Der Moment des Unfalls: Die McDonnel Douglas MD-11 geht in einem Feuerball auf.

Flug 5X2976Ein Triebwerk der verunglückten McDonnell Douglas MD-11 von UPS fiel beim Start ab

Elf Menschen starben beim Unglück in Louisville. Doch was führte genau zum fatalen Crash der McDonnell Douglas MD-11 von UPS? Was bisher bekannt ist.

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Nur Sekunden nach dem Start ein riesiger Feuerball und Explosionen. Es war ein Schock, was Beobachterinnen und Beobachter in Louisville am Dienstagabend (4. November) sahen. Eine McDonnell Douglas MD-11 F von UPS Airlines verunglückte beim Start und stürzte in ein Gewerbegebiet. Dort befand sich auch eine Ölrecyclinganlage.

Die Ermittlungen zum schlimmen Unglück befinden sich erst im Anfangsstadium. Doch einiges ist schon bekannt. Die Fakten in der Übersicht:

Der Flug: Flug 5X2976 führt von Louisville in Kentucky, wo UPS Airlines auch ihren Sitz hat, nach Honolulu in Hawaii. UPS Air Cargo führt ihn drei Mal in der Woche mit einer McDonnell Douglas MD-11 durch. In der Regel dauert er zwischen achteinhalb und neun Stunden.

Das Flugzeug: Die verunglückte McDonnell Douglas MD-11 F von UPS Airlines trug die Registrierung N259UP und war das zwölfte Exemplar, das im Werk Long Beach gebaut wurde. Das Flugzeug wurde am 19. Juli 1991 an Thai Airways International ausgeliefert. Nach seiner Zeit als Passagierjet wurde es 2006 zu einem Frachter mit großer seitlicher Ladeluke umgerüstet und ging im April 2007 in den Dienst von UPS über.

Stationiert war der MD-11 zuletzt am Louisville International Airport. Der 34 Jahre alte Dreistrahler war mit drei Triebwerken vom Typ GE CF6 ausgestattet, verfügte über ein maximales Startgewicht von 273 Tonnen und hatte bis zuletzt rund 68.000 Flugstunden und mehr als 23.000 Starts und Landungen absolviert. Der aktuelle Marktwert der Maschine lag laut Colalteral Verifications bei etwa 12,6 Millionen Dollar.

Die Opfer: Alle drei Besatzungsmitglieder von Flug 5X2976 sind ums Leben gekommen. Am Boden gibt es bislang acht Todesopfer, die Zahl könnte aber noch steigen. Mindestens 15 Menschen sind verletzt worden. Einige Menschen werden noch vermisst.

Was geschah vor dem Flug? Die MD-11 hatte sich zuletzt vom 3. September bis zum 19. Oktober in der Wartung in San Antonio befunden. Laut dem auf Zwischenfälle spezialisierten Portal Aviation Herald berichteten Augenzeugen, dass der Frachter am Tag des Fluges rund zwei Stunden lang am linken Triebwerk gewartet worden war. Dieses scheint aktuell ein Hauptproblem gewesen zu sein.

Der Flugverlauf: Nur wenige Sekunden dauerte der Unglücksflug. Schon bei der Beschleunigung und dem Anheben der Nase löste sich laut Aviation Herald das linke Triebwerk, im Jargon Triebwerk Nummer 1 genannt. Es gab ein Feuer und das Flugzeug stürzte nur kurz hinter dem Pistenende in ein Gewerbegebiet. Es war voll betankt. Am Boden kam es zu einem Großbrand, weil sich dort auch eine Ölrecyclinganlage befindet. Er ist mittlerweile unter Kontrolle.

Nach dem Crash: Der Louisville Muhammad Ali International Airport stellte nach dem Unglück den Betrieb vorübergehend ein. Am Mittwoch (5. November) begann er langsam, wieder Flüge abzufertigen und Starts und Landungen zuzulassen. UPS gab bekannt, den Betrieb im Logistikzentrum Worldport in Louisville vorübergehend einzustellen. Das ist einschneidend, denn es handelt sich dabei um eines der größten Luftfrachtzentren der Welt. Die Untersuchungsbehörde NTSB entsandte ein Ermittlungsteam an den Unfallort. UPS erklärte, eng mit ihr und der Luftfahrtbehörde FAA zusammenzuarbeiten.

Die McDonnell Douglas MD-11: Weltweit sind derzeit noch 58 McDonnell Douglas MD-11 im aktiven Einsatz, weitere 51 stehen eingelagert. Das durchschnittliche Flottenalter liegt bei rund 31 Jahren. Größte Betreiber sind gemäß Zahlen des Datenanbieters Cirium Fedex Express mit 17 aktiven und 29 geparkten Exemplaren sowie UPS mit 14 in Betrieb und zwei in Reserve. Western Global Airlines betreibt noch vier Exemplare, zwölf weitere sind abgestellt. Je nach Betreiber variiert das Alter der MD-11 zwischen 25 und 36 Jahren.

Die Interpretationen: Das am Rande der Piste gefundene Triebwerk könnte entscheidend sein, um die Ursache des UPS-Absturzes in Louisville zu klären. «Das ist ein großer Hinweis und gibt der Unfallermittlungsbehörde NTSB eine gute Vorstellung davon, was das Ganze ausgelöst haben könnte», sagte Mary Schiavo, frühere Generalinspektorin des US-Verkehrsministeriums, gegenüber dem Nachrichtensender CNN.

Er erklärte, dass der Umstand, dass sich das Triebwerk noch vor dem eigentlichen Aufprall und dem Feuerball vom Flugzeug löste, auf einen sogenannten uncontained engine failure hindeute – also einen Triebwerksschaden, bei dem Teile unkontrolliert nach außen geschleudert werden. «Durch die enorme Fliehkraft können sich Triebwerksteile durch den Rumpf schneiden und etwa Treibstoffleitungen beschädigen», so die Expertin. Normalerweise sind die Triebwerke allerdings über stabile Pylone fest mit dem Flugzeug verbunden. Etwas müsse diesen Mechanismus versagen lassen haben, so Schiavo.

Die Airline: UPS Airlines ist die Frachtfluggesellschaft des US-Logistikriesen United Parcel Service. Sie wurde 1988 gegründet und hat ihren Sitz am Louisville Muhammad Ali International Airport im Bundesstaat Kentucky, wo sich auch das Unglück ereignete. Von dort aus betreibt sie das zentrale Drehkreuz «Worldport», eines der größten Luftfrachtzentren der Welt. Die Airline verbindet mit ihren Maschinen täglich Hunderte Städte auf allen Kontinenten und gilt als Rückgrat des globalen UPS-Paketnetzwerks.

Die Flotte von UPS Airlines umfasst vor allem Großraumflugzeuge wie Boeing 747, 767 und 757 sowie McDonnell Douglas MD-11. Die Frachter transportieren jährlich Millionen Pakete und Frachtgüter für Unternehmen und Privatkunden. Das Netzwerk ist so ausgelegt, dass Sendungen, die abends aufgegeben werden, in vielen Regionen der Welt bereits am nächsten Morgen zugestellt werden können.

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