Belegte Flugzeugtoilette: Wie groß ist das Einsparpotenzial wenn Passagiere nicht mehr auf die Bordtoilette gehen würden?
Gewichtsreduzierung

Mit Pinkelverbot an Bord könnten Fluggesellschaften Millionen sparen

Gewichtsreduktion ist in der Luftfahrt pures Geld wert. Wie hoch das Einsparpotenzial wirklich sein kann, verdeutlicht das delikate Beispiel des Gebrauchs der Bordtoiletten.

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Es ist mittlerweile über 15 Jahre her, dass Michael O'Leary die Welt mit der Aussage schockierte, bei Ryanair künftig ein Pfund für die Nutzung der Toilette zu verlangen. «Wir diskutieren zurzeit mit Boeing, wie man an den Türen Münzgeräte für einen Euro oder Schlitze zum Durchziehen der Kreditkarte anbringen kann», sagte er damals dem Rundfunkanbieter BBC.

Dem Ryanair-Chef ging es dabei einerseits um Zusatzeinnahmen, und andererseits auch darum, die Passagiere zu erziehen, die Toilette vor und nach dem Flug am Flughafen zu nutzen. So könnten lange Schlangen und unnötige Bewegungen an Bord vermieden werden, so O'Leary damals. Später ruderte der Manager zurück und bezeichnete den Vorschlag als Witz.

Millionen Dollar durch Pipi-Verbot?

Was der Ryanair-Chef Michael O'Leary damals nicht als Begründung nannte, war die mögliche Gewichtseinsparung, die durch eine geringere Nutzung der Bordtoiletten erzielt werden könnte. Wie hoch die Einsparung hätte sein können, haben Luke Jensen und Brian Yutko schon vor rund zehn Jahren für die USA berechnet.

Die beiden Luftfahrtprofis kommen in ihrem Artikel «Why Budget Airlines Could Soon Charge You to Use the Bathroom» zu dem Ergebnis, dass die amerikanischen Fluggesellschaften, die zusammen rund 40 Millionen Flüge pro Jahr durchführen, rund 100 Millionen Dollar einsparen, wenn jeder Reisende vor oder nach dem Flug die Flughafentoilette nutzen würde.

Je höher der Kerosinpreis, desto größer die mögliche Ersparnis

Ihre Berechnungen basieren auf einer angenommenen Urinmenge von 200 Millilitern pro Passagier. Da diese Berechnungen bereits zehn Jahre alt sind, hat sich das Einsparpotenzial der berechneten 100 Millionen Dollar möglicherweise verändert. Grundsätzlich gilt jedoch: je höher der Kerosinpreis, desto größer die mögliche Ersparnis.

100 Millionen Dollar klingt zunächst nach viel, aber im Modell von Jensen und Yutko sind es 2,66 Dollar Treibstoffersparnis pro Flug. Grundlage ihrer Berechnungen ist ein Flug Boston nach Denver in einer Boeing 737-700 mit einer Auslastung von 85 Prozent, was rund 122 Passagieren entspricht. Die genaue Höhe der Einsparungen pro Flug hängt vom Modell und der geflogenen Distanz ab.

Gewichtsreduktion hat bei einzelnen Flügen ein geringes Einsparpotenzial

Gleichzeitig zeigen die beiden in ihrer Berechnung, dass das Einsparpotenzial durch Gewichtsreduktionen begrenzt ist. Die Kerosinausgaben für ihren Beispielflug betragen 7.900 Dollar. Davon entfallen bereits 6600 Dollar auf das Kerosin, das für den Flug mit einer Boeing 737 ohne Gepäck und Passagiere erforderlich ist. Maximal können also 1300 Dollar gespart werden. Kommen jetzt Passagiere und Gepäck hinzu, wird das Sparpotential immer kleiner.

Dennoch sollten Fluggesellschaften das Potenzial von Gewichtsreduzierungen ausschöpfen, da sich selbst kleine Anpassungen durch die hohe Zahl an Flügen über die Zeit zu erheblichen Einsparungen summieren können. Jensen und Yutko haben anhand der 1,6 Millionen Flüge, die Southwest Airlines im Jahr 2013 durchgeführt hat, berechnet, welche Einsparungen erzielt werden könnten, wenn Passagiere auf verschiedene Gegenstände an Bord verzichten würden.

Bordunterhaltung ist richtig teuer

Das größte Einsparpotenzial sehen die Autoren im Verzicht auf Unterhaltungssysteme in den Sitzen. Im Vergleich zu Fluggesellschaften wie Southwest, die keine integrierten Bordunterhaltungssysteme anbieten, könnten Airlines, die individuelle Bordunterhaltung bieten, durch den Verzicht jährlich rund 40 Millionen Dollar an Treibstoffkosten einsparen.

Das Verbot von Laptops würde 21,6 Millionen Dollar einsparen. Es folgen Tablets, Magazine und Wasserflaschen. Das Verbot von Mobiltelefonen würde 1,2 Millionen Dollar sparen. In einer Branche, in der jede kleine Gewichtsreduktion Tausende oder Millionen Dollar jährlich einsparen kann, ist der Anreiz zur Gewichtsreduzierung – und selbst bei scheinbar unbedeutenden Änderungen – leicht verständlich. Der Umweltaspekt ist dabei noch nicht eingerechnet.

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