Letzte Aktualisierung: um 18:44 Uhr

Hawaii

Boeing 777 rollte über Piste, auf der Cessna landete

Ein Langstreckenjet von United Airlines rollte in Honolulu auf eine Landebahn, auf der ein Turbopropflugzeug ankam. Der vorläufige Untersuchungsbericht zeigt, was passierte.

Mehrmals kam es in den USA zuletzt beinahe zu Flugzeugunglücken. Die Luftfahrtbehörde FAA hat bereits eine umfassende Untersuchung der Sicherheitskultur und -systeme angeordnet. Zudem verpflichtet sie Flughäfen zu zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen.

Am Nachmittag des 23. Januar 2023 kam es am Flughafen Honolulu auf der hawaiianischen Insel Oʻahu zu einem weiteren Vorfall. Involviert waren eine Boeing 777-200 von United Airlines und eine Cessna 208 B von Kamaka Air, wie aus dem vorläufigen Untersuchungsbericht des National Transportation Safety Board NTSB hervorgeht.

301 Menschen an Bord

Die Boeing 777-200 kam mit 291 Fluggästen und zehn Crewmitgliedern als Flug UAL384 aus Denver, die Cessna 208B als Frachtflug mit zwei Piloten von der Insel Kauaʻi. Der Jet von United landete auf Piste 4R, gesteuert von der Kopilotin. Sie bremste die Boeing 777 auf der Landebahn auf eine Geschwindigkeit von knapp 65 Kilometer pro Stunde herunter.

Dann übernahm der Kapitän wie geplant die Kontrolle über den Jet. Er betätigte die Kurbel für die Bugradsteuerung und leitete damit eine Linkskurve auf den Rollweg K ein. Der Tower gab die Anweisung, auf Rollweg K anzuhalten und nicht einfach auf Landebahn 4L zu rollen, wo die Cessna landete. Die United-Crew bestätigte das – tat es aber nicht.

Verwirrung um LAHSO

Der Kapitän gab später bei der Befragung an, dass er von der Anweisung, kurz zu halten, überrascht war. Denn man habe der Flugsicherung beim Anflug mitgeteilt, dass kein LAHSO möglich sei. Die Abkürzung steht für Land and Hold Short Operations.

Ein LAHSO-autorisiertes Flugzeug erhält unter der Bedingung eine Landefreigabe, dass es zum Halt kommt, bevor es eine andere Piste kreuzt. Laut dem NTSB-Bericht hatte die United-Crew beim Anflug wirklich mitgeteilt, dass mit ihrer Boeing 777 auf Landebahn 4R kein LAHSO möglich sei – so stand es nämlich in ihren Flugunterlagen.

Kein Situationsbewusstsein

Der Kapitän gab weiter an, dass er das Situationsbewusstsein verloren habe, als er mit dem Flugzeug die Landebahn 4R verließ. Er habe Zweifel daran gehabt, dass die Boeing 777 auf Rollweg K stehen könnte, ohne auf eine der beiden Piste hinauszuragen. Er habe sich darauf konzentriert, Piste 4R und den Rollweg K freizumachen. Als er realisierte, was geschah, war die Boeing 777 bereits auf die Kreuzung der Piste 4L und Piste 8L gerollt.

Bild: NTBS/Google Earth

Zu diesem Zeitpunkt wurde der Towerlotse auf den Fehler aufmerksam und wies die Cockpitcrew von Flug KMK145 an, vor der Kreuzung 4L/8L zu halten, was sie auch tat. Der geringste Abstand zwischen der Cessna und der Boeing 777 betrug knapp 360 Meter.

Cessna biegt vorher ab

Der Pilot der Cessna sagte später aus, sie würden die Piste normalerweise an Richtung Rollweg E verlassen und vor Kreuzung 4L/8L. Das geschah auch dieses Mal. Die Boeing 777 rollte nach Überqueren der Kreuzung weiter auf Rollweg K und dann auf Rollweg Z zum Gate. Es gab keine Verletzten und keine Sachschäden.

Den ganzen NTBS-Bericht finden Sie hier als PDF-Download.