Schon wenige Schritte von der Anlegestelle der Kreuzfahrtschiffe mitten in der Stadt zieren Graffiti die Fassaden des Strandkeien. Etwa «Selfie Surveillance», eine ironische Reflexion über Selfie-Zwang und Videoüberwachung. Und ja: CCTV ist in Stavanger in der Tat omnipräsent.
Kunst trifft Erdöl
Vleks Leichenzug «Future Ceremony», ein Abgesang auf fossile Brennstoffe, setzt an der Fassade des Clubs «Cementen» ein unübersehbares Zeichen – justament in jener Stadt, die durch Erdöl- und Erdgasförderung dem Land Milliardeneinnahmen beschert.
Stavanger Streetart am Hafen Peter Pfänder
Auf der anderen Seite des Hafenbeckens Vågen warten einige der spannendsten Streetart-Arbeiten. Beiderseits der Breigata, in der Bakkegata, der Salvågergata, der Netlandsmauet und in der für ihre knallbunten Häuser bekannten Øvre Holmegate.
Von Stencils bis Murals
Die Fassade der dortigen Hausnummer 24 B versammelt gleich mehrere Werke des Norwegers Andreas Hamran Færø. Ein populäres Werk des berühmtesten Stencil-Artists des Landes ist «Grenade Lovers», außerdem zu sehen sind «Girl with Teddy» und «Heart Phone».
David des Norwegers Martin Whatson neben dem Cafe Sirkus-Renaa Peter Pfänder
Fast zum Inventar gehört das 2009 auf den Sockel der Hausnummer 32 gesprayte «Untitled» des Kaliforniers David Choe und der New Yorkerin Swoon mit ihrem charakteristischen Linolschnitt-Style.
Augen auf in Stavanger
Stavangers Streetart-Credo: Augen auf, Blick nach unten! Gefragt sind Detektivsinn und genaues Hinsehen. Andernfalls übersieht man die Mini-Stencils von Jaune auf Lüftungsschächten, Verteilerkästen und Fassadenkanten.
Ovre Holmegate Hausnummer 32 von David Choe und Swoon Peter Pfänder
Unübersehbar dagegen ist das haushohe «Dünkelziffer» von Dot Dot Dot über dem kleinen Parkplatz in der Bakkegata, Ecke Salvågergata.
Kunst am Meer und im Geopark
Auch am Meer gibt es spannende Werke zu entdecken, zum Beispiel das Mural «The Last Traveller» am Parkhaus Jorenholmen und rund um das Norwegian Petroleum Museum. Dieses ist nicht nur thematisch weltweit einmalig – mit seinen Anspielungen auf Bohrplattformen und seiner Fassade aus Gneis ist es auch ein architektonischer Hingucker.
Stencil Bauarbeiter in Bakkergata Peter Pfänder
Graffiti zieren auch den Geoparken, einen Spielplatz aus Relikten der Erdölindustrie wie Riesenbojen und Pipelines.
Vom Schwarzen Gold zum weißen Reichtum
Dem Schwarzen Gold verdankt das Land so ziemlich alles. Noch vor 50 Jahren zählte Norwegen zu den ärmsten Ländern Europas. Exporteinnahmen lieferte nur die Fischerei. Die Wende kam mit der Entdeckung der Ölvorkommen in der Nordsee im Jahr 1969 und der klugen Vergabe von Bohr- und Förderrechten.
Ovre Holmegate Eingangsbereich Peter Pfänder
Längst ist Norwegen, das ironischerweise 100 Prozent seines Stroms aus Wasserkraft bezieht, dank immenser Öl- und Gasexporte mit einem BIP pro Kopf von 90.434 Dollar nicht nur das «reichste Land der Welt», sondern auch das mit dem weltweit höchsten Lebensstandard für alle. Der norwegische Staat verteilt den nationalen Reichtum gerecht unter seinen etwas mehr als fünf Millionen Bürgern.
Streetart auf Dackelschnauzenhöhe
Die geistreichen Miniaturen des belgischen Stencil-Künstlers Jaune sind nicht leicht zu finden, aber umso lohnender. Im Rahmen der Nuart-Festivals hat er sich immer wieder mit handgroßen Motiven von Straßenarbeitern in Warnwesten verewigt – für ihn die «Helden des Alltags», die unsere Städte in Bewegung halten.
Nicht zu übersehen ist hingegen der «David» des Norwegers Martin Whatson aus dem Jahr 2013 neben dem Café «Sirkus Renaa» im Østervåg.
INFO
Von München und Zürich mit SAS über Oslo oder mit KLM über Amsterdam ab 220 Euro.
Mehr über Streetart in Stavanger auf der Website nuart.com
Mehr über die AIDAnova, die mit LNG vor Norwegens Küste kreuzt, lest ihr hier.
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