Letzte Aktualisierung: um 13:15 Uhr

Rettungsplan

Tunisair entlässt 1200 Mitarbeiter

Tunesiens Regierung stimmte einer radikalen Umstrukturierung der kriselnden Tunisair zu. Während die Fluglinie massiv Stellen streicht, soll die Flotte wachsen.

Als Tunisair im vergangenen Jahr ihr 70-jähriges Bestehen feierte, gab es im Management trotz des Jubiläums kaum Grund zur Freude. Zwar wachsen Passagier- und Umsatzzahlen inzwischen wieder, doch die Airline hat seit dem Arabischen Frühling im Jahr 2011 immer noch mit Verlusten zu kämpfen. Hohe Schulden, eine Überbesetzung an Mitarbeitern sowie eine miserable Pünktlichkeitsquote ließ die tunesische Staatsairline vergangenes Jahr einen Rettungsplan ausarbeiten, dem die Regierung nun zustimmte.

Innerhalb der nächsten drei Jahre wird die Airline etwa 1200 Stellen abbauen, was ungefähr 15 Prozent der derzeitigen Belegschaft entspricht. Bis kommenden September wird Tunisair zudem ihr Netzwerk um ein Zehntel ausdünnen und ab Juni monatlich 200 Flüge streichen, schreibt die Reise-Nachrichtenseite Tourmag. Laut Angaben der Airline soll es sich dabei hauptsächlich um weniger profitable Routen innerhalb Afrikas handeln. Zudem sicherte die Regierung einen Hilfskredit von umgerechnet 50 Millionen US-Dollar zu.

Zwei von drei Fliegern sind zu spät

Tunisair möchte jedoch nicht auf die Notbremse drücken, sondern sich wieder zurück auf ein angemessenes Maß reduzieren. Seit einem Beschluss der tunesischen Regierung darf die Fluggesellschaft keine Dienstleister mehr einstellen und musste seither alle benötigten Arbeiter direkt beschäftigen. «Unsere Lohnkosten sind um 30 Prozent gestiegen, weil wir 1200 neue Mitarbeiter anstellen mussten» erklärte Kommerzchef Ali Miaoui vergangenes Jahr bereits im Interview mit aeroTELEGRAPH.

Dass die Airline in diesem Sommer weniger fliegen wird, soll vor allem bei der katastrophalen Pünktlichkeitsquote Abhilfe schaffen. Im letzten Jahr kam jeder zweite Tunisair-Flieger verspätet am Ziel an, vergangenen April waren sogar rund zwei Drittel der Flüge unpünktlich. Neben Pilotenmangel und schlecht koordinierter Wartung der Flugzeuge soll auch eine überforderte Infrastruktur am Flughafen Tunis-Carthage zu den Verspätungen beigetragen haben.

Langstrecke soll weiter wachsen

Trotz des massiven Stellenabbaus und des abgespeckten Flugplans soll es bei Tunisair aber dennoch wieder in Richtung Wachstum gehen. So hat die Gesellschaft in diesem Jahr bereits fünf zusätzliche Flugzeuge bei Wet-Lease-Anbieter angemietet und plant, weitere fünf weitere Flieger zu chartern. Neben Airbus A320 und Boeing 737 befindet sich mit einem Airbus A330 der litauischen Leasing-Gesellschaft Getjet auch ein Langstreckenjet darunter. Gegenüber aeroTELEGRAPH äußerte Miaoui bereits, dass die Airline zu ihren bisher zwei A330 zwei weitere eigene Exemplare bestellen möchte, um das Langstreckengeschäft weiter auszubauen.