Ein seltsames Geräusch und leichte Vibrationen bei der Landung eines Airbus A380 von Emirates in Nizza entpuppten sich als Vorboten eines größeren Problems: Der Vorflügel war beschädigt. Inzwischen sind mehrere ähnliche Fälle bekannt. Airbus reagiert nun mit Inspektionsvorgaben für alle Betreiber des Superjumbos.
Es war ein ungewöhnliches Geräusch, das die Crew des Emirates-Fluges EK77 am 18. August 2023 bei der Landung in Nizza stutzig machte. Gemeinsam mit leichten Vibrationen trat es auf, als die Besatzung den Airbus A380 in die Konfiguration CONF 1 brachte – also mit ausgefahrenen Vorflügeln (Slats) in 20-Grad-Stellung. Noch war das Flugzeug auf rund 3500 Fuß Höhe, mit einer Geschwindigkeit von 212 Knoten unterwegs, alles innerhalb der zulässigen Werte.
Doch am Boden entdeckten Techniker einen erheblichen Schaden: Ein Slat an der rechten Tragfläche – außen neben dem Triebwerk – war auf der Ober- und Unterseite über weite Teile aufgerissen. Teile der Wabenstruktur im Inneren fehlten. Zunächst galt der Vorfall beim Emirates-A380 mit dem Kennzeichen A6-EOM als Einzelfall. Eine Kollision mit einem Vogel oder einer Drohne wurde früh ausgeschlossen.
Doch in den sieben Monaten nach dem Vorfall traten ähnliche Schäden bei drei Airbus A380 von Singapore Airlines auf. Auch hier zeigte sich delaminiertes Material an den Vorflügeln während des Ausfahrens.
Ein Produktionsfehler beim belgischen Hersteller Sonaca, der die Slates herstellt, wurde nicht nachgewiesen. Dafür zeigten die Analysen Verklebungsfehler, deren genaue Ursachen allerdings noch nicht feststehen.
Ab Januar 2026 will Airbus laut dem Fachportal Flightglobal daher A380-Betreibern sogenannte Service Bulletins zur Verfügung stellen. Diese enthalten Vorgaben, wie die betroffenen Slats künftig im Rahmen regulärer Wartung überprüft werden müssen. Vorgesehen sind wiederkehrende Inspektionen im Rahmen von A- und C-Checks, bei denen gezielt auf Risse, Ablösungen oder Delaminationen geprüft werden soll.
Vorflügel befinden sich am vorderen Rand der Tragfläche. Sie werden bei Start und Landung ausgefahren, beeinflussen die Luftströmung und mach es möglich, mit größerem Anstellwinkel zu fliegen. Im Reiseflug sind sie eingefahren, damit der Luftwiderstand so gering wie möglich ist.