Boeing 767 von Condor: Dank Lufthansa-Zubringerflügen gefüllt.

ZubringerflügeBundeskartellamt: Lufthansa behindert Condor auf der Langstrecke

Lufthansa will die Zubringerflüge für Condors Langstreckenflüge im Mai stoppen. Doch laut den deutschen Wettbewerbshütern würde sie damit den Wettbewerb behindern. Die Prüfung ergab weitere heikle Punkte.

Top-Jobs

Sparfell Logo

VIP Flight Attendant

SPARFELL Luftfahrt GmbH
Österreich
Flughafen Wien
Feste Anstellung
Business Aviation
Top jobs
Logo Magnum FBO

Supervisor / Station Manager (m/w/d)

M.A.G.N.U.M Aviation GmbH
Österreich
Salzburg
Feste Anstellung
Business Aviation
Top jobs
Vollzeit
Thüringen

Sachbearbeiter/in „Luftverkehr“ (m/w/d)

Top jobs
Erfurt
Deutschland
Ministerium
Ministerium für Digitales und Infrastruktur (TMDI)
Feste Anstellung
Vollzeit
Firmenlogo Weeze Airport

Manager EASA Compliance (m/w/x)

Vollzeit
Flughafen Niederrhein GmbH
Feste Anstellung
Top jobs
Weeze
Deutschland

Der Konflikt zieht sich schon eine ganze Weile hin. 2020 verkündete Lufthansa, sie werde den Vertrag über Zubringerflüge für Condor Ende Mai 2021 auslaufen lassen. Der Ferienflieger klagte dagegen, das Bundeskartellamt erkannte potenziellen Marktmissbrauch, und der Vertrag wurde um ein Jahr verlängert.

Es war keine Einigung, sondern nur ein Waffenstillstand. Die Lufthansa-Gruppe machte sehr deutlich, dass sie im Mai 2022 den Vertrag erneut nicht verlängern werde. Doch jetzt interveniert das Bundeskartellamt ein weiteres Mal - mit noch deutlicheren Worten.

«Bedenken gegen die Zulässigkeit einer Kündigung»

Man sei «nach vorläufigem Prüfungsergebnis der Ansicht, dass Condor ein kartellrechtlicher Anspruch gegen Lufthansa auf Zugang zu Zubringerflügen für ihre Langstreckenpassagiere zusteht», heißt es in einer Mitteilung der deutschen Wettbewerbshüter. Keine andere Fluggesellschaft können über Einzelflüge hinaus Zubringerdienste zu den bedeutenden deutschen Drehkreuzen Frankfurt, München und Düsseldorf anbieten. «Damit untersteht Lufthansa der kartellrechtlichen Missbrauchsaufsicht und unterliegt besonderen Pflichten», sagt Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes.

«Wir haben Bedenken gegen die Zulässigkeit einer Kündigung der Condor-Kooperation», so das Fazit Mundts. Der Grund: Condor selbst unterhält keine Zubringerverbindungen. Laut Bundeskartellamt wäre es der vor allem auch gar nicht möglich, ein solches jetzt aufzubauen, weil keine geeigneten Slots – Zeitnischen für Starts und Landungen – an den zentralen Drehkreuzen verfügbar sind.

Sorge um mangelnden Wettbewerb

Die Condor-Reisenden, die mit einem Zubringerflug der Lufthansa-Gruppe anreisen, wohnen laut der Mitteilung im Schnitt mindestens 300 Kilometer vom Abflughafen des Langstreckenfluges entfernt. «Für sie sind nach den Ermittlungen auch die Eisenbahn oder der Fernbus keine Alternative», heißt es.

Nur dank des Vertrages mit Lufthansa könne Condor eine garantierte Beförderung vom Abflug- zum Zielflughafen mit durchgehend aufgegebenem Gepäck, der Aushändigung des Boardingpasses am ersten Abflughafen und vollständigem Reiseschutz im Falle von Verspätungen oder Flugausfällen anbieten. Ohne die Vereinbarung mit Lufthansa habe Condor keine annähernd gleichwertige Alternative.

Klage auch in den USA

Beim Kartellamt sorgt man sich zudem um mangelnden Wettbewerb auf der Langstrecke. Ein ausreichender Leistungs- und Preiswettbewerb sei auf der indirekten Langstrecke - also den Flügen mit Zubringern - nur möglich, wenn Condor Zugang zu den Flügen von Lufthansa habe. Nicht nur für den Ferienflieger habe ein Wegfallen der Zubringer schwere Folgen, sondern auch für den Wettbewerb, so die Wettbewerbshüter. «Auf knapp 90 Umsteigeverbindungen zu touristischen Zielen könnte Lufthansa in der Folge als aktuelle oder als potenzielle Wettbewerberin erhebliche Wettbewerbsvorteile, teilweise sogar eine Alleinstellung erlangen, heißt es.

Nicht nur in Deutschland hatte Condor beim Kartellamt interveniert. Auch in den USA reichte die Ferienairline Beschwerde ein. Konkret ging es dabei um die geplanten Codeshareflüge mit der neuen Lufthansa-Ferienflugtochter Eurowings Discover auf Transatlantikstrecken mit den Schwesterairlines Lufthansa, Swiss, Austrian und Brussels Airlines. Die Fluggesellschaften des Konzerns können ihre Codes auf die Flüge der Ferienairline setzen – und diese daher auch direkt bei sich verkaufen. Die Beschwerde wurde jedoch abgewiesen.

Weitere Wettbewerbsbeschränkungen im Vertrag entdeckt

Bei der Prüfung der Lufthansa-Verträge fand das deutsche Bundeskartellamt noch einen anderen heiklen Punkt. Man habe auch bezüglich weiterer Inhalte des Abkommens Bedenken, heißt es. Es gebe in den Klauseln «weitere unzulässige Wettbewerbsbeschränkungen wie eine Verknappung von Buchungsklassen, einen nicht-diskriminierungsfreien Zugang zu den Platzkapazitäten auf den Zubringerflügen sowie eine Einschränkung der Preissetzungsmöglichkeiten für Condor», heißt es.

Was das für konkrete Folgen hat, ist noch nicht bekannt. Zunächst gibt das Amt den beiden Streitparteien die Möglichkeit, Stellung zu nehmen. «Uns liegt der Entscheidungsentwurf  vor. Wir werden dem Bundeskartellamt antworten und umfassend Stellung beziehen», sagt ein Sprecher von Lufthansa. Mehr könne man aktuell aber noch nicht sagen.

Condor: «Wir stellen uns dem Wettbewerb»

Condor-Chef Ralf Teckentrup begrüßt die Entscheidung. «Wir stellen uns dem Wettbewerb, aber das Verhalten der Wettbewerber muss sich auch in rechtlich zulässigen Grenzen bewegen. Eine Kündigung zur Verdrängung der Condor vom Langstreckenmarkt stellt offensichtlich kein zulässigen Wettbewerb dar und würde allen Reisenden schaden», sagt er. «Wir freuen uns, dass das Bundeskartellamt unserer Einschätzung gefolgt ist und die Kündigung der kommerziellen Vereinbarung zwischen Lufthansa und Condor als Missbrauch der Marktmacht ansieht.»

Mehr zum Thema

Boeing 767 von Condor: Medizinischer Notfall endete tragisch.

Lufthansa fliegt künftig doch nicht mehr für Condor

Boeing 757 von Condor, noch in der alten Lackierung: Ver­schnauf­pau­se für den Ferienflieger.

Lufthansa und Condor vereinbaren Waffenstillstand

Boeing 767 von Condor: Viele der Jets füllen sich dank Lufthansa-Zubringern.

Condor reicht Beschwerde gegen Eurowings Discover ein

Premium Economy Class von Lufthansa: Sitzen Reisende bald stundenlang vorm leeren Tablett?

Crews von Lufthansa laufen Sturm gegen neues Servicekonzept

Video

Boeing 777F von Aerologic: In Los Angeles kam es zu einer Runway Incursion.
Am Flughafen Los Angeles kam es zu einer brenzligen Szene: Eine Boeing 777 F von Aerologic rollte ohne Genehmigung auf die Startbahn, während ein Airbus A321 von American Airlines bereits beschleunigte. Nur eine Vollbremsung verhinderte die Katastrophe.
Benjamin Recklies
Benjamin Recklies
Konzept: Die neue Piste in London Heathrow soll über die Straße führen.
Für die dritte Startbahn in Heathrow muss die vielbefahrene Autobahn M25 verlegt werden. Der Flughafen hat nun ein Konzept vorgestellt, das Bau und Verkehr parallel möglich machen soll und nimmt sich dabei ein Beispiel an Deutschland.
Laura Frommberg
Laura Frommberg
Kuriose Szene am Flughafen Zürich: Gepäckmitarbeiter müssen Pakete einsammeln.
Es kommt immer wieder vor, dass das Cockpitpersonal kurios-kreative Ansagen macht. Das jüngste Beispiel kommt aus Zürich. Ein Flugzeug konnte nicht weiterrollen, weil zuerst verlorene Gepäckstücke eingesammelt werden mussten.
Benjamin Recklies
Benjamin Recklies