Letzte Aktualisierung: um 17:29 Uhr

Schwacher Punkt

Dash 8: Immer Ärger mit dem Fahrwerk

Eine Bombardier Dash 8 musste kürzlich in Kanada notlanden. Der Grund war das nicht ausfahrbare Vorderfahrwerk. Das ist kein Einzelfall - eine Chronologie.

Am 15. November ist es wieder passiert: Eine Bombardier Dash 8-300 der kanadischen PAL Airlines musste ohne Bugfahrwerk landen. Flug PB1922 war in Wabush in der Provinz Labrador gestartet und sollte nach Deer Lake in Neufundland gehen. Bereits im Reiseflug bemerkten die Piloten jedoch Probleme mit dem Fahrwerk.

Am Zielort gab ein tiefer Überflug Gewissheit über das nicht-ausfahrbare Rad. Wegen besserem Wetter setzen die Piloten das Flugzeug nur mit dem verbliebenden Hauptfahrwerk im 100 Kilometer weiter gelegenen Stephensville auf. Außer dem Bug des Turboprobfliegers kam bei der Notlandung niemand zu Schaden. Nach bangen Sekunden verließen alle Insassen den Pannenflieger unversehrt.

Probleme schon seit Jahren

Dass die Bombardier Dash 8 wiederholt Probleme mit dem Fahrwerk haben, ist in der Branche seit Langem ein Thema. Bereits im Jahr 2007 plagte eine regelrechte Pannenserie den Regionalflieger. Bei der skandinavischen Fluggesellschaft SAS kam es damals zum Beispiel innerhalb kürzester Zeit zu zwei Bruchlandungen und zwei weiteren Luftnotlagen.

Trotz verbesserter Wartungsmethoden und rasch angeordneten Untersuchungen der betroffenen Komponenten bleiben Meldungen über Komplikationen mit dem Fahrwerk nicht aus. Bilder der zweimotorigen Hochdecker, welche mit der Nase auf dem Asphalt liegen, sieht man immer wieder. Allein seit 2016 gab es über 30 Vorfälle, bei denen Fahrwerk der Dash 8 Probleme machte, sechs Mal kam es dabei zu Notlandungen weil das vordere Fahrwerk nicht mehr ausgefahren werden konnte.

Pannenserie hält an

Laut Bombardier und den Untersuchungsbehörden waren die Gründe für das Versagen bisher nicht auf einen Grund zurückzuführen. So sorgten bisher nachlässige Wartung, Korrisionserscheinungen sowie auch falsch konstruierte Bauteile für die Pannenserie. Auch wenn der Hersteller im Einklang mit den Ermittlern die Wartung oft anpasste oder gründliche Inspektionen der anfälligen Fahrwerke anordnete, um die Probleme in Griff zu bekommen, hält die Serie an.

Eine kleine Chronologie der Fahrwerksprobleme von Dash 8 in den vergangenen Jahren:

19. August 2018, LC Peru Flug W4-1323: Auf dem Weg von Lima nach Peru zeigte im Cockpit der Dash 8 Q400 der Gesellschaft LC Peru ein Warnlicht ein nicht ausgefahrenes vordere Fahrwerk. Flughafenmitarbeiter am Boden bestätigten nach einem Überflug die Fehlfunktion. Die anschließende Notlandung verlief erfolgreich, verletzt wurde niemand.

TTwitter/Fiorella Ortiz

10. Januar 2018, Lot-Flug LO3924: Auf dem Flug von Krakau nach Warschau klemmte bei einer Dash 8 Q400 von Lot das vordere Fahrwerk, die Notlandung in der polnischen Hauptstadt erfolgte problemlos und ohne Verletzte. Grund war eine lose Lagerschale, die das Fahrwerk beim Ausklappen blockiert hatte.

10. November 2017, Flybe Flug BE331: Eigentlich sollte es für die Dash 8 Q400 von Belfast ins britische Inverness gehen, doch kurz nachdem Start blinkten im Cockpit Warnleuchten und zeigten eine Fehlfunktion des Fahrwerks an. Während die Piloten Warteschleifen zogen und erfolglos versuchten, das vordere Fahrwerk wieder heraus zu bekommen, setzten sie in Belfast zur Notlandung an. Bis auf eine leichte Handverletzung eines Passagiers kam niemand zu Schaden.

23. Februar 2017, Flybe Flug BE1284: Aus Edinburgh kommend, kollabierte beim Aufsetzen in Amsterdam das rechte Hauptfahrwerk der Dash 8 Q400. Verletzt wurde beim Unfall niemand, ein Wartungsfehler soll zu dem Wegbrechen des langen Fahrwerkbeins geführt haben.

24. September 2016, Commutair Flug C5-4919: Die Dash 8-200 der amerikanischen Commutair war im Auftrag von United unterwegs und brachte Passagiere von Albany nach Washington. Im Endanflug auf den Washington Dulles Airport mussten die Piloten jedoch durchstarten. Der Grund: Das vordere Fahrwerk löste sich nicht aus dem geöffneten Fahrwerksschacht. Grund für das Versagen des Fahrwerks war ein bei der Wartung falsch eingebautes Teil.

17. September 2016,  Air Baltic Flug BT641: Eigentlich sollte die Dash 8-400 von Air Baltic 63 Passagiere von Riga nach Zürich bringen, doch auch hier machte das Fahrwerk vorne an der Nase schnell Probleme als es sich beim Einziehen nach dem Start verklemmte. Verletzt wurde bei der Notlandung in Riga niemand.

27. September 2013, Croatia Airlines Flug OU464: Der Flug aus Zagreb  war fast zu Ende. Do h beim Landeanflug auf Zürich bekamen die Piloten von Croatia Airlines Probleme mit dem vorderen Radgestell. Trotz langem Kreisen und abarbeiten von Notfall-Checklisten mussten die Piloten die Dash 8 Q400 ohne das Bugfahrwerk runterbringen. Dies gelang mit Bravour, bis auf das Flugzeug kam niemand Schaden.

Twitter/@Babsy_Support

4. Juli 2012, Colgan Air Flug 9L-4915: Im Anflug auf Houston funkte die Besatzung ein defektes vorderes Fahrwerk und bat vorerst um einen tiefen Überflug, damit Flughafenmitarbeiter vom Boden aus die Fehlfunktion bestätigen können. Zwanzig Minuten später erfolgte die Notlandung der Dash 8 Q400 in Houston, zu Schaden kam niemand. Laut Unfallermittlern wäre ein Ausfahren mittels Notentriegelung möglich gewesen, jedoch zogen die Piloten den zum Auslösen der Notvorrichtung vorgesehen Hebel nicht richtig.

3. März 2011, Flybe Flug BE703: Nachdem Start im britischen Exeter wollten die Piloten gerade die Räder ihrer Dash 8 Q400 einfahren und weiter nach Newcastle fliegen, als sich auf der rechten Seite des Hauptfahrwerks ein Rad aus der Doppelbereifung löste und zum Boden fiel. Die Notlandung verlief problemlos. Die britische Ermittlungsbehörde fand später heraus, das eine kaputtes Außenlager zum Abfallen des Rades geführt hatte.

9. Februar 2011, Air New Zealand Flug NZ8309: Schon im Reiseflug bemerkete die Besatzung der neuseeländischen Air Nelson Dash 8-300, welche im Auftrag von Air New Zealand auf einem Inlandsflug von Hamilton nach Wellington befand, eine Fehlfunktion des vorderen Fahrwerks. Warteschleifen über dem Ausweichort Blenheim brachten auch hier nichts, die Notlandung verursachte nur leichte Beschädigungen an der vorderen Unterseite des Bombardier-Fliegers.