Letzte Aktualisierung: um 18:39 Uhr

Ausbildung

Warum Lufthansa-Crews bei Tuifly oder Air France fremdfliegen

Schon bald bekommt Lufthansa ihre erste Boeing 787. Um Piloten und Pilotinnen zu schulen, braucht die Airline Hilfe von der Konkurrenz.

Bis die Boeing 777X für Lufthansa fliegt, vergeht noch etwas Zeit. 2023 wird es so weit sein. Doch schon jetzt hat die Fluggesellschaft mit der Ausbildung der Cockpitbesatzungen begonnen. Sieben Piloten der Airline werden derzeit für die Boeing 777 und die Boeing 787 geschult.

Um auf der Boeing 777X zugelassen zu werden, wird dann noch eine weitere Schulung nötig sein, da es bei den Verfahren am Boden und im Flugzeug noch Unterschiede gibt. So hat etwa die Boeing 777X berührungssensitive Bildschirme im Cockpit, sowie die komplett neu entwickelte, klappbare Flügelspitzen. Für die Boeing 787 braucht es nach der Ausbildung für die Triple Seven noch eine zweiwöchige Schulung.

Sieben Ausbildner werden zuerst geschult

Derzeit trainieren die Piloten aber noch auf Boeing 777 und Dreamlinern. Auf letzteren liegt denn auch der Fokus, denn Lufthansa hofft, im kommenden Sommer mit den neuen Jets abzuheben. Die sieben Piloten, die sich derzeit in der Schulung befinden, werden als Ausbilder fungieren.

Wenn die Boeing 787 schließlich eintreffen, wird nach und nach immer mehr fliegendes Personal gebraucht. Pro Langstreckenflugzeug rechnet man mit rund 20 Pilotinnen und Piloten. Bei vier bis fünf 787 im kommenden Jahr wären es also 80 bis 100.

Auf Boeing 777 bei Swiss ausgebildet

Doch bislang fliegen für Lufthansa weder Dreamliner noch Boeing 777. Wie bildet man also Pilotinnen und Piloten für die Flugzeuge aus? Dabei greift ein Verfahren, auf das viele Fluglinien weltweit zurückgreifen: man arbeitet mit der Konkurrenz zusammen. Die eigenen Angestellten fliegen also fremd bei anderen Gesellschaften.

Bei der Boeing 777 kann die Lufthansa zumindest teilweise auf Airlines der eigenen Gruppe zurückgreifen. So wurden Piloten rund vier Monate lang bei Swiss geschult – im Simulator und im Flugbetrieb. Aber auch bei Air France waren sie im Einsatz. Flüge mit dem Dreamliner absolvieren die Lufthansa-Pilotinnen und -Piloten teils bei Tuifly Belgium.

Für Airlines neues Geschäftsfeld…

Natürlich sind es keine Freundschaftsdienste, welche die Konkurrentinnen Lufthansa erbringen. Wenn eine Airline für die Ausbildung bei einer anderen anklopft, wird dafür auch bezahlt. Für die Pilotinnen und Piloten kann das Ganze aber auch eine spannende Möglichkeit sein, mal den Betrieb bei einer anderen Airline kennenzulernen.

Es kann zudem ein ziemlich lukratives Geschäft sein. Jesper Rungholm, Chef der dänischen Linien- und Charterairline DAT etwa, sieht darin ein Geschäftsfeld, mit dem er gutes Geld verdienen kann. Denn sogar wenn eine Fluggesellschaft selbst über ein Flugzeug verfügt, heißt das nicht, dass die so einfach für Trainingsflüge verwendbar sind.

… das helfen kann, Kosten zu sparen

DAT kann dafür ihre Airbus A320 zur Verfügung stellen. Und das, so Rungholm, sei unter Umständen günstiger, als einen bei einer Leasingfirma geleasten Jet für zusätzliche Flüge zu nutzen.