Boeing 787 von KLM: Die Airline konnte die FAA nicht von ihren Argumenten überzeugen.

DreamlinerSitze in Boeing-787-Cockpits müssen umgerüstet werden - Verletzungsgefahr

Die amerikanische Luftfahrtbehörde wird die Umrüstung von Kapitänssitzen in Boeing 787 vorschreiben. Grund ist ein Risiko durch einen Notfallmechanismus in der Cockpittür.

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Betreiber von Boeing 787 müssen Kapitänssitze umrüsten. Das wird die amerikanische Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration FAA in einer Lufttüchtigkeitsanweisung (Airworthiness Directive, kurz AD) vorschreiben, wie aus einer aktuellen Ankündigung (Notice of proposed Rulemaking, kurz NPRM) im Amtsblatt der Regierung hervorgeht.*

Der Grund: In der Dreamliner-Cockpittür ist ein Dekompressionspanel verbaut, das bei einem schnellen Druckabfall im Cockpit oder unterhalb des Cockpits herausfliegt. «Das Dekompressionspanel öffnet sich in etwa 20 bis 50 Millisekunden», erklärt die FAA.

Risiko von «möglicherweise tödlichen Verletzungen»

Wenn der Kapitänssitz, also der linke Sitz im Cockpit, in diesem Moment vollständig nach hinten geschoben und vollständig nach hinten geneigt ist, könnte das Panel die Kopfstütze oder im schlimmsten Fall Kopf oder Gesicht des Piloten oder der Pilotin treffen, so die Behörde. Das könnte «zu schweren oder möglicherweise tödlichen Verletzungen» führen.

Eine erste Ankündigung zur neuen Anweisung hatte die FAA schon im Februar veröffentlicht, mit Zeit zur Kommentierung. Kommentare kamen von American Airlines, Air France, Boeing, British Airways, KLM und einer Einzelperson. Zwar stimmte die FAA Boeings Kommentar zu, nicht nur wie in der ersten Version der vorgeschlagenen Anweisung von einem Druckabfall im Cockpit zu schreiben, sondern im Cockpit oder unterhalb des Cockpits. Doch dem Großteil der Kommentare stimmte die Behörde nicht zu.

Airlines sorgen sich um Ruhepausen im Cockpit

Dabei ging es oft um alternative Vorschläge wie etwa das Anbringen eines Hinweisschildes, das die entsprechende Sitzeinstellung untersagt. Allerdings argumentierten KLM, Air France und British Airways auch generell, dass ohne eine entsprechende Sitzeinstellung die Möglichkeit für Ruhepausen im Cockpit (Controlled Rest) eingeschränkt sei, was ebenfalls ein Sicherheitsrisiko darstelle. «Air France gab an, dass die Sitzmodifikation es den Piloten unmöglich macht, effektiv zu ruhen», heißt es, was die Airline dazu zwingen würde, einen dritten Piloten oder eine dritte Pilotin einzusetzen oder das 787-Streckennetz anzupassen.

Die FAA stimmte all diesen Kommentaren aber nicht zu. Man sei durch Auswertung von Flottendaten und durch Risikoanalysen zu dem Schluss gekommen, «dass das Risiko für die Flugbesatzung inakzeptabel ist und eine Verzögerung dieser Maßnahme unangemessen wäre». Fluglinien werden drei Jahre Zeit erhalten für eine Umrüstungen der Sitze, die dafür sorgt, dass diese nicht mehr in die Position mit Risiko gebracht werden können.

Nicht das erste Problem mit 787-Cockpitsitzen

British Airways hatte zuvor argumentiert, womöglich sei der Umbau aller betroffenen Sitz in der Flotte aufgrund von Engpässen bei den durchführenden Firmen nicht innerhalb von drei Jahren möglich. Doch auch diesen Einwand schmetterte die FAA ab.

In diesem Jahr hatte es bereits ein anderes Problem mit Dreamliner-Cockpitsitzen gegeben. Bei einem Vorfall in einer Boeing 787 von Latam im März 2024 hatte eine Flugbegleiterin unbeabsichtigt den Sitz des Kapitäns bewegt, was durch einen technischen Defekt möglich war. Der Jet sackte ab, es gab Verletzte. Anschließend forderte Boeing die 787-Betreiber zu Inspektionen und Korrekturmaßnahmen auf, später schrieb auch die FAA dies vor.

Zuerst hatte das Portal PYOK über die aktuelle NPRM berichtet.

*Update: Mittlerweile hat die FAA die AD veröffentlicht. Darin heißt es: «Diese Lufttüchtigkeitsanweisung (AD) tritt am 12. November 2024 in Kraft.»

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