Die Untersuchung des Absturzes von Flug AI171 sorgt in Indien erneut für Wirbel. jetzt fordert sogar das oberste Gericht des Landes eine Stellungnahme der Regierung.
Am 12. Juni 2025 stürzte eine Boeing 787 von Air India nach dem Start in Ahmedabad ab. 241 von 242 Menschen an Bord starben, weitere 19 am Boden. Einen Monat nach dem Unglück veröffentlichte die indische Untersuchungsbehörde den ersten vorläufigen Untersuchungsbericht. Er zeigte, dass für beide Triebwerke des Jets die Treibstoffzufuhr abgeschaltet war und das Wiedereinschalten zu spät kam.
«In der Cockpit-Sprachaufzeichnung ist zu hören, wie einer der Piloten den anderen fragt, warum er abgeschaltet habe», hieß es im Bericht des Aircraft Accident Investigation Bureau AAIB . «Der andere Pilot antwortete, dass er dies nicht getan habe.» Als Reaktion warnte die indische Cockpitcrew-Gewerkschaft vor vorschnellen Schlüssen. Auch die deutsche Vereinigung Cockpit erklärte: «Der bisher vorgelegte Bericht lässt keinen eindeutigen Schluss auf eine absichtliche Handlung zu.» Es gebe viele Unklarheiten.
Dennoch waren in den folgenden Tagen in Medien etliche Einschätzungen zu lesen wie: «Alles deutet darauf hin, dass es ein Suizid war». Und rund zwei Wochen später sagte Bryan Bedford, Chef der amerikanischen Luftfahrtbehörde FAA, der Nachrichtenagentur Reuters: «Wir können mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen, dass es sich nicht um ein mechanisches Problem mit der Boeing-Treibstoffkontrolleinheit handelt.» Man sei «sehr zuversichtlich, dass es sich nicht um eine unbeabsichtigte Manipulation der Treibstoffkontrolle handelt».
Nun hat der Supreme Court of India, das höchste Gericht des Landes, Kritik geäußert zu den Vorgängen rund um den Bericht. Laut dem britischen Sender BBC sprach es von Indiskretionen der indischen Luftfahrtbehörde DGCA gegenüber Medien und einer «selektiven und stückweisen Veröffentlichung» der vorläufigen Ermittlungsergebnisse. So sei der Eindruck eines Pilotenfehlers erweckt worden.
Das Gericht verlangte die Gewährleistung einer fairen und unparteiischen Untersuchung und forderte die Regierung zur Stellungnahme auf. Es reagierte damit auf eine Public Interest Litigation, eine Art Klage, der Nichtregierungsorganisation Safety Matters Foundation.
Die Organisation hatte laut indischen Medien unter anderem erklärt: «Die Untersuchung muss zwangsläufig eine kritische Auseinandersetzung mit den eigenen Regulierungsmaßnahmen des Directorate General of Civil Aviation und möglichen Versäumnissen beinhalten.» Drei an der Untersuchung Beteiligte seien aber DGCA-Beamte, was einen schwerwiegenden Interessenkonflikt schaffe. Laut dem Portal Aviation Herald fordert Safety Matters Foundation auch eine Offenlegung der Daten des Flugdatenschreibers und der Transkripte des Stimmenrekorders von Flug AI171 samt synchronisierter Zeitangaben.