Absturz in Schweizer Alpen

Warum die Junkers Ju-52 senkrecht zu Boden stürzte

Der Absturz einer Junkers Ju-52 von Ju-Air ist auf hochriskante Flugführung durch die Piloten zurückzuführen. Doch auch Betreiberin und Aufsichtsbehörde machten Fehler.

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Es war ein tragischer Unfall: Am 4. August 2018 stürzte eine Junkers Ju-52 des Rundfluganbieters Ju-Air in den Schweizer Alpen fast senkrecht zu Boden. Keiner der insgesamt 20 Passagiere und Besatzungsmitglieder überlebte. Die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle Sust untersuchte seither die Ursachen. Am Donnerstag (28. Januar) legte sie den Schlussbericht vor. Darin kommen Piloten und Betreiber schlecht weg.

Darin kommen die Experten der Behörde zu dem Schluss, dass die direkte Ursache für den Unfall «eine hochriskante Flugführung» war. «Die Piloten steuerten das Flugzeug in geringer Höhe, ohne Möglichkeit für einen alternativen Flugweg und mit einer für diese Verhältnisse gefährlich tiefen Geschwindigkeit in das enge Tal südwestlich des Piz Segnas», heißt es. Dabei geriet der Flieger in Turbulenzen, «wie sie im Gebirge in Geländenähe stets zu erwarten sind».

Schwerpunkt des Flieger zu weit hinten

Die beiden erfahrenen Piloten verloren in diesen Turbulenzen die Kontrolle über das Flugzeug und hatten wenig Raum für ein Abfangen der Ju-52. «Als Folge davon stürzte das

Flugzeug nahezu senkrecht zu Boden», schreibt die Sust.

Allerdings nennt der Bericht weitere Faktoren, welche die Entstehung des Unfalls begünstigten. So befand sich etwa der Schwerpunkt des Fliegers zu weit hinten - als Folge mangelhafter Flugvorbereitung und durch Fehler in einer Software von Ju-Air.

Ju-Air-Piloten hielten sich öfter nicht an Regeln

Die Sust kritisiert zudem: «Die Piloten des Unfallfluges und auch eine Anzahl anderer Piloten von Ju-Air hatten sich daran gewöhnt, Regeln für einen sicheren Flugbetrieb nicht einzuhalten und auch bei Flügen mit Passagieren hohe Risiken einzugehen.» Ju-Air habe die Risiken in seinem Flugbetrieb nicht erkannt, zahlreiche Regelbrüche seiner Piloten nicht verhindert, und verschiedene sicherheitsrelevante Voraussetzungen für den Betrieb mit Passagieren seit längerer Zeit nicht erfüllt.

Auch bei der Schweizer Aufsichtsbehörde, dem Bundesamt für Zivilluftfahrt Bazl, gab es Versäumnisse. «Die Aufsichtstätigkeit des Bazl vermochte zahlreiche Sicherheitsprobleme bei Ju-Air nicht zu erkennen beziehungsweise zeigte nicht genügend Wirkung», so der Bericht.

 «Gezielte Nachschulungen bezüglich Disziplin»

Die Sust hat acht Sicherheitsempfehlungen an das Bazl. So etwa: «Das Bundesamt für Zivilluftfahrt sollte sich für die Aufsicht über die historische Luftfahrt die notwendige Fach- und Methodenkompetenz aneignen oder von unabhängiger Seite verfügbar machen.»

Weiterhin enthält der Bericht sieben Sicherheitshinweise an Ju-Air sowie die betroffenen Betriebe der Flugzeuginstandhaltung. Einer lautet beispielweise: «Das Flugbetriebsunternehmen sollte mit seinen Flugbesatzungen gezielte Nachschulungen bezüglich Disziplin, Einhalten von Regeln und insbesondere des sicheren Fliegens im Gebirge und der Anwendung elementarer fliegerischer Grundsätze durchführen.»

Ju-Air verspricht Umsetzung

Ju-Air reagierte bereits auf den Bericht. Man werde die Untersuchungsergebnisse detailliert analysieren, daraus Schlüsse für den künftigen Betrieb ableiten und die Sicherheitshinweise umsetzen, heißt es. Im Hinblick auf die geplante Wiederaufnahme des Betriebs im Jahr 2023 werde man «dem Bundesamt für Zivilluftfahrt sämtliche Teile des künftigen Betriebs zur Prüfung vorlegen und unter anderem nachweisen, dass sie die Sicherheitshinweise der Sust umgesetzt hat».

Ju-Air erklärte weiter, die Frage einer fehlerhaften Planungsunterlage für die Schwerpunkteberechnung werde derzeit analysiert. «Erste Abklärungen ergaben, dass dieser Fehler bereits 35 Jahre vor dem Unfall passierte, seither zu keinerlei Problemen Anlass gab und wohl deshalb weder durch die Ju-Air noch durch die Aufsichtsbehörde entdeckt wurde», heißt es. «Sie dürfte aber dazu beigetragen haben, dass der Schwerpunkt des Flugzeuges zum Unfallzeitpunkt um drei Tausendstel außerhalb des zulässigen Bereiches lag.»

Im oben stehenden Video sehen Sie Erklärungen zum Hergang des Absturzes der Ju-52.

Den Schlussbericht zum Unfall der HB-HOT können Sie hier herunterladen.

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