Gestaffelte Preise, je nach Parkdauer, und höhere Landegebühren: Die Mailänder Airports haben die Preise für die Business Aviation kräftig angezogen. Allerdings ohne es vorher anzukündigen - und mit negativen Folgen für die Umwelt.
Die Lombardei rund um Mailand gehört zu den wirtschaftlich stärksten Regionen in Europa. Entsprechend wichtig sind die Mailänder Flughäfen Malpensa und Linate. Laut Daten der European Business Aviation Association (EBAA) ist Linate sogar der fünftwichtigste Flughafen in Europa für die Geschäftsluftfahrt. Von Januar bis Juni zählte der Flughafen rund 13.000 Flugbewegungen der Business Aviation. Es ist der einzige Flughafen in Europa mit zweistelligen Wachstumsraten.
Gleichzeitig ist Linate auch ein wichtiger Flughafen für die Verkehrsluftfahrt. Linate ist das Europa-Drehkreuz der jüngsten Lufthansa-Tochter ITA Airways. Dabei ist der Flughafen klein. Es gibt nur eine 2440 Meter lange Start- und Landebahn sowie ein Terminal mit fünf Fluggastbrücken. Der Geschäftsreiseverkehr wird über ein kleines Terminal im Norden des Airports abgewickelt.
Beide Mailänder Flughäfen, Linate und der deutlich größere Flughafen Malpensa, werden von der SEA-Gruppe (Società per azioni Esercizi Aeroportuali SE) betrieben. Die Betreiber haben jetzt für einen Aufschrei in der Business Aviation gesorgt. Das Unternehmen hat die Parkgebühren an den Flughäfen zum 1. Juli deutlich angehoben, allerdings ohne die Änderung vorher langfristig anzukündigen.
«Wir wurden vorher überhaupt nicht über die Anpassungen informiert», betont ein Manager aus der Business Aviation, der anonym bleiben möchte, gegenüber aeroTELEGRAPH. Zum einen sind die Gebühren gestiegen, aber auch die Preisstruktur hat die SEA-Gruppe angepasst. Gegenüber der OPS Group sagte ein Flugzeugbesitzer, dass er für einen dreiwöchigen Aufenthalt in Linate 29.000 Euro bezahlen musste, nach der alten Tarifstruktur wären es 6800 Euro gewesen.
Neu ist, dass die Parkgebühren pro Tonne und Stunde sich steigern. In Linate gilt seit dem 1. Juli: Die ersten 24 Stunden kosten 0,57 Euro pro Tonne und Stunde. Bis 48 Stunden steigen die Kosten auf 0,80 Euro pro Tonne und Stunde, und ab 72 Stunden werden Gebühren von 1,09 Euro pro Stunde und Tonne berechnet. Im Vergleich zu den vorherigen 0,15 Cent - eine beträchtliche Preisexplosion.
In Malpensa sind die Preise ähnlich gestiegen. Vom früheren Basistarif von 0,13 Cent pro Stunde und Tonne auf bis zu 1,09 Euro ab 72 Stunden Parken. Neben den Parkgebühren wurden auch die Lande- und Startgebühren leicht angepasst, von 15,85 Euro auf bis zu 17,78 Euro. Laut der OPS Group kostet das Parken eines 50-Tonnen-Flugzeugs in Linate für mehr als 72 Stunden nun 1300 Euro pro Tag – eine Steigerung von 650 Prozent gegenüber dem alten Tarif.
Neu ist, dass die ersten zwei Stunden frei sind. Die OPS Group vermutet, dass das Flughafenmanagement mit der neuen Gebührenordnung das Leerparken an den Flughäfen verhindern will.
Laut dem Business Aviation Manager möchte die Kundschaft nach Mailand und nicht zu günstigeren Alternativen, die weiter weg sind. Das führt zu der absurden Situation, dass Anbieter die Turn-Around-Zeiten deutlich verkürzen müssen, um die massiven Parkgebühren zu vermeiden. Anschließend verlassen die Flugzeuge die Mailänder Flughäfen wieder, um die Flugzeuge woanders zu parken. Mit den doppelten Flügen werden noch mehr CO₂-Emissionen ausgestoßen.