Letzte Aktualisierung: um 17:29 Uhr

Abbau wegen Wirtschaftskrise

Brasilianische Gol zieht die Notbremse

Brasilien schlittert immer tiefer in die Krise. Deshalb reduziert Gol das Inlandsangebot massiv und viel stärker als noch vor Kurzem geplant.

Die politische Krise in Brasilien spitzt sich zu. Nachdem eine wichtige Koalitionspartnerin die Regierung verlassen hat, wird eine Absetzung von Präsidentin Dilma Rousseff immer wahrscheinlicher. Das Schmierentheater in Brasília ist auch ein Ausdruck der tiefen wirtschaftlichen Krise, in der das größte Land Südamerikas schon lange steckt. Jahrelang waren die Brasilianer verwöhnt. Getrieben von billigem Geld und sprudelnden Einnahmen aus dem Ölgeschäft wuchs die Wirtschaft kräftig. Nun steckt das Land in einer Rezession.

Im laufenden Jahr schrumpft die brasilianische Wirtschaft um 3,5 Prozent, im nächsten wird sie nurmehr 0,7 Prozent wachsen, schätzt das Ratinghaus Fitch. Die Bevölkerung muss den Gürtel enger schnallen. Das spüren auch die Fluggesellschaften. Gol etwa flog 2015 einen Vorsteuerverlust von 4,3 Milliarden Real ein (umgerechnet 1,0 Milliarden Euro), wie die Airline am Mittwoch (30. März) bekanntgab. Im Jahr zuvor – als die Konjunktur einzubrechen begann – war das Minus noch vier Mal tiefer.

Nur Avianca baut noch aus

Schon länger fuhr die Fluggesellschaft des Landes darum ihr Angebot zurück. Zuletzt hatte sie im Januar für 2016 eine Reduktion der Flüge um 6 Prozent angekündigt. Ursprünglich waren 4 Prozent geplant gewesen. Doch das reicht offenbar nicht mehr. Wie Gol mitteilt, wird das Angebot um fast einen Fünftel heruntergefahren. Die Airline kürzt die Zahl der Flüge um 18 Prozent, die der angebotenen Sitzkilometer um 8 Prozent. Die Flotte wird dieses Jahr um 20 Flugzeuge reduziert.

Wenn die größte Fluggesellschaft des Landes derart drastisch kürzt, spürt man das im Markt. Gol besitzt derzeit einen Marktanteil von 38,3 Prozent und ist damit die Nummer eins in Brasilien vor TAM mit 34,1 Prozent (siehe Grafik). Avianca ist die einzige Fluggesellschaft, die derzeit ihr Angebot erhöht – alleine im Januar betrug das Plus im Jahresvergleich 12 Prozent.