Letzte Aktualisierung: um 14:41 Uhr

China

Bei schlechtem Gesellschafts-Rating kein Flugticket

Wer sich nicht korrekt verhält, kann in China künftig keine Flugtickets mehr kaufen. Basis solcher Entscheidungen ist das gesellschaftliche Ratingsystem.

Buchen Sie hier Ihre Lounge

China baut derzeit ein gigantisches gesellschaftliches Ratingsystem auf. Basis ist die Erhebung von riesigen Datenmengen. Seit 2014 arbeitet die Verwaltung der Volksrepublik am Projekt. Aktuell werden vor allem Informationen aus mehr als 30 Ministerien und staatlichen Stellen erfasst. Künftig sollen auch private Quellen wie etwa Soziale Netzwerke einfließen.

Ziel der Regierung in Peking ist es, mit dem gesellschaftlichen Ratingsystem Unternehmen zu einem Handeln in Einklang mit industriepolitischen und technologischen Vorgaben, aber auch sozial- und umweltverantwortlichen Standards zu bringen. Denn für positives Verhalten gibt es Pluspunkte, für negatives gibt es Abzug. Wer unter einen gewissen Wert fällt, hat schlechtere Bedingungen für die Aufnahme eines Kredits, zahlt einen höheren Steuersatz oder wird bei öffentlichen Ausschreibungen ignoriert.

«Alptraum-System»

Ab 2020 soll das gesellschaftliche Ratingsystem voll in Betrieb sein. Nicht nur Firmen werden damit bewertet, sondern auch Privatpersonen. Neben Dingen wie der Zahlungsmoral oder dem Strafregister fließen weitere Verhaltenskriterien ein. Die Nichtregierungsorganisation American Civil Liberties Union spricht von einem «Alptraum-System», weil es unter anderem auch politische Aktivitäten erfasst, die Bewertung von Freunden einberechnet und öffentlich einsehbar ist.

Das System soll dereinst bei Wohnungsbewerbungen oder Stellenbesetzungen relevant werden. Es hat aber bereits jetzt konkrete Auswirkungen. So treten im Mai neue Sanktionen für Menschen mit tiefem Rating in Kraft. Wie die National Development and Reform Commission am vergangenen Freitag (16. März) bekannt gab, können sie dann vom Kauf von Flugtickets ausgeschlossen werden.

Sperrung bei nicht bezahlten Strafen

Auslöser der Sperrung könnten nicht bezahlte Strafen oder Schulden sein, so die Behörde. Zugleich sei auch ein Verbot für Menschen möglich, die falsche Bombenalarme auslösen oder Einsteigen, Check-in oder Sicherheitskontrolle behindern.