Canova hat eine Sitzheizung und -kühlung entwickelt. Die Wärmebildkamera zeigt die Kühlung des Sitzkissens.
Sitzheizung von Caynova

Wie der Sitz die perfekte Temperatur bekommt

Manchen ist es zu kalt, anderen zu heiß. Das kleine Schweizer Unternehmen Caynova hat eine Sitzheizung und -kühlung entwickelt. Und damit die Lufthansa Group überzeugt, die sie in ihre neue First- und Business Class einbaut.

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Lange Zeit wusste der Rest der Schweiz nur eines über Langenthal. Die Kleinstadt mit 16.000 Einwohnerinnen und Einwohnern galt als statistischer Durchschnitt des Landes. Dabei hat sie durchaus Überdurchschnittliches zu bieten. So exportierte die Textilindustrie der Region Leinwand nach Frankreich, Italien, Spanien und Portugal, aber auch nach Übersee.

Und wenn es kaum einer weiß, auch heute noch kommen Menschen in aller Welt mit Tuch aus Langenthal in Berührung - nämlich dann, wenn sie als Passagier im Flugzeug sitzen oder umhergehen. Das Unternehmen Lantal stellt Sitzbezüge, Teppiche und Vorhänge für mehr als 300 Airlines her - darunter so klingende Namen wie Air China, Qatar Airways, Thai Airways oder Swiss. Auch Airbus und Boeing gehören zur Kundschaft.

Start-up mit 60 Jahren Erfahrung

Vor mehr als zwanzig Jahren begannen die Gründer von Lantal, sich nicht mehr nur dafür zu interessieren, was auf die Sitze kommt, sondern auch was darin stecken könnte. Sie begannen mit einem pneumatischen System zu experimentieren, das den Sitzkomfort erhöht. Mit Swiss fanden sie 2009 ihren ersten Kunden. Die Airline baute die Technologie in ihre Business- und First-Sitze ein.

Das System wurde zum Erfolg. Und so spaltete Lantal den neuen Bereich 2020 in ein neues Unternehmen ab, das sich voll auf die Vermarktung und Weiterentwicklung konzentrieren kann. Caynova heißt es. «Wir sind ein Start-up mit fast 80 Jahren Erfahrung», sagt Vetriebschef Cesar Uparela.

Eine zweite Innovation überzeugt Lufthansa

Die Luftkissen von Caynova ersetzten den Schaum im Sitz, erklärt der Ingenieur, der früher bei Airbus gearbeitet hat. «Aber sie könnten zugleich viel mehr leisten.». Fluggesellschaften können mit dem System Reisenden etwa eine Massagefunktion anbieten, eine gezielte Stützung des Lendenbereiches, pneumatische Verlängerung von Sitzkissen zur Verhinderungen von Druckstellen in der Kniekehle, bequemere Liegepositionen in Seitenlage oder eine Stützung der Körperaußenseite. Inzwischen nutzen es etwa auch die Lufthansa-Gruppe, Air Canada oder Etihad.

Neuer Business-Class-Sitz von Lufthansa: Besitzt ein pneumatisches Sitzkissen sowie eine Sitzheizung - und -kühlung. Bild: Caynova

Inzwischen hat das zwanzigköpfige Team von Caynova eine zweite Innovation auf den Markt gebracht, eine Sitzheizung und -kühlung. Die Lufthansa Group ist die erste Kundin und wird die Besonderheit mit der neuen Allegris-Kabine in der First und Business Class ausrollen. Im Herbst wird erstmals eine Boeing 787 damit abheben. «Das Temperaturempfinden ist sehr individuell», sagt Uparela, «und wir können dafür sorgen, dass Fluggäste ihren Sitz auf die Temperatur einstellen können, die ihnen entspricht».

Endmontage in Langenthal

Die Sitzheizung funktioniert über einen Draht, der auf das Brandschutzgewebe genäht wird und über einen elektrischen Impuls geheizt werden kann. Die Kühlung geschieht über einen kleinen Ventilator, der Luft aus dem Luftkissen saugt und so herunterkühlt. Natürlich sei das Canyova-System deutlich teurer als Schaum, gibt Uparela unumwunden zu. «Doch Airlines schaffen damit Mehrwert und Individualisierung.»

Die Teile für die Caynova-Systeme werden in der ganzen Welt produziert. Die Entwicklung und Tests sowie die Endmontage  und -kontrolle geschieht aber in den kleinen Produktionsräumen beim Bahnhof Langenthal. Die Sets für die ersten Dreamliner von Lufthansa mit der neuen Allegris-Kabine hat Caynova bereits verschickt.

Ein modulares System

«Wir verwenden zum großen Teil bestehende Technologien», sagt Uparela. Die große Kunst bestehe darin, alle Teile so zu bauen, dass sie in der Luftfahrt zugelassen werden können und dazu den hohen Qualitätsstandards für Passagierflugzeuge erfüllen. Das sei sehr aufwändig und erfordere sehr viel Know-how. Daran seien schon große Unternehmen gescheitert. «Wir können da auf unsere langjährige Erfahrung zurückgreifen.»

Doch Caynova könne noch anders punkten. «Unser System ist völlig modular», sagt Uparela. Eine Airline könne beispielsweise die Lendenstütze wählen und die Massagefunktion. Besonders stolz ist er auf das neueste Modul. «Wir können gewisse Bereiche ganz gezielt ansteuern und beheizen. Dadurch können Airlines ihren Gästen quasi eine Hot-Stone-Massage anbieten.»

In der oben stehenden Bildergalerie sehen Sie Fotos von Allegris. Wenn Sie auf ein Bild klicken, öffnet sich die Galerie im Großformat.

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