Das Verhältnis zwischen Swiss und Genf ist kompliziert. Als die Vorläuferin Swissair im Jahr 2000 bekanntgab, sich ganz aus der Rhonestadt zurückzuziehen und das Feld Crossair zu überlassen, ging ein Aufschrei durch die Westschweiz. Von Verrat war die Rede.
Den Tumult und das Vakuum nutzte Easyjet. Die britische Billigairline baute in Genf kräftig aus und Swiss war in der Gründungsphase viel zu schwach, um gegen die Briten bestehen zu können. Sie ist heute mit einem Marktanteil von knapp 47 Prozent mit Abstand die Nummer eins vor Ort. Swiss folgt abgeschlagen auf Rang zwei mit 12 Prozent, die ganze Lufthansa Group (inklusive ITA Airways) erreicht knapp 17 Prozent.
Swiss bot einst 42 Ziele ab Genf an - künftig sind es noch 29
Und kommenden Sommer wird sich das Verhältnis weiter verschieben. Denn Swiss hat beschlossen, fünf Ziele ab Genf zu streichen s. Die Flüge nach Berlin, Hamburg, Kopenhagen, Oslo und München fallen weg. Die Lufthansa-Tochter bedient damit noch 29 Ziele ab der Westschweizer Stadt. Im Höhepunkt im Sommer 2015 waren es einmal 42 gewesen.
Man müsse «aufgrund fehlender Ressourcen den Einsatz der Flotte zwischen Zürich und Genf optimieren», erklärte ein Sprecher der Fluggesellschaft gegenüber der Nachrichtenagentur AWP. So fehlen Swiss etwa Flugzeuge. Wegen der Triebwerksprobleme stehen mehr als zehn Jets am Boden, vor allem Airbus A220, die besonders oft in Genf eingesetzt werden.
Geschäft von Swiss in Zürich «weitaus profitabler»
Doch es geht um weit mehr. Genf sei und bleibe ein wichtiger Markt, erklärte Swiss-Finanzchef Dennis Weber am Donnerstag (30. Oktober) bei einer Pressekonferenz. Er habe ein großes Einzugsgebiet und «sehr zahlungskräftige potenzielle Passagiere». Tatsache sei aber auch, dass Swiss mit der wirtschaftlichen Entwicklung in Genf nicht zufrieden sei. «Das ist momentan ein Verlustgeschäft für uns und das soll sich ändern.»
Man habe aktuell weniger Flugzeuge zur Verfügung. «Und wir müssen knappe Ressourcen effizient verteilen», so Weber. Aus einer rein finanziellen Perspektive müsse Swiss deshalb schauen, das Geschäft in Zürich zu unterstützen. Denn es sei «weitaus profitabler als das in Genf», so der Finanzchef.
Management sucht nach Weg, wie Genf für Swiss wieder profitabel wird
Swiss schrieb in Genf lange Zeit rote Zahlen. Im schlimmsten Jahr 2014 betrug der Verlust vor Ort 50 Millionen Franken. Und die Mutter Lufthansa Group machte Druck, dass das Management in Zürich das Verlustloch schließt. Erst vier Jahre später war es so weit. Im Frühjahr 2018 konnte es verkünden, dass sie am Westschweizer Flughafen wieder eine schwarze Null schreibt.
Damit ist es nun wieder vorbei. Und Swiss überlegt sich, wie sie das ändern kann. «Den einen Plan für Genf, den haben wir noch nicht», so Weber. Man widme sich gerade intensiv der Frage, wie man in Genf «wirtschaftlich wieder besser abschneiden können und das Potenzial, das dieser Markt eindeutig hat, bestmöglich realisieren können».
Geneva Reloaded - Reloaded
Und dabei bringt der Swiss-Finanzchef einen Plan wieder ins Spiel, den es früher bereits einmal gab. «Es gibt offensichtlich ein Marktsegment, das in Genf auch sehr relevant ist, was wir als Swiss, die wir ganz klar als Premiumanbieter positioniert sind, so nicht bedienen», erklärte Weber. «Es gibt es auch eine Rolle, die zum Beispiel Eurowings» dort spielen könne. «Das schauen wir uns gerade an.»
2016 lief bei Swiss das Kostensparprogramm Geneva Reloaded. Und als Alternative dazu hatte man in Frankfurt einen Plan ausgearbeitet. Eurowings musste ein Szenario für eine größere Präsenz in Genf erarbeiten. Sie sollte prüfen, wie sie in der Stadt am Genfersee erfolgreich arbeiten kann. Umgesetzt wurde der nicht, weil sich Swiss erholte. Doch nun scheint man im Konzern zurück auf Feld eins zu sein. Eines betont Weber aber dabei: Der Betrieb in Genf werde immer «ein Zusammenspiel von beinahe allen Airlines in der Gruppe» bleiben.