Nach dem Absturz eines Dreamliners in Ahmedabad, fordert die Behörde von der Airline Unterlagen. Auch Flugschulen und Flughäfen wurden von der DGCA angeschrieben.
Mittlerweile ist die Zahl der offiziell bestätigten Opfer auf 274 gestiegen. Und noch immer ist völlig unklar, wie es dazu kam, dass die Boeing 787-8 von Air India am 12. Juni nach dem Start in Ahmedabad abstürzte. Die indische Luftfahrtbehörde hatte bereits die Überprüfung aller Dreamliner der Nationalairline gefordert. Nun will sie noch mehr
Das Directorate General of Civil Aviation DGCA hat Air India aufgefordert, umfassende Unterlagen zur Ausbildung der beiden Piloten von Flug AI171 sowie des verantwortlichen Flugdienstberaters (auch die englische Bezeichnung Flight Dispatcher ist geläufig) vorzulegen. Das geht aus internen Dokumenten hervor, die der Nachrichtenagentur Reuters vorliegen.
Das DGCA bezeichnet die aktuellen Schritte als Teil einer «regulatorischen Überprüfung». Im Fokus stehen dabei die Ausbildungs- und Qualifikationsnachweise des Cockpitpersonals und des Dispatchers. Zwar macht die Behörde in dem Schreiben keine konkreten Angaben zu Art und Umfang der angeforderten Dokumente – üblich sind in solchen Fällen aber unter anderem Einsicht in Trainingsverläufe, medizinische Tauglichkeitsnachweise und etwaige frühere Auffälligkeiten.
Auch Informationen zu den Ergebnissen früherer behördlichen Prüfungen bei Air India sollen laut dem Memo eingereicht werden – inklusive der Maßnahmen, die das Unternehmen daraufhin getroffen hat. Der Airline wurde eine Frist bis Montag gesetzt. Ob Air India der Aufforderung bislang nachgekommen ist, war zunächst unklar. Eine Stellungnahme seitens des Unternehmens oder der Behörde lag Reuters nicht vor.
Parallel dazu hat das DGCA in einem weiteren Schreiben vom 16. Juni auch alle indischen Flugschulen dazu aufgerufen, die Einhaltung ihrer Ausbildungsstandards zu überprüfen. Laut der Luftfahrtbehörde sollen Ausbildende insbesondere auf die Umsetzung von Verfahren bei Schulung, Wartung und Lizenzierung achten. Zudem wird eine engere Koordination mit benachbarten Flughäfen gefordert, um im Ernstfall schneller reagieren zu können. Die Behörde kündigte an, die Einhaltung dieser Maßnahmen im Rahmen von Audits zu kontrollieren.
Auch an anderer Stelle werden Maßnahmen verschärft. So plant die Regierung laut einem weiteren internen Schreiben eine großangelegte Notfallübung an staatlich betriebenen Flughäfen. Der Termin dafür ist auf den 30. Juni angesetzt. Ziel sei es, die Abläufe im Krisenfall zu überprüfen und zu optimieren.
Zwar koordiniert das DGCA erste Überprüfungen, doch liegt die formale Unfalluntersuchung bei einer anderen Stelle: dem Aircraft Accident Investigation Bureau AAIB, das dem indischen Verkehrsministerium unterstellt ist. Offizielle Ergebnisse oder vorläufige Erkenntnisse wurden bisher nicht veröffentlicht. Internationale Regel ist, bis 30 Tage nach dem Unglück einen ersten Bericht zu veröffentlichen, der aber meistens nur beschreibend ist.
Die Tragödie stellt sowohl Air India als auch Boeing vor neue Herausforderungen. Während sich die indische Nationalairline seit seiner Übernahme durch die Tata-Gruppe im Jahr 2022 im Umbruch befindet und dabei ist, ihren Ruf wieder zu verbessern, kämpft der Flugzeugbauer weiterhin mit den Folgen früherer Sicherheits- und Produktionsprobleme. Stephanie Pope, Chefin der kommerziellen Flugzeugsparte von Boeing, ist statt an die Luftfahrtmesse in Paris nach Delhi geflogen, um sich mit dem Management von Air India zu treffen.