Während die eigene Flotte langsam wächst, bringt Lufthansas neueste Tochter junge Pilotinnen und Piloten bei anderen Fluglinien unter. Eine Partnerin von City Airlines ist Marabu - und es gibt zwei weitere.
Im Zubringer-Streit hat Lufthansa vor Gericht einen weiteren Sieg gegen Condor errungen. «Diese Kontroverse, diese Auseinandersetzung ist mitnichten beendet», stellte danach Condor-Chef Peter Gerber klar. Dass sich die Unternehmen in dieser Sache seit Jahren in den Haaren liegen, heißt aber nicht, dass es in anderen Bereichen keine Kooperation zwischen den Lagern gibt. Das zeigen eine Lufthansa-Tochter und eine Condor-Schwester.
Denn Lufthansa City Airlines, die jüngste Fluggesellschaft der Lufthansa-Gruppe, lässt Cockpitpersonal derzeit bei Marabu Airlines trainieren und fliegen, wie aeroTELEGRAPH aus gut informierten Kreisen erfuhr.
Ein Sprecher bestätigt das. «Lufthansa City Airlines wächst aktuell schnell und stellt daher natürlich auch neue Piloten ein», sagt er. Darunter seien auch Absolventen der European Flight Academy, der Flugschule der Lufthansa-Gruppe. «Um den Absolventen die Möglichkeit zu bieten, möglichst rasch Linienerfahrung zu sammeln, kooperieren wir zusätzlich mit Airlines außerhalb der Lufthansa Group.»
So gebe man den jungen Pilotinnen und Piloten die Möglichkeit, sechs bis zwölf Monate bei einer anderen Fluglinie zu fliegen, Erfahrung im Regelbetrieb zu sammeln und den eigenen fliegerischen Horizont zu erweitern, so der Sprecher von Lufthansa City Airlines. Die Kooperation hat im Juni 2025 begonnen und läuft bis zur kommenden Sommersaison.
Dabei wechselt das City-Airlines-Personal nicht nur zu Marabu, sondern auch zu einer griechischen und einer schweizerischen Fluggesellschaft. «Unsere Partner-Airlines Aegean, Chair und Marabu halten dabei selbstverständlich sämtliche Sicherheitsstandards der Lufthansa Group ein», sagt der City-Airlines-Sprecher. Insgesamt gehe es um rund 30 Pilotinnen und Piloten, davon etwa 20 bei Aegean, während sich die übrigen 10 zwischen Marabu und Chair aufteilen würden.*
Beim späteren Einstieg der Pilotinnen und Piloten in den Flugbetrieb von City Airlines würden sie eine umfassende, vorgeschriebene Einweisung durchlaufen, «in der sie mit den spezifischen Betriebsverfahren vertraut gemacht und standardisiert werden». Dazu würden auch die sogenannten Lifus-Flüge (Line Flying Under Supervision) bei Lufthansa City Airlines gehören.
Die Flotte von Marabu besteht aktuell aus acht eigenen Airbus A320 Neo. Zusätzlich mietet sie zwei A320-200 samt Cockpitcrews von Bul Air. Aegan Airlines verfügt über insgesamt mehr als 60 Flugzeuge, darunter A320-200, A320 Neo, A321-200 und A321 Neo. Chair Airlines fliegt mit einem A319-100 und drei A320-200.
Auch City Airlines hat eine reine Airbus-Flotte. Sie besteht derzeit aus vier A319 und sieben A320 Neo, wobei der neueste A320 Neo noch nicht im Dienst ist. Der Jet mit der Kennung D-AIJR flog am 30. Juli von Airbus in Toulouse nach Athen und befindet sich seitdem dort.
Im April hatte Lufthansa City Airlines den Fahrplan für die A320-Neo-Einflottung bekannt gegeben. Damals war der erste fabrikneue und insgesamt vierte A320 Neo angekommen. «Im Laufe des Jahres 2025 werden fünf weitere fabrikneue Airbus A320 Neo sowie zwei weitere Airbus A320 Neo von Lufthansa Cityline hinzukommen», so die Fluglinie. Inklusive der vier A319 werde die Flotte bis Ende 2025 auf 15 Jets wachsen. «Ab Ende 2026 erwartet Lufthansa City Airlines die ersten der 40 bestellten Airbus A220-300», so der Konzern.
Marabu Airlines wurde 2022 durch die britische Investmenfirma Attestor in Estland gegründet. Die hatte im Vorjahr schon die Mehrheit an Condor übernommen. Die deutsche Fluggesellschaft übernimmt auch den Vertrieb für ihre estnische Schwester.
*Korrektur: Zuerst hieß es hier, es gehe um 30 Pilotinnen und Piloten bei Marabu. Lufthansa City Airlines hat diese Angabe jedoch korrigiert. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.