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Unfall von Aeromexico

Unausgebildeter Kopilot flog zum ersten Mal auf Embraer

Eine Embraer E190 von Aeromexiko verunglückte im vergangenen Jahr beim Start. Der Untersuchungsbericht zeigt: Am Steuer saß ein noch nicht fertig geschulter Pilot.

Die Ermittler waren sich schnell einig: Schlechtes Wetter war der Auslöser dafür, dass Ende Juli letztes Jahres eine Embraer E190 von Aeromexiko verunglückte. Sie hob beim Start in Durango zwar ab, setzte wenige Sekunden danach aber wieder auf und raste über die Startbahn hinaus. «Der externe Faktor war ein Scherwind», verkündete der Chef der mexikanischen Luftfahrtbehörde einen Monat später.

Nochmals fünf Monate später fand die Untersuchungsbehörde heraus: Der Kopilot, der an jenem Tag hinter dem Steuer saß und den Start ausführte, hatte seine Ausbildung für den Flugzeugtyp noch nicht abgeschlossen und er steuerte zum ersten Mal eine Embraer E190. Das war ebenfalls mit verantwortlich für den Unfall, den alle 103 Insassen überlebten.

E190 war nur aus Simulator bekannt

Erst drei Monate zuvor hatte der Pilot begonnen, seine Musterberechtigung für die Embraer E190 zu erlangen. Zuvor sammelte er knapp 3300 Flugstunden auf einem kleineren Turboprop-Flieger vom Typ Beechcraft King Air, ehe er damit begann, sich auf das größere Modell umschulen zu lassen, berichtet das Fachportal Flightgobal. Im Zeitpunkt des Zwischenfalls sammelte der Mann dafür bereits 64 Stunden in einem Flugsimulator. Wichtige Prüfungen, die für das weitere Training im realen Flugzeug notwendig sind, fehlten ihm noch.

Unklar ist noch immer, wie es dazu kommen konnte, dass der Novize am Steuer der Embraer E190 sitzen konnte. Vieles deutet jedoch darauf hin, dass die eigentliche Crew den Flug zur Ausbildung des unerfahrenen Piloten nutzen wollte. So nahm der Kopilot auf einem Reserve-Sitz Platz und überließ seinen Posten als sogenannter Pilot Flying, der für das Steuern des Flugzeuges zuständig ist, dem Auszubildenden. Dieser befand sich an jenem Tag zum aller ersten Mal am Steuer einer realen Embraer E190.

Schlechtes Zusammenspiel zwischen Piloten

Doch nicht nur dem Schüler fehlte die notwendige Qualifizierung. Auch dem Kapitän, der dem unerfahrenen Mann als Fluglehrer beistehen sollte, fehlten die Berechtigungen als Instruktor. Auch handelte er in der Krise zögerlich. Erst kurz nachdem das Flugzeug wieder am Boden aufschlug, übernahm der Kapitän das Steuer selbst.

Die Ermittler gehen noch immer davon aus, dass Scherwinde Hauptverursacher dafür sind, dass Flug AM2431 verunfallte. Dass das Flugzeug an jenem Tag von einer unqualifizierten Crew geflogen wurde, hat laut der Untersuchungsbehörde aber ebenso dazu beigetragen. So hat ein gestörtes Situationsbewusstsein zwischen den Piloten dazu gesorgt, dass die Crew wichtige Anzeichen übersahen, die auf die gefährlichen Winde hindeutete. Auch wichtige Vorschriften darüber, wie Cockpit-Mannschaften in kritischen Flugphasen miteinander kommunizieren sollen, hielt die Besatzung nicht ein.