Sustainable Aviation Fuel ist die große Hoffnung der Luftfahrtindustrie auf dem Weg zur Klimaneutralität. Doch nun fordert eine Umweltorganisation eine Änderung des Begriffs.
Fliegen ist schädlich für die Umwelt. Das wissen auch Fluggesellschaften und arbeiten mit verschiedenen Maßnahmen daran, bis 2050 das große Ziel der Netto-Null-CO2-Emissionen zu erreichen. Hoffnung der Branche sind die verschiedenen Arten von «Sustainable Aviation Fuel» (SAF) oder auf Deutsch «Nachhaltiger Flugkraftstoff».
SAF kann direkt in die aktuellen Flugzeugmuster getankt werden, ohne dass Umrüstungen nötig sind. Allerdings übersteigt die Nachfrage das Angebot bei Weitem. Im vergangenen Jahr wurden laut dem SAF-Monitor des Frankfurter Kompetenzzentrums Cena 1,9 Millionen Tonnen klimaschonender Treibstoff produziert. Zum Vergleich: Die kommerzielle Luftfahrt verbrauchte im gleichen Zeitraum insgesamt 305,6 Millionen Tonnen Kerosin.
Kritik kommt jetzt von der NGO Opportunity Green. In einem aktuellen Bericht fordert die Nichtregierungsorganisation die Luftfahrtbranche auf, den Begriff SAF nicht mehr zu verwenden. Aus ihrer Sicht ist der Begriff SAF rechtlich problematisch, da es sich um einen vagen Sammelbegriff handele, der eigentlich eine Vielzahl von Kraftstoffen mit völlig unterschiedlichen Umwelteigenschaften vereint.
Die Branche sollte stattdessen den präziseren Begriff «alternative Kraftstoffe» verwenden. Zusätzlich fordert die Organisation, dass Fluglinien ihren Kundinnen Kunden kein SAF als Emissionsausgleich verkaufen. Finanzinstitute sollten zudem Biokraftstoffe nicht als grüne Investition bewerben, fordert die Nichtregierungsorganisation.
Diese Unklarheit könnte für Airlines, Banken und Investoren rechtlich schwierig und letztlich teuer werden. Fluglinien sehen sich bereits Klagen wegen Greenwashing gegenüber. Investoren und Finanzinstitute, die Investitionen in alternative Kraftstoffe als «nachhaltig» bewerben, könnten zunehmend unter die finanzrechtliche Lupe genommen und im Zweifel zu Strafzahlungen verurteilt werden.
Es gibt zwei verschiedene Arten von Sustainable Aviation Fuels: biogene und synthetische hergestellt nachhaltige Kraftstoffe Biogene SAF werden aus Biomasse wie Pflanzenölen, Algen oder organischen Abfällen hergestellt. Eine bekannte Methode ist die HEFA-Technologie, bei der Pflanzenöle und Fette zu SAF raffiniert werden.
Synthetische SAF werden aus erneuerbaren Energien und CO2 hergestellt. Ein gängiges Verfahren ist Power-to-Liquid (PtL), bei dem Wasserstoff mit CO2 zu Synthesegas verbunden wird, aus dem dann Kerosin gewonnen wird. Ein weiterer Prozess ist das Fischer-Tropsch-Verfahren, das Synthesegas in Kohlenwasserstoffe umwandelt.
Synthetische hergestellte SAF gelten dabei tendenziell als umweltfreundlicher, besonders wenn sie mit erneuerbaren Energien produziert werden. Allerdings hängt die tatsächliche Umweltfreundlichkeit stark von den jeweiligen Produktionsbedingungen und der Herkunft der Rohstoffe ab.