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Rufzeichen

Warum man British Airways Speedbird nennt

Um sich im Funkverkehr zu identifizieren, nutzen Flugzeuge ganz spezielle Rufzeichen. Wie werden sie verwendet und warum sind sie manchmal so exotisch?

Für Laien klingen Funksprüche im Luftverkehr verwirrend. Das meiste, was zwischen Piloten und Lotsen gesprochen wird, ist für sie Kauderwelsch. Etwas dürfte aber allen sofort auffallen: Die sogenannten Callsigns. Es gibt dabei eindeutige wie «Lufthansa» aber auch eher exotische wie «Viking» oder «Springbok».

Wie in der Seefahrt oder im Rundfunk, benutzt auch die Luftfahrt Rufzeichen, im Englischen spricht man von Callsigns. Sie werden bei allen Funksprüchen genannt und helfen, die Flugzeuge am Himmel voneinander zu unterscheiden. Doch für was sind sie überhaupt da und wie werden sie verwendet?

Registration als Rufzeichen

In der allgemeinen Luftfahrt bestimmt die Registrierung des Fliegers das Rufzeichen. Um Missverständnisse zu vermeiden, wird für Buchstaben und Zahlen das weltweit gültige Piloten-Alphabet eingesetzt. So wird zum Beispiel eine Piper mit Registration D-EDFB im Funkverkehr zur «Delta Echo Delta Foxtrot Bravo», analog dazu die Schweizer Maschine HB-PEY zur «Hotel Bravo Papa Echo Yankee». Der Bindestrich ist lediglich auf dem Rumpf des Fliegers vorhanden und wird weder im Rufzeichen, noch auf dem Radar oder Flugplan vermerkt.

Da aber häufiges Aufsagen solcher Buchstaben- oder Zahlenreihen schnell mühsam wird, kann man nach erstmaligem Funkkontakt ein gekürztes Rufzeichen verwenden. Dabei nimmt man das erste und die zwei letzten Zeichen. So wird aus D-EDFB nur noch «Delta Foxtrot Bravo», aus HB-PEY «Hotel Echo Yankee».

«Skylane five zero four»

In den USA, seltener in Europa, ist es dabei gebräuchlich, den Hersteller oder gar den Namen des Flugzeugmodelles anstelle des Länderkürzels der Registration zu erwähnen. Eine Cessna 182 (welche vom Hersteller als Skylane vermarktet wird) mit der US-Registrierung N65504 rufen Lotsen und Piloten «Skylane six five five zero four» beziehungsweise verkürzt «Skylane five zero four». Weil Abkürzungen mitunter nicht mehr eindeutig sind, müssen die Beteiligten allerdings aufpassen, dass kein zweites Flugzeug mit gleichem gekürztem Callsign am Funk ist.

Die Methode der allgemeinen Luftfahrt wäre für den Linienverkehr viel zu aufwändig und kompliziert. Darum brauchen Fluggesellschaften das bei der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation Icao oder der amerikanischen Luftfahrtbehörde FAA registrierte Rufzeichen. Gemäß Icao-Anhang 10 besteht das volle Rufzeichen eines Flugzeuges aus dem Callsign der Fluggesellschaft und der Flugidentifikation.

Auch zufällige Identifikationen

Oftmals bildet der Name der Fluggesellschaft das Callsign. So verwenden Lufthansa, Swiss oder Austrian ihren Namen als Rufzeichen. Die Flugnummer wird meistens zur Flugidentifizierung. Weil aber vor allem auf der Kursztrecke Flugzeuge mit ähnlicher Flugnummer in der Luft sind, benutzen sie zufällige alphanumerische Kombinationen. Aus Swiss Flug 2802 nach Genf wird dann etwa Swiss 83GR. Emirates hat erst kürzlich damit begonnen, auch auf der Langstrecke ihre Identifiizierungen so anzupassen.

Zur weiteren Differenzierung wird nach dem vollen Callsign bei schweren Flugzeugen – also solchen mit einem maximalen Startgewicht über 136 Tonnen – das Anhängsel «heavy» gennant. Es spielt dabei keine Rolle, ob das Flugzeug in diesem Moment tatsächlich dieses Gewicht erreicht. Es geht darum, auf die Gefahr von Wirbelschleppen hinzuweisen. Da große Flugzeuge größere Wirbel bilden, müssen Fluglotsen nachfolgenden Flugzeugen einen größeren Abstand zuweisen.

Spezialfall 757

Die Boeing 757 ist dabei eine kleine Ausnahme. Obwohl sie maximal mit 116 Tonnen abheben kann (757-200), wird aufgrund ihrer heftigen Wirbelbildung manchmal der Zusatz heavy zum Rufzeichen hinzugefügt. Wegen der noch massiveren Größe verwendet der Airbus A380 gar «super», ebenso die noch größere Antonov An-225, aber lediglich, wenn sie in den USA unterwegs ist. Als die legendäre Concorde im Dienst war, fügten Piloten von British Airways «Concorde» zum ihrem Firmen-Rufzeichen hinzu, um die Lotsen an die außergewöhnliche Leistung und Eigenschaften des Flugzeuges zu erinnern.

Auch Funkstationen besitzen eine Art Callsign. Sie identifizieren sich mit ihrer Funktion, da auf Verkehrslughäfen die Piloten mit diversen Lotsen sprechen. So existieren unter anderen «ground» für die Bodenkontrolle, «tower» für alle Flugzeuge die sich unmittelbar vor oder nach Abflug respektive Landung befinden, oder «departure» und analog «arrival» für Flugzeuge in der Kontrollzone des Flughafens. Unterwegs, ist das Cockpit mit Lotsen, welchen den Überflug koordinieren, in Kontakt. Diese Stationen heißen «center» in den USA, in allen anderen Ländern «radar» oder «control». Davor wird die Ortschaft des Flughafens oder der Station erwähnt. So exisitert beispielsweise Hamburg ground oder Rhein radar.

Die Exoten am Himmel

Die meisten Fluggesellschaften verwenden im Rufzeichen ihren eigenen Namen, wie eben Lufthansa. Manche Airlines haben jedoch spezielle Rufzeichen entwickelt. Zu den prominenten Beispielen gehört British Airways mit Speedbird, welches sich aus ihrem ehemaligen Logo entwickelte.

Eines der bekanntesten Rufzeichen dürfte aber Air Force One sein. Dies ist nicht der eigentliche Name der beiden Boeing VC-25 der Regierung der USA. Vielmehr erhalten sie und andere Flieger dieses Rufzeichen, sobald der Präsident das Flugzeug betritt. Solange sie ohne ihn fliegen, besitzen sie die Rufzeichen Special Air Mission, kurz SAM, 28000 und 29000.

Erfahren Sie in der oben stehenden Bildergalerie mehr spezielle Rufzeichen.