Ein Jahr nach dem Start steht die jüngste Lufthansa-Tochter weiterhin im Fokus gewerkschaftlicher Kritik. Jetzt kontern die Geschäftsführer und erklären, wie sie Lufthansa City Airlines in die Profitabilität führen wollen.
Kaum gestartet, schon im Gegenwind: Lufthansa City Airlines steht seit Monaten im Fokus gewerkschaftlicher Kritik. Auch ein Jahr nach der Aufnahme der Flüge hat sich das nicht geändert. Der Vorwurf: Sozialdumping und eine bewusste Schwächung bestehender Tarifstrukturen innerhalb des Lufthansa-Konzerns. Die Konditionen seien bei der neuen Tochter für Zubringerflüge in Europa deutlich schlechter als bei Lufthansa Cityline, die mittelfristig ersetzt werden soll.
Die Geschäftsführer Marco Zenger und Peter Albers haben die Aufgabe, den Betrieb in diesem Umfeld hochzufahren und City Airlines zum Erfolg zu bringen. In einem internen Interview anlässlich des ersten Geburtstags der Fluggesellschaft, das aeroTELEGRAPH vorliegt, nehmen die beiden Stellung und reagieren auf die Kritik.
Gerade das Thema der Tarifvertrag beschäftigt viele Mitarbeitende. Gerade erst hat die Gewerkschaft Verdi die Airline zu Verhandlungen für Cockpit und Kabine aufgefordert. Geschäftsführer Albers betont, dass City Airlines tarifgerecht zahle und die Zusammenarbeit mit etablierten Sozialpartnern wie Verdi, aber auch Ufo und der Vereinigung Cockpit suche. Ihm und seinem Kollegen Zenger sei wichtig, «dass sich die Interessen unserer Kolleginnen und Kollegen bei Lufthansa City Airlines bestmöglich in der Tarifierung wiederfinden», erklärt er.
Trotzdem bleibt der Druck: Gewerkschaften werfen der jungen Airline vor, eine Plattform zur Umgehung bestehender Tarifverträge zu bieten. Albers weist das zurück und verweist auf eine saubere Rekrutierungspolitik. Innerhalb von eineinhalb Jahren sei es gelungen, Mitarbeitende sowohl intern als auch extern für Cockpit und Kabine zu gewinnen. Darunter ehemalige Mitarbeitende von Eurowings, Discover Airlines, Swiss und Lufthansa selbst.
«In der Summe haben uns mittlerweile mehr als 4000 Bewerbungen im Cockpit und 7000 Bewerbungen in der Kabine erreicht», so Albers. Das Interesse bleibe hoch und die Kurse für Flugbegleitende seien bis Ende des Jahres gefüllt. Sein Kollege Zenger fügt an, man habe zudem bereits eine betriebliche Mitbestimmung etabliert. Das sei aber keineswegs dazu da, um einen Tarifvertrag zu umgehen.
Profitabel sei Lufthansa City Airlines bisher nicht. «Dass die volle Rentabilität aktuell noch nicht erreicht ist, ist klar», sagt Co-Geschäftsführer Marco Zenger. Die Entwicklung folge einer Hockey-Stick-Kurve. Er verwendet damit ein Bild, das in der Wirtschaft gern verwendet wird. Erst niedrige Erträge, dann ein steiler Anstieg.
Der Fokus liege derzeit vor allem auf dem Aufbau der Erlöse, so Zenger. Man arbeite intensiv daran, «uns in alle wichtigen Interline-Verträge, Vertriebskanäle und Codeshare-Abkommen aufzunehmen». Dazu gehört auch der Beitritt zur Star Alliance. Das soll noch dieses Jahr passieren. Dabei wird City Airlines als sogenanntes Silent Member dabei sein - also unter dem Dach von Lufthansa Group.