Letzte Aktualisierung: um 21:34 Uhr

Nach Ende von Air Berlin

Vorwürfe, Freistellungen und Verlegungen

Verbindungen mit AB-Flugnummern sind Geschichte. Was nun mit den Flugzeugen von Air Berlin geschieht und wie es für die Mitarbeiter weitergeht, beginnt sich erst langsam abzuzeichnen.

Nach der Landung der letzten AB-Flüge am Freitagabend hat Air Berlin den Betrieb eingestellt. Was das für die Mitarbeiter umittelbar bedeutet, war jedoch in vielen Fällen nicht klar. Ein Mann vom Bodenpersonal sagte gegenüber aeroTELEGRAPH am Flughafen Düsseldorf, er wisse nicht, was ihn am Montagmorgen auf der Arbeit erwarte. Eine Flugbegleiterin erzählte von einem Dienstplan mit nur noch freien Tagen.

Allerdings schienen leere Dienstpläne vorerst nicht zwingend auch dienstfrei zu bedeuten. So berichteten Air-Berlin-Mitarbeitende aeroTELEGRAPH am Montagmittag, dass sie bereits am Wochenende wieder auf Eurowings-Flügen zum Einsatz gekommen seien.

Hunderte Mitarbeiter freigestellt

Die Nachrichtenagentur DPA schrieb dann unter Berufung auf eine interne Air-Berlin-Mitteilung am Montagnachmittag, die Fluggesellschaft habe nun Hunderte Mitarbeiter freigestellt, Piloten Flugbegleiter und Bodenpersonal. Die Angestellten werden demnach im November die Kündigung erhalten. Bis dahin sollen laut dem Schreiben ein Interessenausgleich und ein Sozialplan mit den Arbeitnehmervertretern vereinbart werden. Dem Bodenpersonal wurde der Wechsel in eine Transfergesellschaft in Aussicht gestellt.

Die Situation um die insolvente Airline und ihre Mitarbeiter ist kompliziert: Während erst Freitagnacht klar wurde, dass auch Easyjet 25 Flugzeuge von Air Berlin übernimmt, steht der Deal mit Lufthansa schon länger fest. Doch auch der ist nicht einfach. Die Gruppe will mit ihrer Tochter Eurowings 81 Flugzeuge übernehmen, inklusive der Air-Berlin-Töchter Niki und LGW, die nicht insolvent sind und den Betrieb fortführen. Ab dem 1. November sollen 17 Flugzeuge von LGW im Wetlease für Eurowings fliegen und 13 weitere von Air Berlin. Wiederum andere Flugzeuge darf die Lufthansa-Gruppe noch nicht sofort einsetzen.

Vorwürfe in Offenem Brief

So ist die Verwirrung groß. Die Zeitung Die Welt schreibt etwa, auch an den Flughäfen fehle Planungssicherheit. «So wurden in Düsseldorf mit dem Ende des offiziellen Air-Berlin-Flugbetriebs zunächst Airbus-Modelle und Turbopropmaschinen geparkt, die aber ab 1. November teilweise schon wieder eingesetzt werden», so das Blatt. Die B.Z. berichtete, dass am Sonntag acht Airbus von Air Berlin auf dem Gelände des noch im Bau befindlichen Hauptstadtflughafens BER parkten. «Die meisten Flugzeuge von Air Berlin werden in den kommenden Tagen nach Düsseldorf und Schönefeld verlegt», sagte ein Flughafen-Sprecher.

Weiter verunsichern könnte die Mitarbeiter ein Offener Brief von anonymen Angestellten von Eurowings Europe, das das Portal Austrian Aviation veröffentlichte. Das Schreiben beginnt mit den Worten «Liebe Kollegen der Air Berlin, liebe Kollegen anderer Airlines» und berichtet von schlechten Arbeitsbedingungen und mieser Stimmung. Die Verfasser behaupteten außerdem, dass sich nur sehr wenige Air Berliner bei Eurowings Europe bewerben würden und «auf die schlechten Konditionen, insbesondere bei Eurowings Europe in Wien, Salzburg, Palma und München einlassen wollen». So müsste «jetzt massiv extern angechartert werden muss um die Flüge durchzuführen», heißt es weiter.

Eurowings wehrt sich

Auf Anfrage von aeroTELEGRAPH reagierte Eurowings auf den Offenen Brief. «Auf den ersten Blick enthält er in weiten Teilen falsche Behauptungen», so ein Eurowings-Sprecher. Man halte sich zu 100 Prozent an das geltende Recht und Gesetz des jeweiligen Landes, in dem sich ein Flugbetrieb beziehungsweise Standorte befinde. Außerdem habe Sicherheit jederzeit oberste Priorität. «Wir wollen den Brief in seiner Gesamtheit zunächst einer faktischen und rechtlichen Bewertung unterziehen», kündigte der Sprecher an. Er betonte weiterhin, dass es falsch sei, dass sich nur wenige Air-Berlin-Mitarbeiter bewerben würden. So hätte Eurowings schon jetzt mehr als 400 Einstellungszusagen an Air Berliner gegeben.