Sechs gebrauchte A350 ersetzen bei Edelweiss die betagten Airbus A340. Projektleiter Boris Djordjevic erklärt, warum das Vorhaben komplexer ist als eine Neubestellung – und weshalb sich der Aufwand trotzdem lohnt.
Edelweiss ersetzt ihre Airbus-A340-Flotte durch sechs gebrauchte A350-900. Vier davon flogen früher für Latam. Zwei weitere wurden von der südamerikanischen Airline nicht angenommen und stattdessen an Hainan Airlines erstausgeliefert - einer davon fliegt aktuell noch für Thai Airways, der andere tat dies bis Mitte Januar.
Edelweiss setzt für die Flugzeuge auf ein ehrgeiziges Umbau- und Integrationsprogramm, bei dem Standorte rund um den Globus eine Rolle spielen. Denn auch, wenn der erste Airbus A350 bereits mit dem Kennzeichen HB-IHF für die Schweizer Lufthansa-Tochter fliegt - das Projekt ist noch lange nicht abgeschlossen.
Er habe eine ganze Weile vor dem Erstflug des ersten neuen Langstreckenjets nicht so gut geschlafen, erzählt Projektleider Boris Djordjevic. So viel war zu tun, so viel noch nicht absehbar.
«Unser Projekt begann vor weniger als zwei Jahren mit ersten Gesprächen innerhalb des Lufthansa-Konzerns zu diesen konkreten Flugzeugen», erinnert sich Djordjevic, der die A350-Einflottung bei Edelweiss koordiniert. «Im September 2023 erhielten wir alle Beschlüsse – ab da lief das Projekt offiziell an.» Ziel ist es, bis Sommer 2027 alle sechs A350 mit der neuen Kabine in Dienst zu stellen. Drei sollen noch 2025 folgen, zwei Ende 2026.
Das Ganze ist eine logistische Herausforderung. Denn die Flugzeuge standen teils seit 2020 auf dem Flugzeugfriedhof in Victorville in den USA. Nach einer solch langfristigen Lagerung müssen Checks nachgeholt werden, erklärt Djordjevic. Die Maschinen stammen zudem aus den Jahren 2016 bis 2019 – entsprechend haben sie unterschiedliche technische Ausstattung und Konfiguration.
Das machte die Wiederinbetriebnahme besonders anspruchsvoll. «Es war wie ein weltweites Puzzle», so der Projektleiter. Die Ex-Latam-Jets wurden nach Shannon zur Lackierung geschickt, in Teruel und Lourdes zwischengelagert und schließlich nach Hanoi geflogen – dort wurden die notwendigen Sechsjahres-Checks durchgeführt. «Vietnam war der einzige Ort, wo wir Slots für die A350 im nötigen Zeitrahmen fanden», sagt Djordjevic.
Parallel dazu wurden technische Upgrades vorgenommen, etwa ein zweites Funksystem für Langstreckenkommunikation sowie ein zusätzliches Sauerstoffsystem im Cockpit eingebaut - zusätzliche Redundanzen, die die Sicherheit erhöhen.
Auch die Kabinen werden auf Edelweiss-Standard gebracht: neue Teppiche, neue Böden, neue Sitzbezüge und Trennwände. «Die Teams arbeiten bereits an Flugzeug Nummer zwei und drei», erklärt der Projektleider. Die Jets befinden sich mittlerweile in Teruel.
Der große Vorteil der gebrauchten A350: Sie waren kurzfristig verfügbar – in einer Zeit, in der neue Flugzeuge oft mit langen Lieferzeiten verbunden sind. Der Nachteil: hoher Aufwand bei der Wiederherstellung und Vereinheitlichung. «Wenn man bei Airbus bestellt, kommt das Flugzeug so, wie man es sich wünscht – hier mussten wir alles selbst zusammenbauen», so Djordjevic.