Nur zehn Monate später ereignet sich nun ein Vorfall, der Erinnerungen an das Unglück wachruft. Am 29. Oktober geriet die Boeing 737-700 von Southwest Airlines mit der Registrierung N280WN auf dem Anflug zum Flughafen Cleveland Hopkins International Airport in gefährliche Nähe zu einem Eurocopter EC-145. Das Passagierflugzeug war als Flug WN1333 aus Baltimore unterwegs und erhielt die Freigabe zur Landung auf Piste 6L, als der Rettungshubschrauber von Metro Life Flight den Luftraum des Flughafens querte - genau in der Anflugschneise des Jets.
Nur 800 Meter Entfernung zwischen Boeing 737 von Southwest und Hubschrauber
Der Youtube-Account Vasaviation hat den Funkverkehr des Zwischenfalls festgehalten. Dabei zeigt sich: Es kam zu einer massiven Unterschreitung der vorgeschriebenen Entfernungen. Die Boeing 737 und der Helikopter befanden sich auf gleicher Flughöhe, weniger als eine halbe Meile (rund 800 Meter) voneinander entfernt. Das Kollisions-Warnsystem TCAS der Boeing 737 von Southwest Airlines schlug Alarm, die Crew brach den Landeanflug ab und startete auf einer Höhe von rund 550 Metern durch. Die Landung gelang dann laut dem auf Zwischenfälle spezialisierten Portal Aviation Herald 13 Minuten später ohne Zwischenfälle.
Besonders brisant: Der Hubschrauberpilot hatte angegeben, das Verkehrsflugzeug «im Blick» zu haben, und versprach, die visuelle Trennung einzuhalten. Der Fluglotse wies mehrfach auf die Nähe des Southwest-Jets hin, griff aber nicht aktiv ein. Erst die Reaktion der Crew der Boeing 737 verhinderte offenbar Schlimmeres.
Abläufe in Lufträumen mit Flugzeugen und Helikoptern sollen überprüft werden
Nach dem Unfall im Januar hatte die Luftfahrtbehörde der USA angekündigt, die Abläufe rund um die gemeinsame Nutzung des Luftraums durch Helikopter und Passagierflugzeuge zu überprüfen. Der neue Zwischenfall zeigt, dass die Risiken weiter bestehen. Schon vor Jahren warnten Crews vor der «gefährlichen Nähe» von Rettungs- und Militärhubschraubern zu Verkehrsflugzeugen. Die FAA ist gefordert.
Unabhängiger Luftfahrtjournalismus braucht Auftrieb. Bei aeroTELEGRAPH arbeitet ein Team erfahrener Luftfahrtjournalistinnen und -journalisten, das die Branche seit Jahren begleitet. Für den Preis von weniger als einem Cappuccino im Monat lesen Sie werbefrei – und helfen, dass wir weiter kritisch und fundiert berichten können. Jetzt hier klicken und abonnieren