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Traditionsmodell

Das langsame Verschwinden der MD-80

Die McDonnell Douglas MD-80 galt als Arbeitspferd. Immer mehr Fluggesellschaften schicken sie aber in Rente.

Der Startschuss zum Bau einer gestreckten DC-9 fiel bereits 1977. Die bis dahin längste DC-9 war die Serie -50 und nun übersprang man die -60 und -70 und wartete mit einer DC-9-80 beziehungsweise der Super 80 auf. Die Swissair war einer der Erstnutzer und erhielt das allererste Exemplar 1980.

Insgesamt baute McDonnell Douglas die später MD-80 genannte Weiterentwicklung der DC-9 von 1979 bis 2000 in fünf verschiedenen Versionen. Insgesamt liefen 1191 Exemplare vom Band inklusive der 30 chinesischen Lizenzfertigungen,. Es waren 132 MD-81, 569 MD-82, 265 MD-83, 75 MD-87 und 150 MD-88.

Meiste Orders aus den USA

Selbstverständlich kamen die meisten Bestellungen aus den USA, mehr als die Hälfte aller gebauten MD-80 blieben somit in dem Land in dem sie hergestellt wurden. Der größte Betreiber war American Airlines, die selbst 260 Exemplare einsetzte und mit der Übernahme der Reno Air und TWA in den Spitzenzeiten auf sage und schreibe 383 Exemplare kam.

Die Fluglinie betrieb damit fast ein Drittel der gesamten Produktion. Auch weist American Airlines die längste Einsatzzeit der MD-80 auf, die sich von 1983 bis 2019 erstreckt. Kürzlich hat die Fluglinie ihre letzte Super 80 verabschiedet.

Und in Europa?

Speziell die McDonnell-Douglas-Stammkunden und DC-9 Betreiber entschieden sich für die MD-80, Alitalia avancierte hier zum größten europäischer Betreiber mit 90 Exemplaren zusammen mit ihrer Tochter ATI, gefolgt von SAS mit 79 Exemplaren. Neben dem Erstbesteller Swissair bestellten auch Austrian Airlines, Finnair und Iberia verschiedene MD-80 Varianten in Europa.

Iberia war der größte Kunde weltweit für die verkürzte MD-87. KLM scherte aus dieser Kette aus, bestellte sie als treuer DC-9-Kunde als deren Ersatz doch die Konkurrenzmuster von Boeing, obwohl sie auch als potenzieller MD-80 Kunde gehandelt wurde. Insgesamt schafften es fast 25 Prozent aller Neubestellungen zur Ablieferung nach Europa.

In Australien rar

In anderen Kontinenten hatte es die MD-80 schwer, so konnten in Asien nur 8 Prozent abgesetzt werden, wobei dies auch auf die 30 in China produzierten Exemplare zurückzuführen ist. Südamerika bildete das Schlusslicht mit nur knapp 2 Prozent aller Neuauslieferungen. Nach Afrika und Australien gelangten die MD-80 erst im gebrauchten Zustand.

Der Kontinent mit den wenigsten MD-80 ist und bleibt Ozeanien. Auf diesem Kontinent waren die DC-9 wesentlich erfolgreicher, während lediglich die kurzlebige Compass Airlines sieben MD-80 nutzte.

Die Flotten heute

Die Ausmusterungen laufen rasant. So standen im Frühjahr 2019 weltweit noch 207 MD-80 bei 39 Fluggesellschaften im Einsatz. Das bedeutet, dass nur etwas mehr als 17 Prozent aller gebauten MD-80 noch im aktiven Einsatz standen, 984 sind bereits verschrottet worden oder sind irgendwo abgestellt und werden wohl nicht mehr in den Einsatz gelangen.

Und auch heute noch wie damals sind mehr als die Hälfte aller aktiven MD-80 in den USA anzutreffen. American hat das Modell jedoch verabschiedete. Es ist Delta, welche die größte Flotte betreibt, mit noch 60 MD-88.

Hochburg Atlanta

Und Delta Airlines ist es auch, die aktuell die meisten MD-80 Starts pro Woche hinlegt. In Atlanta heben derzeit 1.466 wöchentliche Flüge mit diesem Modell ab. Somit ist Atlanta auch der weltweit am stärksten noch durch dieses Muster bediente Flughafen. Die weltweit stärkste Strecke mit einer MD-80 ist derzeit jene der Delta Air Lines zwischen Atlanta und Charleston mit 74 wöchentlichen Flügen pro Richtung. Dallas Fort-Worth ist am zweitstärksten von der MD-80 frequentierte Flughafen weltweit mit 459 wöchentlichen Starts.

Würde man jetzt vermuten, diese Liste ließe sich jetzt mit weiteren amerikanischen Airports fortsetzen, so ist hier die Überraschung groß. Auf Platz drei liegt hier der Flughafen Teheran mit 104 wöchentlichen Starts dieses Modells. Im Land stehen derzeit 31 MD-80 bei acht verschiedenen Airlines im Einsatz, was mehr fast 15 Prozent aller weltweit im Einsatz stehenden MD-80 entspricht. 72 Prozent aller in Asien aktiven MD-80 sind somit im Iran aktiv.

Auch als Frachter unterwegs

Und das hat auch einen besonderen Grund. Aufgrund des Embargos durften jahrelang keine neuen westlichen Flugzeuge importiert werden. So gelangten zahlreiche gebrauchte Exemplare über Umwege in das Land. Das Modell hat sich im Iran mehr als bewährt.

Sicherlich werden die MD-80 noch einige Jahre aktiv sein. Auch die Frachterumrüstung und Ausstattung mit Schalldämpfern schreiten voran, wenn auch langsam. Nur drei Airlines betreiben derzeit die zum Frachter umgebaute MD-83 (SF), nämlich Aeronaves TSM in Mexiko mit sieben Exemplaren, Everts Air Cargo in den USA mit drei Exemplaren und USA Jet Airlines betreibt nur eine.

Die Zukunft

Auch gibt es zwei zu Wasserbombern umgebaute MD-87 T bei Aero Air in den USA. Allerdings wird es hier kaum zu nennenswerten weiteren Entwicklungen kommen, in die größere Anzahlen an MD-80 ein Rolle spielen werden. Ein Anstieg der Rohölpreise könnte aber dafür sorgen, dass dieses Modell noch schneller vom Himmel verschwindet. Erschreckend ist zum Beispiel, dass alleine zwischen 2017 und 2019 mehr als 200 MD-80 außer Dienst gestellt wurden und sich die aktiven Flotten in nur zwei Jahren etwa halbiert haben.

Allerdings sind die Finanzierungsmodelle für neue Flugzeuge attraktiv aufgrund der niedrigen Zinsen. Fabrikneue Flugzeuge ersetzen moderne Gebrauchtflugzeuge, die wiederum noch ältere Flugzeuge ablösen. Somit dürften die Tage der MD-80 leider gezählt sein. Wer weiß ob man diese in zehn Jahren noch antreffen wird.

Dieser Artikel von Detlef Döbberthin stammt von unserem Partner Jetstream, dem internationalen Luftfahrtmagazin.