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«Der deutsche Markt ist interessant»

Die Krise trifft auch die Schweizer Regionalairline Skywork. Ihr Chef Tomislav Lang über Sparmaßnahmen, Auslandpläne und unverkäufliche Flieger.

Bern-Belp ist nicht gerade der Nabel der Welt. Zum Flughafen gelangt man über eine kleine Straße, links und rechts grasen Kühe. Doch für die Regionalfluggesellschaft Skywork ist der Flughafen die Heimbasis. 2010 übernahm Rolex-Erbe Daniel Borer zusammen mit Sebastien Mérillat die kleine Schweizer Airline. Mit umgerechnet rund 35 Millionen Euro aus seinem Vermögen baute er sie um und aus. Heute besitzt sie eine Flotte von acht Maschinen und fliegt damit ab Bern 29 Destinationen in zehn Ländern an. Das rasche Wachstum sorgte immer wieder für Stirnrunzeln. Und nun sprang auch noch der Investor von Skywork ab. Im Interview mit aeroTELEGRAPH sprich Geschäftsführer Tomislav Lang über die Zukunftspläne.

Ihr zentraler Geldgeber Daniel Borer zog sich als Investor bei Skywork weitgehend zurück. warum?
Tomislav Lang: Herr Borer sah seine Aufgabe als Business Angel erfüllt und widmet sich nun wieder anderen Geschäften. Seit vergangenem Freitag gehören seine Anteile offiziell Sebastien Mérillat und mir. Er hat sie an uns verkauft. Herr Borer selbst hält noch 20 Prozent.

Wenn Skywork keinen Business Angel mehr braucht ist die Airline denn nun erwachsen und gesund?
Lang: Wir verzeichnen steigende Verkehrszahlen und erzielten 2012 ein gutes Jahresergebnis. Die Eigenkapitalquote liegt bei 90 Prozent. Das Bundesamt für Zivilluftfahrt bestätigte uns, dass wir mit unserem Businessplan fortfahren sollen. Die finanziellen Mittel haben wir und sie sind auch weiter gesichert. Wenn die Luftfahrtbranche wieder etwas Aufwind bekommt, sollten wir im Sommer die Gewinnschwelle überschreiten. 2014 werden wir dann den ersten Jahresgewinn schreiben.

Und wie ist die Stimmung in der Branche?
Lang: Das ist die alte Frage: Ist das Glas halb voll oder halb leer? Ich bin selbst zum Beispiel gerade erst erschrocken über die Meldung, dass Augsburg Airways nun endgültig am Ende ist. Gleichzeitig eröffnet uns das als einem der letzten verbliebenen Anbieter in dieser Nische ganz neue Chancen.

Heißt das, Sie wollen nach dem Aus einige der Strecken abgreifen?
Lang: Konkret auf die Strecken von Augsburg schauen wir nicht. Aber wir überlegen: Ist das Geschäftsmodell mit der Basis Bern das einzig mögliche oder gibt es da weitere Möglichkeiten? Bern ist eine der Nischen, in denen wir weiter gesund wachsen können. Aber auch der deutsche Markt bietet ein sehr interessantes Umfeld. Wir planen strategisch, ob es in Deutschland für uns weiteres Wachstum gibt.

Momentan liegt ihr Fokus noch eher auf dem bestehenden Geschäft und da ist sparen angesagt. Sielancierten bereits letztes Jahr ein drastisches Kostensenkungsprogramm. In fünf Jahren sollten die Ausgaben um 40 Millionen Franken gesenkt werden. Steht dieses Ziel noch oder mussten Sie nun mehr sparen?
Lang: Wir wollen nicht nur sparen, sondern auch die Erträge steigern. Dabei befinden wir uns auf Kurs. Daher haben wir auch unser neues Lohnmodell lanciert. Aber wir denken auch über Effizienzsteigerungen bei Organisation und Technik nach.

Sie erwähnten die neue Lohnstruktur. Piloten und Flugbegleiter erhalten einen kleineren Fixlohn und dann einen Bonus, wenn Sie viel fliegen. Sie verunsicherten damit die Belegschaft.
Lang: Sicherlich gibt es Turbulenzen und es gibt auch immer diejenigen, die das nicht akzeptieren. Das Modell ist ja immerhin freiwillig. Jeder kann entscheiden, ob er es annimmt oder nicht. Fakt ist: Wie alle anderen in der Branche müssen wir etwas tun. Unsere Optionen waren die harte Tour mit Kündigungen oder die sanfte mit dem neuen Modell, mit dem wir Arbeitsplätze erhalten. Aber klar, man muss sich fragen: Wie würde ich in so einer Situation reagieren?

Und wie würden Sie?
Lang: Zuerst wohl skeptisch. Doch jetzt, wo sich die Wogen glätteten und der ein oder andere auch mal schaute, wie es in der Branche sonst so aussieht, wird es besser. Ruhig ist es noch nicht. Aber immerhin erhielt ich auch heute Nachrichten von Crews, dass sie mitmachen. Bis Ende Woche wollen wir das abschließen. Bisher stimmten weit über 50 Prozent der Angestellten dem Modell zu.

Und was droht dem, der nicht zustimmt?
Lang: Es ist sicher nicht so, dass diesen Angestellten morgen gekündigt wird. Es gibt da auch Härtefälle. Wir werden alles ausgiebig prüfen.

Viele andere Airlines sparen auch mit einer Kürzung des Streckennetzes. Ist das ebenfalls geplant?
Lang: Wir haben eher Optimierungen vorgenommen. Einige Routen mussten wir streichen, wie etwa die nach Belgrad. Auch die nach Madrid fiel komplett aus dem Programm. Die Wien-Flüge haben wir von einem doppelten Tages-Randflug auf eine Mittagsverbindung reduziert. Gleichzeitig werden wir aber zum Beispiel ab Mai München und Bern im doppelten Tagesrand verbinden.

Und die Flotte verkleinern Sie nicht?
Lang: Entscheidungen darüber fällen wir frühestens Ende Jahr. Jetzt geht es darum, mit der bestehenden Flotte effizienter zu arbeiten. Wir sehen da unheimlich viel Potenzial zum Beispiel bei der Wartung. Wenn wir das effizienter gestalten, lässt sich einiges rausholen. Denn wenn ein Flugzeug zu lang am Boden bleibt, ist das sehr teuer.

Sie schrieben kürzlich drei Dash 8-400 zum Verkauf aus. Mit Erfolg?
Lang: Grundsätzlich gehören alle acht Flugzeuge der Leasinggeberin Centaurium Aviation. Zwei davon managen wir, die anderen leasen wir. Für die Dornier, die ausgeschrieben waren, gibt es konkret keine Angebote. Der Markt ist gesättigt mit Flugzeugen. Im Einsatz sind die Maschinen für uns nicht. Aber wir können jederzeit darauf zugreifen.

Früher interessierte sich Skywork für den Kauf von Embraer-Jets. Steht das noch zur Debatte?
Lang: Ich würde mich sehr freuen, wenn ich mal ein werksneues Flugzeug bei Embraer in Brasilien abholen kann. Das ist aber Zukunftsmusik. Konkrete Flottenplanung gibt es frühestens 2014.