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Emtrasur Cargo

USA wollen gestrandete venezolanische Boeing 747 beschlagnahmen

Ein iranisches Flugzeug wurde zum venezolanischen. Und blieb dann in Buenos Aires stecken - mit zwielichtigen Personen an Bord. Jetzt wollen die USA den Jet einkassieren.

19 Personen in einer Boeing 747? Das klingt zunächst nicht nach besonders viel. Doch wenn es sich um einen Frachtflieger handelt, lässt das aufhorchen. Normalerweise sind die Jets mit kleinerer Besatzung unterwegs. Das machte auch die argentinischen Behörden stutzig, als ein Jumbo der venezolanischen Emtrasur Cargo im Juni in Buenos Aires landete.

Wie sich dann herausstellte, waren neben 14 Venezolanern auch fünf Iraner an Bord der Boeing 747. Und die waren nicht auf der Passagierliste vermerkt. Offenbar haben die fünf Iraner gemäß dem argentinischen Geheimdienst auch Verbindungen zu den Quds-Brigaden, einer militärischen Eliteeinheit der iranischen Revolutionsgarden.

Insassen verhaftet

Der Iran und Venezuela sind weitgehend von der internationalen Gemeinschaft isoliert und unterstehen strikten Sanktionen. Und in diesem gemeinsamen Schicksal arbeiten sie seit vielen Jahren eng zusammen. Auch die Airlines. Die Boeing 747 stammt ursprünglich von der iranischen Mahan Air.

Die Insassen des Fliegers wurden verhaftet. Und der Jumbo-Jet steht seither in Buenos Aires. Allerdings nicht mehr lange, wenn es nach der Regierung der Vereinigten Staaten geht. Das Justizministerium der USA hat den argentinischen Behörden ein Ersuchen um die Beschlagnahme der Boeing 747-300M übermittelt.

Mahan Air auf der Sanktionsliste

Das Justizministerium erklärt, dass der Jumbo beschlagnahmt werden müsse, weil er ohne Genehmigung der USA von Mahan Air an Emtrasur übergeben wurde. Das verstoße gegen die US-Ausfuhrkontrollgesetze. «Wie in der Beschlagnahmeanordnung erklärt wird, hat Mahan Air im oder um den Oktober 2021 gegen die US-Ausfuhrkontrollgesetze verstoßen, als sie Emtrasur ohne Genehmigung der US-Regierung den Besitz und die Kontrolle über das Boeing-Flugzeug übertrug», heißt es in einer Erklärung.

Die iranische Fluggesellschaft landete schon 2011 auf der Sanktionsliste der Vereinigten Staaten. Die USA werfen ihr vor, Waffen zu transportieren und Soldaten in Kriegsgebiete im ganzen Nahen Osten zu fliegen. Amerikanischen Firmen dürfen mit ihr keine Geschäfte machen.

Einziges Flugzeug von Emtrasur

Später wurden auch sekundäre Sanktionen ausgesprochen. Das sind solche, die nicht direkt in den USA ansässige Personen und Unternehmen betreffen, sondern solche im Ausland. Dabei wird es Amerikanern und amerikanischen Firmen verboten, mit diesen ausländischen Unternehmen Geschäfte zu tätigen.

Sollten die USA den Jet tatsächlich beschlagnahmen, steht Emtrasur ganz ohne Flugzeug da. Die 36 Jahre alte Maschine war die einzige in der Flotte der Fluggesellschaft. Ein argentinisches Gericht hat inzwischen 12 der 19 festgenommenen Personen, die sich an Bord des Fliegers befunden hatten, freigelassen, hält aber sieben von ihnen weiter fest – vier Iraner und drei Venezolaner.

Ehemaliger iranischer General steuerte das Flugzeug

Auch der Kapitän der Maschine ist weiterhin in Haft. Gholamreza Qasemi soll ehemaliger General der Luft- und Raumfahrtkräfte der Islamischen Revolutionsgarden sein. Er war auch an den Flügen von Fars Air Qeshm beteiligt, mit denen Waffen und Munition via Libanon nach Syrien transportiert worden sind. Dass er für Emtrasur Flugzeuge steuert, macht die Behörden Argentiniens ebenfalls misstrauisch.