Letzte Aktualisierung: um 15:43 Uhr

Airbus-Verkaufschef Christian Scherer

«Wir haben das Design der Zusatztanks des A321 XLR leicht geändert»

Christian Scherer erklärt im Interview, wieso sich Airbus mit einer längeren Version des A220 noch Zeit lässt. Airbus' Verkaufschef spricht auch über Änderungen am A321 XLR.

Als aeroTELEGRAPH 2017 zum letzten Mal Christian Scherer interviewte, war er gerade seit sechs Monaten Chef von ATR. Im Herbst 2018 wechselte er dann zurück zu Airbus, wo er zuvor tätigt gewesen war, und wurde Verkaufschef. Als solcher verhandelt, unterzeichnet und verkündet er auch auf den großen Luftfahrtmessen neue Verträge mit Kunden.

Doch bei der Farnborough Airshow 2022 hatte Scherer mehr mit Verhandlungen hinter den Kulissen zu tun als mit der Bekanntgabe von Bestellungen. Airbus präsentierte nämlich lediglich Orders von Delta Air Lines und Latam sowie eine Bestätigung von Easyjet.

Zwischendurch nahm sich Airbus’ Verkaufschef kurz Zeit für einige Fragen.

Wir haben bei dieser Farnborough Airshow nicht viele Airbus-Orders gesehen. Braucht es beispielsweise einen A220-500, um die Airshow-Bestellungen wieder anzukurbeln?
Christian Scherer*: Nein, wir haben bei den Verkäufen gerade einen extrem positiven Lauf. Erst vor zwei Wochen haben wir 300 Flugzeuge verkauft und im ersten Halbjahr fast 500 Flugzeuge. Wir haben eine sehr starke Verkaufsperformance, die weiterhin stark bleiben wird. Ob das nun symbolisch mit der Airshow zusammenfällt oder nicht, ist fast irrelevant. Wir betreiben Geschäft, kein Showgeschäft.

Nichtsdestotrotz: Ist eine gestreckte Version des A220 schon in greifbarer Nähe?
Nein. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es bei diesem Programm einen Stretch geben wird, aber die Frage ist wann. Wir sind aktuell ziemlich zufrieden mit den A220-Verkäufen. Wir haben aus Herstellersicht eine nahezu ideale Situation, was Verkauf, Produktion und Verfügbarkeit angeht. Es wäre falsch, zu früh richtig damit zu liegen, den A220 zu strecken.

Und wann wird es dann soweit sein?
Die Marktdurchdringung des Flugzeugs verbessert sich. Wir platzieren es auf allen Kontinenten. Und wenn wir eine solide, etablierte Kundenbasis haben, werden wir es höchstwahrscheinlich strecken. Wir müssen und wollen es noch nicht jetzt tun, haben aber die Nachfrage dafür. Diese Zutaten sind perfekt, um im richtigen Moment zu entscheiden.

In China ist der A220 noch nicht zertifiziert. Wie ist das Interesse dort?
Es gibt hier und da Interesse von Fluggesellschaften. Aber wir haben gerade erst ein riesiges Geschäft mit den großen Drei in China abgeschlossen und möglicherweise kommt in dem Land noch mehr hinzu. Es ist daher keine dringende Frage. Es gibt ein Interesse an dieser Art Flugzeug in China. Wir sind noch nicht dabei, es dort zertifizieren lassen. Aber erwarten wir, dass es mit der Zeit so kommt? Sicherlich.

Beim Airbus A321 XLR wurden Anpassung zur Brandvermeidung nötig. Was haben Sie schon an dem Flugzeug geändert, was müssen Sie womöglich ändern?
Wir haben das Design der zusätzlichen Treibstofftanks des A321 XLR leicht geändert. Wir denken, dass wir damit nun alle Einschätzungen zusammenführen, auch mit der Aufsichtsbehörde. Aber es liegt bei der Behörde, das zu bestätigten. Was uns betrifft, so setzen wir die Entwicklung des A321 XLR fort. Und wir erhalten weitere Aufträge – die wir bekannt geben, sobald sie fertig sind. Es gibt eine kleine Verspätung wegen der Änderungen am Tank. Das besprechen wir mit unseren Kunden, die sehnlich auf das Flugzeug warten.

Wird der A321 XLR durch die Änderungen weniger Reichweite haben?
Nein, die Reichweite wird nicht spürbar geringer sein. Vielleicht werden wir anderthalb Meilen einbüßen. Aber der A321 XLR wird abliefern, was er soll.