Zuerst nahm sie eine Stichprobe. Jetzt stößt die amerikanische Luftfahrtbehörde eine größere Untersuchung an. Sie hat den Verdacht, dass auf Angestellte von Boeing, die an die Federal Aviation Administration FAA berichten, unangemessener Druck ausgeübt wird. Das geht laut den Zeitungen Wall Street Journal und The Hill aus einem Brief der FAA an den Hersteller vom 19. August hervor.
Es geht dabei um das System namens ODA, kurz für Organization Designation Authorization. Es ermöglicht der Luftfahrtbehörde, Aufgaben an Angestellte der Unternehmen zu delegieren, die sie kontrolliert. Diese Firmen stellen dafür Mitarbeiter ab, so auch Boeing.
Kritik an Unternehmenskultur
Die FAA hat zwischen Mai und Juli stichprobenartig 32 ODA-Mitarbeitende befragt. Sie kam zu dem Schluss: «Die Unternehmenskultur von Boeing scheint die Mitglieder der ODA-Einheit daran zu hindern, offen mit der Federal Aviation Administration zu kommunizieren», heißt es in dem Schreiben. «Darüber hinaus scheint die Organisationsstruktur starken Einfluss darauf zu haben, wie die Mitglieder der Einheit ernannt und geleitet werden und wie sie autorisierte Funktionen ausüben dürfen.» Das biete viel Gelegenheit zur Einmischung statt zur Unabhängigkeit.
Boeing erklärte, man nehme die Angelegenheit sehr ernst. Ein Sprecher sagte gegenüber The Hill, man ergreife sofort Maßnahmen zur Umsetzung der aktuellen FAA-Empfehlungen. «Wir wollen das Bewusstsein schärfen und die Mitarbeiter ermutigen, Fälle zu melden, in denen sie glauben, dass ein unzulässiger Druck ausgeübt wird», so der Sprecher.
ODA-Probleme bei 737 Max und 787
Außerdem sollen leitende Boeing-Manager in dem Werk unangemessen Druck auf ODA-Mitarbeitende ausübt haben, die mit der Überwachung der Qualitätskontrolle bei der Produktion des 787 Dreamliners beauftragt waren. Die Führungskräfte haben die abgestellten Mitarbeitenden demnach unter anderem zu schnelleren Freigaben gedrängt, sie schikaniert und ihnen gedroht, sie ersetzen zu lassen.