Spuren von Blitzeinschlägen: Auf der linken Seite zeigen die Ermittler einen betroffenen Temperatur-Sensor. Rechts ist ein beschädigter Vereisungssensor zusehen.
Unglück von Aeroflot-Flug SU1492 in Moskau

Auf das Fahrwerk des Superjets wirkten gigantische Kräfte

Die russischen Behörden haben den ersten detaillierten Untersuchungsbericht zum Unglück des Aeroflot-Superjets in Moskau präsentiert. Sie bestätigen Blitzeinschläge, Pilotenfehler und massive Kräfte.

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Kurz nach dem Unglück von Aeroflot-Flug SU1492 in Moskau am 5. Mai, bei dem 41 Menschen verstarben, wurden Vermutungen laut, dass der Superjet 100 vor der misslungenen Bruchlandung von Blitzen getroffen wurde. Bislang bestätigten Ermittler nur, dass zum Zeitpunkt des Unfalls in der Nähe des Flughafens Sheremetyevo Gewitter herrschten. In einem neuen rund 100 Seiten langen Untersuchungsbericht macht die russische Untersuchungsbehörde MAK nun erstmals selber deutlich, dass das Flugzeug in der Luft höchstwahrscheinlich von mindestens einem Blitz getroffen wurde.

In dem Bericht zeigen die Ermittler Bilder von Bauteilen, die typische Spuren von Blitzeinschlägen aufweisen. Dabei handelt es sich um zwei Sensoren, die für die Messung von Temperatur sowie Vereisungserscheinungen zuständig sind sowie ein Teil des oberen vorderen Rumpfs des Superjets. Zudem erwähnt der Bericht Blitzspuren an  einem Anstellwinkel-Sensor.

Geräusch auf Aufzeichnungen zuhören

Aufzeichnungen des Stimmenrekorders liefern zudem weitere Hinweise. Etwa sechs Minuten nach dem Start ist für etwa 1,5 Sekunden ein Geräusch zu hören, welches die Ermittler «atmosphärischer Elektrizität» zuordnen. Ungefähr acht Sekunden später schaltete das Flugzeug automatisch den Autopiloten ab und schaltete die Flugsteuerung in einen manuellen Modus (im Fachjargon: Direct Law) um.

Steuereingaben der Piloten werden in diesem Zustand nicht mehr überwacht. Die Piloten gingen zwar entsprechenden Notfall-Checklisten durch, um die Notlandung in dem ungewohnten Steuerung-Modus durchzuführen. Dabei machten sie jedoch Bedienungsfehler. Ein gewählter Brems-Modus für den Zeitpunkt nach dem Aufsetzen, arbeitete im geänderten Steuerung-Modus unwissentlich nicht mehr.

Piloten ignorierten Durchstart-Befehle

Das Durchgehen zweier normalere Checklisten für Anflug und Landung ließen die Piloten aus. Auch mehrere Warnhinweise über gefährliche Scherwinde, die mehrmals im Cockpit ertönten, ignorierte die Besatzung des Superjets von Aeroflot während des Anflugs auf die Landebahn. Im Bericht machen die Ermittler klar, dass laut Handbuch des Flugzeuges ein sofortiges Durchstarten des Flugzeuges nach dem Ertönen der Warnung vorgesehen ist.

Im Bericht wird nun auch erklärt, wie stark der Superjet mit dem Fahrwerk auf die Landebahn aufschlug, nachdem das Flugzeug nach dem ersten Aufsetzen wieder von der Piste abgeprallt war. Dabei wirkten auf das Flugzeug Beschleunigungskräfte von bis zu 5,85 G. Der Rumpf des Superjets soll für Kräfte bis 3,75 G ausgelegt sein. Beim dritten und letzten Aufschlagen kollabierte das Fahrwerk.

Behörde sieht bisher keine Konstruktionsmängel

Vorab brachen Sicherheitsstifte durch, die durch Sollbruchstellen sicherstellen sollen, dass das Fahrwerk sich bei einem harten Aufsetzen nicht die Flügelstruktur beschädigt. Beim dritten Aufschlagen wurde die Flügelstruktur dennoch im Bereich des Fahrwerks zerstört. Warum bleibt unklar. Da derzeitige Vorschriften solch extreme Szenarien mit mehren Aufsetzern oberhalb der zulässigen Belastungsgrenzen nicht vorsehen, sieht die Behörde dennoch keinen Grund zur Nachbesserung der Konstruktion des Superjets.

Was genau zu dem Ausbrechen des Brandes geführt hat, bleibt bislang unbeantwortet. Bei dem veröffentlichten Bericht der MAK handelt es sich erst um einen Zwischenbericht. Dementsprechend nennt die Untersuchungsbehörde von offizieller Seite bis zum Erscheinen des Abschlussberichts noch keine abschließenden Ursachen, die zu dem Unglück geführt haben.

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