Boeing-787-Produktion: Das aktuelle Problemkind.
Sicherheitskultur

Whistleblower bringen Boeing, FAA und GE unter Druck

Ein Senatsausschuss kritisiert die Sicherheitskultur bei Boeing und die Aufsicht der Luftfahrtbehörde. Hintergrund sind ausführliche Aussagen von Whistleblowern.

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Das Kapitel ist noch nicht abgeschlossen: Die politische Untersuchung zur 737 Max und zur Aufsicht der Luftfahrtbehörde FAA über Boeing bringt die Behörde und den Flugzeugbauer erneut unter Druck. Senatorin Maria Cantwell, Vorsitzende des für die Luftfahrtaufsicht zuständigen US-Senatsausschusses, fordert eine «Kurskorrektur», wie die Washington Post berichtet. Cantwell fordert die FAA demnach in einem Brief auf, die Befugnisse der Behörde zu nutzen und die Aufsicht über Boeing und andere Luftfahrtunternehmen zu verschärfen.

Hintergrund ist ein 97-seitiger Bericht der Demokraten im Senatsausschuss unter Cantwells Leitung, in dem es um die Aussagen von sieben Whistleblowern geht - drei von Boeing, drei von der Federal Aviation Administration FAA und einer vom Triebwerksbauer GE Aviation. Während vier Whistleblower und ihre Kritik bereits bekannt waren, werden drei von ihnen zum ersten Mal namentlich genannt und zwei berichten von anhaltenden Problemen.

Auch heute noch Kritik an Sicherheitskultur

So äußerte sich der hochrangige Boeing-Ingenieur Martin Bickeboeller, der vor Jahren schon einmal über Probleme rund um die 787-Produktion berichtet hatte, erneut. Im Oktober 2021 erklärte er gegenüber dem Ausschuss, Boeings Fehlerkultur sehe Probleme oft «nur als Verletzung von Vorschriften», aber «wohl nicht als direktes Produkt-Sicherheitsproblem». Außerdem kritisiert er, dass die FAA Boeing weiterhin unzureichend beaufsichtige. Eine Boeing-Sprecherin erklärte man habe Bickeboellers Bedenken mehrfach geprüft, sei aber nicht vollständig mit dessen Schlussfolgerungen einverstanden.

Ein weiterer der Whistleblower ist Richard Kucera, ehemaliger GE-Aviation-Ingenieur. Kucera leitete bei der Entwicklung des Triebwerks GE9X für die Boeing 777X das Team, das Überwachungsaufgaben für die FAA wahrnahm. Als es zu Problemen und Verzögerungen kam, versuchte das Unternehmen laut Kucera, ihn in seiner Arbeit einzuschränken. Im Gespräch mit der Zeitung Seattle Times sagte der Ingenieur, er sei «extremem Druck, Einschüchterung und Nötigung» ausgesetzt gewesen sei. Der Triebwerkshersteller erklärte dagegen, man habe bei einer Untersuchung keine «unzulässige Beeinflussung» festgestellt.

FAA ließ Deadline im September verstreichen

Boeing und die FAA erklärten in separaten Stellungnahmen, dass man Vorwürfe ernst nehme, dass Sicherheit höchste Priorität habe und dass man gegen viele der kritisierten Probleme bereits vorgehe. Die Luftfahrtbehörde betonte etwa, dass sie heute weniger Verantwortung an die Unternehmen delegiere als früher.

Der Bericht kritisiert derweil auch, dass die FAA im September 2021 einen Termin hat verstreichen lassen. Die Behörde sollte bis dahin untersuchen und bewerten, ob sie selber mit genügend qualifiziertem Personal ausgestattet ist. Im November erklärte Behördenchef Steve Dickson, dass man noch mit der Bewertung beschäftigt sei. Die Ausschuss-Vorsitzende Cantwell unterstreicht in ihrem aktuellen Brief ihr Missfallen darüber.

Den ganzen Ausschussbericht im PDF-Format finden Sie hier.

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