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Absturz des Airbus A320 in Karachi

Was bisher über Unglücksflug PK8303 bekannt ist

97 Menschen starben beim Absturz des Airbus A320 von Pakistan International Airlines in Karachi. Was man bisher weiß.

Noch immer sind Rettungskräfte im Stadtteil Model Colony an der Arbeit. Sie bergen Opfer des tragischen Flugzeugabsturzes eines Airbus A320 von Pakistan International Airlines am Freitag (22. Mai). Inzwischen meldeten die Behörden, dass 97 Insassen beim Unglück verstorben sind, nur zwei überlebten. Opfer am Boden gab es wie durch ein Wunder keine. Die Blackboxes konnten geborgen werden. Die bisher bekannten Fakten zum Unglücksflug PK8303:

Der Flug: Wegen der Covid-19-Pandemie ist der Flugverkehr in Pakistan stark eingeschränkt. Seit dem 16. Mai dürfen Fluggesellschaften allerdings wieder einige Inlandsflüge durchführen. Pakistan International Airlines PIA bedient aktuell sechs Strecken. Flug PK8303 von Lahore nach Karachi wird fünf Mal pro Woche angeboten. Er dauert rund 1,5 Stunden.

Das Flugzeug: Die verunglückte Maschine trug die Registrierung AP-BLD. Sie gehört der Leasinggesellschaft Gecas und wurde im September 2004 an Erstkundin China Eastern ausgeliefert. Seit Oktober 2014 steht der Airbus A320 im Dienst von Pakistan International Airlines. Insgesamt absolvierte er in seinem Leben rund 47.100 Flugstunden und 25.860 Flugzyklen. Er wurde von zwei Triebwerken vom Typ CFM-5B4 angetrieben. Die aktuelle Zulassung der Pakistan Civil Aviation Authority war bis zum 5. November 2020 gültig.

Die Wartung: Gemäß der Fluggesellschaft wurde der letzte größere Check am Flugzeug am 21. März vorgenommen. Auffälligkeiten gab es damals nicht, auch nicht bei Triebwerken und Fahrwerk. Allerdings hatte der Flieger im September 2017 bereits einmal ein Problem mit dem Ausfahren des Fahrwerks. Damals konnten die Räder jedoch am Ende doch noch ausgefahren werden. Am Tag vor dem Unglück flog das Flugzeug von Muscat nach Lahore – ohne Probleme.

Die Besatzung: Genaue Angaben zur Besatzung gibt es nicht. «Meine Piloten waren qualifiziert, ihre Checks und die medizinischen Tests waren vollständig. Auch mein Kabinenpersonal war qualifiziert, und die Inspektion meines Flugzeugs war ebenfalls vollständig», sagte Arshad Malik, Chef von Pakistan International Airlines, bei einer Pressekonferenz lediglich. Alle Besatzungsmitglieder starben beim Unglück.

Das Wetter: Die Wetterverhältnisse waren am Unglückstag perfekt. In Karachi schien die Sonne und es herrschte klare Sicht. Es bliesen weder Winde, noch fielen Niederschläge.

Der Verlauf: Unglücksflug PK8303 startete am 22. Mai um 13:05 Uhr Ortszeit in Lahore. Rund eineinhalb Stunden später erhielten die Piloten des Airbus A320 die Erlaubnis, auf Piste 25L zu landen. Weil sich das Bugfahrwerk nicht ausfahren ließ, brachen sie die Landung jedoch ab. Die Lotsen wiesen sie an, abzudrehen und auf 3000 Fuß oder rund 900 Meter zu steigen. Vier Minuten später meldete das Cockpit, beide Motoren seien ausgefallen. Die Piloten sandten danach vier Mal den internationalen Notruf Mayday ab. Bilder von jenem Zeitpunkt zeigen den Airbus A320 mit ausgefahrener Staudruckturbine (Englisch: Ram Air Turbine oder kurz RAT). Sie kommt nur im äußersten Notfall zum Einsatz: Wenn alle Triebwerke ausfallen und der Notstromgenerator versagt, braucht es zum Steuern noch Strom – und den erzeugt der Propeller der RAT, der in diesem absoluten Notfall ausgefahren wird. Doch es war zu spät. Bilder einer Überwachungskamera zeigen, wie die Maschine mit eingezogenem Bugfahrwerk viel zu schnell nach unten gleitet. Sie berührte dabei gemäß Augenzeugen zuerst eine Mobilfunkantenne. Dann stürzte das Flugzeug auf eine Straße und berührte diverse Gebäude.

Die Gerüchte: Pakistanische Zeitungen melden mit Bezug auf Quellen aus der nationalen Luftfahrtbehörde, das Flugzeug habe einen ersten Landeversuch unternommen und dabei mit den Triebwerken bereits die Piste berührt, bevor die Piloten es wieder hochgezogen hätten. Dabei soll das Flugzeug Funken gesprüht haben. Zudem sollen auf der Piste auch Kratzspuren gefunden worden sein – und zwar nach 1300, 1650 und 2130 Metern. Auch einer der überlebenden Passagiere berichtet von einem Aufsetzen und wieder Aufspringen des Flugzeuges. Andere Gerüchte sprechen von einem Vogelschlag, also der Beschädigung der Triebwerke durch eingesogene Vögel. Belege dafür gibt es aber ebenso wenig – auch wenn die Region um den Flughafen von Karachi als Lebensraum von rund 45 Vogelarten gilt.

Die Unglücksstelle: Das Flugzeug ging in der Region Jinnah Garden im Stadtteil Model Colony nieder. Das Gebiet liegt rund drei Kilometer vom Jinnah International Airport von Karachi entfernt. Es ist dicht besiedelt. Hier leben vor allem Muhajir, muslimische Einwanderer aus Indien.

Die Opfer: An Bord des Unglücksfluges befanden sich 91 Passagiere, davon 51 Männer, 31 Frauen und neun Kinder. Mit einer Ausnahme besaßen sie alle einen pakistanischen Pass. Nur zwei männliche Passagiere überlebten den Crash.

Die Fluggesellschaft: Pakistan International Airlines wurde 1946 gegründet. Sie ist die Nationalairline des Landes und auch bekannt unter ihrer Abkürzung PIA. Die Fluggesellschaft zählte vergangenes Jahr rund vier Millionen Passagiere. Sie schreibt seit 15 Jahren ununterbrochen Verluste. Mehrere Versuche zur Privatisierung blieben erfolglos oder wurden nie durchgezogen.