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Lästiges Lande-Problem

Wer dieser Tage nach Französisch-Guyana fliegt, hat Glück, wenn er nicht umgeleitet wird. Der Grund dafür ist ziemlich banal.

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Es grenzt fast schon an ein Wunder, dass die Maschine von Nicolas Sarkozy Ende Januar überhaupt in Cayenne im französischen Überseeterritorium Guyana landen konnte. Wenige Tage davor musste ein von den Antillen kommender Airbus von Air France nach Paramaribo im Nachbarland Surinam ausweichen. Einer Maschine der Air Caraïbes mit dem sozialistischen Präsidentschaftskandidaten François Hollande an Bord wiederum gelang die Landung in der Hauptstadt von Französisch-Guayana zur gleichen Zeit erst beim zweiten Anlauf. Ebenfalls von einer Umleitung und anschließender Annulierung betroffen war eine Maschine der KLM.

Bei Sarkozys Anflug ging dann aber alles gut. Angereist war der Präsident zur feierlichen Taufe des Flughafens. Der Airport Rochambeau ist nun dieser Tage mit einem Namenswechsel zum Gedenken des guyanischen Staatsmannes und Gouverneurs Félix Eboué (1885-1944) beehrt worden. Freilich ging es aber vor allem auch um Wahlkampf – schliesslich zählt bei diesen Wahlen jede Stimme, da Sarkozy ziemlich angezählt ist.

Anpassen des Landewinkels

Der Grund für die Lande-Komplikationen ist trivial: Schuld sind Bäume, wie France Guyane berichtet. Laut dem Krisenbeauftragen der Präfektur Cayenne, Philippe Bourgain, handele es sich um eine Verkettung unglücklicher Umstände, nämlich der Lage von vier zu hoch gewachsenen Bäumen gerade vor Pistenbeginn und der ungünstigen Wetterlage. In Beamtenmanier versucht man seit zwei Jahren, das Problem mit verschiedenen Auftragsstudien zu lösen. Eine davon war das Anpassen des Landewinkels von 3,0 auf 3,7 Grad (5,0 auf 6,5 Prozent) in Verbindung mit dem Instrumentenlandesystem ILS.
Doch just dieses absolut zuverlässige Hilfsmittel für Piloten befindet sich seit einigen Wochen in Wartung und die Landungen auf Félix Eboué müssen manuell erfolgen, bis das ILS wieder voll funktionsfähig ist. Da die Piste für eine manuelle Landung zwingend frei sichtbar sein muss, aber nun von Baumspitzen verdeckt wird, haben die Piloten drei Versuche für eine Landung, bevor sie mit einem Durchstarten nach Paramaribo oder Belem in Brasilien ausweichen müssen. Je größer das Flugzeug, aus desto größerer Höhe müssen die Piloten im manuellen Modus die Piste sehen können, was sich bei der aktuellen Wetterlage mit vielen Wolken und Niederschlägen als sehr schwierig gestaltet.

Joachim Vogt, Präsident des Aeroklubs von Felix Eboué, empört sich, dass die lokalen Behörden das Problem auf umständliche Weise zu umgehen versuchen, anstatt den Linienpiloten die radikalere und einfachste Lösung zu bieten und die Bäume fällen. Das Problem: Die Bäume befinden sich gemäß France Guyane auf privatem Besitz.