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Ferienflieger gibt nicht auf

Was jetzt für Condor wichtig ist

Trotz der Pleite des Mutterkonzerns setzt der deutsche Ferienflieger den Betrieb fort. Dennoch ist Condors Lage äußert heikel. Die Airline braucht Hilfe.

Nach der Insolvenz der britischen Thomas Cook Group fliegt deren Tochter Condor weiter. Doch auch der deutsche Ferienflieger ist in eine sehr schwierige Lage geraten. Ohne die Zusammenarbeit mit dem Mutterkonzern droht ihm das Geld auszugehen. Daher hat er bei der Bundesregierung einen staatlich verbürgten Überbrückungskredit beantragt.

Zur Höhe des erbetenen Kredits äußert die Airline sich nicht. Die Nachrichtenagentur DPA spricht unter Berufung auf Regierungskreise von 200 Millionen Euro. Zum Vergleich: Air Berlin hatte bei ihrer Insolvenz im Sommer 2017 einen Kredit in Höhe von 150 Millionen Euro erhalten. Zweieinhalb Monate konnte der Flugbetrieb so aufrechterhalten werden, dann war die Fluglinie am Ende. Die 150 Millionen Euro hat der Insolvenzverwalter mittlerweile zurückgezahlt, allerdings fehlen noch mindestens 27 Millionen Euro Zinsen.

Condor besser fokussiert als Air Berlin

Condor und Air Berlin sind allerdings schwierig zu vergleichen, da Condor ein reiner Ferienflieger ist, während Air Berlin zwar auch als solcher anfing, dann aber in viele Richtungen expandierte. Der fehlende Fokus war einer der großen Kritikpunkte an Air Berlin und führte zu Verlusten. So betonte Condor am Montag auch erneut, man sei seit vielen Jahren profitabel.

Laut dem Magazin Wirtschaftswoche soll Condor zuletzt auch vorgesorgt und Geld gehortet haben. «Das Geld aus dem Sommer 2019 und die Vorauszahlungen für das kommende Jahr hat Condor offenbar zu einem geringeren Teil als früher üblich in die Firmenzentrale in London überwiesen», heißt es. «Das, was geflossen ist, ging statt als feste Überweisung wahrscheinlich als Kredit.»

Verflechtungen mit anderen Töchtern

Durch die Reserven stelle Condor sicher, weiterhin Rechnungen bezahlen zu können und vom Luftfahrtbundesamt nicht gegroundet zu werden, heißt es weiter. Trotzdem allem dürfte die Fluglinie nur schwerlich überleben können, sollte die Bundesregierung ihr den Kredit nicht gewähren oder sie umgehend einen anderen Investor finden, der sie stützt. Bereits jetzt verlangen erste Lieferanten Vorauskasse.

Nicht einfacher wird die Situation durch Condors Verflechtungen mit anderen Thomas-Cook-Töchtern. So teilte ein Condor-Sprecher am Montag etwa mit, man dürfe zurzeit aus rechtlichen Gründen Urlauber, die mit Thomas-Cook-Veranstaltern gebucht haben, nicht mehr an ihr Reiseziel bringen. Rückflüge seien dagegen nicht betroffen. Die deutsche Thomas Cook hatte nach der Insolvenz des Mutterkonzerns bereits mitgeteilt, man könne nicht gewährleisten, dass gebuchte Reisen mit Abflugdatum 23./24. September stattfinden.

«Nur noch Wahl zwischen Eurowings und Eurowings»

Laut dem Touristik-Fachmagazin FVW stammen rund 40 Prozent der Condor-Passagiere aus dem Geschäft mit Reiseveranstaltern, die zu Thomas Cook gehören, wie etwa Öger Tours oder Neckermann. Diese Reisenden darf Condor zurzeit nur nach Deutschland zurückbefördern, nicht mehr in den Urlaub bringen. In den Flugzeugen Richtung Griechenland und Co. sitzen gerade also nur Kunden anderer Veranstalter und solche, die lediglich einen Flug gebucht haben und keine Pauschalreise. Dazu kommt: Auch bei den Flotten gibt es Überschneidungen zwischen den fünf Airline-Töchtern von Thomas Cook.

Veranstalter dürften Condor trotz der brenzligen Lage die Treue halten werden, nachdem Air Berlin und Germania bereits verschwunden sind. «Wir brauchen die Condor, damit wenigstens noch etwas Wettbewerb herrscht auf unserem Teil des Reisemarkts», so ein Manager eines Reiseanbieters zur Wirtschaftswoche. Ein anderer sagt: «Wenn jetzt Condor wegfällt, haben wir nur noch Tuifly. Aber die ist so klein, dass wir besonders auf der Langstrecke nur noch die Wahl haben zwischen Eurowings und Eurowings.»

Was tut Lufthansa?

Offen ist derweil, wie Lufthansa sich positioniert. Im Mai, als die Thomas-Cook-Fluglinien Airline kurz zum Verkauf ausgeschrieben waren, hatte Lufthansa ein nicht bindendes Angebot für die deutsche Airline von Thomas Cook abgegeben. «Wir glauben, dass wir der Condor eine Perspektive bieten und die Einheit des Unternehmens erhalten können, mit Lang- und Kurzstrecke», sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr damals.