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Start mit Boeing 777

Lufthansa Technik wird zum Fischhauthändler

Die Boeing 777 F von Lufthansa Cargo erhalten eine Oberfläche, die an Haihaut erinnert. Die neue hauseigene Technologie spart Kerosin und soll auch an andere Airlines verkauft werden.

Schon Anfang 2013 liefen erste Tests. Damals verpasste Lufthansa kleine Flächen an den Rümpfen von zwei Airbus A340-300 eine Rillenstruktur. Diese war der Haut von Haien nachempfunden. So wollte man herausfinden, wie stark man den Reibungswiderstand eines Fliegers in der Luft und damit auch den Kerosinverbrauch senken kann.

Neun Jahre später geht die Haihaut für Flugzeuge in Serie. Ab 2022 stattet Lufthansa Cargo alle ihre Boeing 777 F mit einem Oberflächenfilm aus, der Aero Shark genannt wird. Entwickelt wurde er von Lufthansa Technik und dem Chemiekonzern BASF. «Die Oberflächenstruktur, die aus rund 50 Mikrometer großen Rippen besteht, imitiert die Eigenschaften von Haifischhaut und optimiert so die Aerodynamik an strömungsrelevanten Stellen des Flugzeuges», erklärt Lufthansa.

Einsparungen in Höhe von 48 Frachtflügen

Für die zehn Frachter von Lufthansa Cargo rechnet Lufthansa Technik mit einer Reibungsverminderung von mehr als einem Prozent. Das soll jährlich rund 3700 Tonnen Kerosin und fast 11.700 Tonnen CO2-Emissionen einsparen. «Hochgerechnet auf die gesamte Lufthansa-Cargo-Flotte entspricht der jährlich eingesparte CO2-Ausstoß 48 einzelnen Frachtflügen von Frankfurt nach Shanghai», rechnet die Fluggesellschaft vor.

Lufthansa ließ bereits im Dezember 2016, damals noch mit anderen Partnern, den Airbus A330-300 mit dem Kennzeichen D-AIKB erstmals mit einer Sharkskin-Technologie von Frankfurt nach Montreal fliegen. Das Flugzeug trug die Aufschrift «Shark skin technology for green efficiency (Haihaut-Technologie für grüne Effizienz).

Test schon mit Airbus A330-300 und Boeing 747-400

Lufthansa Technik und BASF statten 2019 erstmals die untere Rumpfhälfte einer Boeing 747-400 mit 500 Quadratmetern Haifischhaut-Oberfläche aus und ließen die Änderungen zertifizieren. Der Jet mit dem Kennzeichen D-ABTK absolvierte damit im regulären Liniendienst auf der Langstrecke mehr als 1500 Flugstunden. Mittlerweile ist er eingelagert und wurde kürzlich von Twente in den Niederlanden nach Teruel in Spanien überführt.

Eigentlich hatte Lufthansa geplant, ihre gesamte Boeing-747-400-Flotte mit der neuen Oberflächenstruktur auszustatten. Dann kam jedoch die Corona-Krise und das Vorhaben wurde offiziell «pausiert». Nun scheinen die Vierstrahler kaum noch eine Zukunft in Lufthansas Langstreckenflotte zu haben und so kamen die 777-Frachter zum Zuge.

Auch Verkauf an andere Airlines geplant

Bei der 747-400 mit dem Kennzeichen D-ABTK wurden die Emissionen durch die Haifischhaut-Modifikation um rund 0,8 Prozent verringert. Bei den Boeing 777 F rechnet Lufthansa mit höheren Einsparpotenzialen, da das Auftragen hier noch großflächiger erfolgt, unter anderem aufgrund der beim Frachtflugzeug nicht vorhandenen Fensterreihen.

Lufthansa Technik will die Haihaut künftig auch externen Kunden anbieten. «Lufthansa Technik und BASF beabsichtigen, die neue Technologie konsequent in Richtung zusätzlicher Flugzeugtypen und noch größerer Flächen weiterzuentwickeln, so dass sie Airlines auf der ganzen Welt zukünftig noch umfangreicher beim Erreichen ihrer Emissionsziele unterstützen können», heißt es. Laut Modellrechnungen ließen sich in der maximalen Ausbaustufe CO2-Emissionen im Umfang von bis zu 3 Prozent vermeiden.

In der oben stehenden Bildergalerie sehen Sie Boeing 777 F, Airbus A330-300 und das Vorbild aus der Natur.