Jahr 2016, die Langversion A350-1000 soll 2017 auf den Markt. Boeing rechnet nun offenbar damit, dass Airbus das Design des Jets ein weiteres Mal überarbeitet, um ihn effizienter zu machen.

Marktanteile wegschnappen

Das das Programm der Europäer läuft momentan ziemlich holprig. Eigentlich sollte der erste A350 schon 2013 ausgeliefert werden. Diesen Zeitpunkt musste Airbus auf das erste Halbjahr 2014 legen. Die finale Produktionsphase des ersten Modells hätte eigentlich schon Ende des vergangenen Jahres beginnen sollen, zog sich dann aber bis in dieses Jahr. Auch der Termin für die Langversion wurde wegen Änderungen im Design nach hinten geschoben. Die Zeitprobleme kosteten Airbus schließlich rund ein Dutzend Bestellungen. Etihad Airways etwa hatte keine Lust mehr auf die Unsicherheit.

Boeing sieht in diesen Problemen des Konkurrenten nun die Chance, Zumindest am Markt für Flieger zwischen Jumbo und Mittelstrecke die Nase vorn zu haben. Bei den anderen Größen ist laut Ansicht am Markt nämlich Airbus in Führung. «Die Attraktivität der Flotte ist einfach größer», erklärt etwa Jürgen Pieper, Luftfahrtanalyst der Bank Metzler gegenüber aeroTELEGRAPH. Auch wenn Boeing den Jumbojet mit der B747-8 noch einmal aufgepeppt habe – der A380 sei einfach der größere und modernere Flieger. Und auch bei den Single-Aisle Fliegern wie dem A320 und der B737 sieht er Airbus vorn.

Boeing hingegen punkte in der Zwischengröße. Dort ist der Hersteller mit dem Dreamliner der Konkurrenz einen entscheidenden Schritt voraus. Die Triple-Seven sieht Pieper als den Vorzeigeflieger in puncto Größe an. «Der A340 verliert in dem Vergleich deutlich.» Inzwischen hat Airbus auch die Produktion des Langstreckenjets eingestellt. Mit der Weiterentwicklung des Dreamliners will Boeing die Führung in dem Segment nun noch ausbauen. Ob das am Ende tatsächlich auf Kosten der Triple-Seven geht, bleibt abzuwarten. Immerhin würde Boeing damit wichtige Kunden vor den Kopf stoßen. Sowohl British Airways als auch Emirates drängten den Flugzeugbauer erst kürzlich zu einer Entscheidung über eine Langversion der B777, sodass diese bis 2020 einsatzbereit sei.