Dank neuer Direktflüge wird das einst entlegene Los Cabos für europäische Reisende endlich greifbar. Die Region bietet eine beeindruckende Mischung aus maritimen Naturerlebnissen, luxuriöser Hotellerie und kultureller Authentizität.
«Das da so nah am Ufer? Eindeutig der Blas eines Buckelwales», meint Sol. «Und daneben ist noch ein kleinerer, stark!» Dann sind Mutter und Kalb auch noch zu hören! Darauf war niemand gefasst, auch nicht der sichtlich aufgeregte Guide vom Outdooranbieter High Tide. Derweil war die Wanderung durch die hügelige und mit Kakteen und Strauchwerk versehene Landschaft schon bis zum Wal-Erlebnis ein Highlight. Der sanft umwindete Logenplatz gut 100 Meter über dem Meer! Balzende Seelöwen! An den steilen Felsen fast schon kunstvoll zerschellende Wellen! Doch die Wale setzen dem Ausflug zum Punta Lobos die Krone auf.
In manchen Monaten wiederum ist es keine Überraschung, hier Buckelwale zu sehen. Etwa im Januar, wenn Tausende von ihnen zum Gebären in die warme Sea of Cortez ziehen und auf ihrem Weg am pazifischen Punta Lobos vorbeikommen. In dem zwischen der 1200 Kilometer langen Halbinsel Baja California und dem mexikanischen Festland gelegenen Golf von Kalifornien, von Meeres-Guru Jacques-Yves Cousteau als «Aquarium der Welt» bezeichnet, tummelt sich ohnehin einiges.
Von den hier vorkommenden über 800 Meerestierarten treffen wir bei mehreren Ausflügen in den Folgetagen einige persönlich. So staunen wir im Nationalpark Cabo Pulmo, wo wir mit Schnorcheln, Masken, Schwimmwesten und Sols Kollegen ins bewegte Wasser steigen, über Flöten- und Papageienfische, Wasserschildkröten und kompakt geformte Makrelen-Schulen, die sich am ältesten von gerade einmal drei Korallenriffen an der nordamerikanischen Westküste tummeln. Südöstlich von La Ventana, dem Hotspot für Kitesurfer schlechthin, kreuzen Koffer- und Schmetterlingsfische, kleine Oktopusse und vieles mehr unseren Tauchweg.
Vor der unbewohnten Insel Espíritu Santo geht es zu neugierigen Seelöwen ins Wasser, was nur noch von der Beinahekollision mit zwei Walhaien getoppt wird. Auf der Suche nach Plankton ziehen die weltgrössten Fische zwischen November und April regelmäßig ihre Runden vor der Stadt La Paz.
Dank strenger Auflagen dürfen zum Glück nur wenige Boote in «ihr» Terrain und auch nur maximal sechs Personen gleichzeitig ins Wasser. Gut für die Planktonfresser, gut fürs Gewissen und gut für die Gopro-Bilder. Statt Dutzenden Paddelbeinen wie andernorts genießt man freie Sicht auf die bis zu zehn Meter langen, aber harmlosen, weil vegetarischen und tiefenentspannten Haie. Was für ein Erlebnis!
Faszinierend ist auch eine andere Gattung: Grauwale, die durch die massenhafte Hautbesiedlung von Seepocken und Walläusen auffallen. «Alle Grauwale der Welt werden hier im Golf von Kalifornien geboren, bevor sie sich im Nordpazifik verteilen und erst zum Gebären wieder zurückkommen», erzählt am Tag drauf Emilio, als wir mit ihm und Glasboden-Seakayaks von der Playa Santa Maria zur Nachbarbucht Bahia Chileno paddeln.
Zwar sehen wir keine Wale, dafür jede Menge gelbe Segelflossendoktoren und andere grosse Schwärme. Man muss nur den Kopf unter Wasser halten, schon ist man mittendrin im Geschehen – und das keine fünf Meter vom belebten Sandstrand entfernt. Dahinter geht es wiederum sehr privat zu. «Dort wird gerade das wohl teuerste Haus Mexikos, womöglich gar Lateinamerikas gebaut», weiß Emilio.
Wer hinter dem die gesamte Landzunge einnehmenden Mega-Domizil steckt? Immer wieder fallen berühmte Namen, am häufigsten der von Amazon-Chef Jeff Bezos. Fakt ist, dass die Südspitze der Baja California seit Längerem ein Topziel von A-Prominenten wie Leonardo DiCaprio, John Travolta, Gwyneth Paltrow, Gisele Bündchen und Co. darstellt.
Doch auch «normale» Gäste sind in den vergangenen zehn Jahren derart verstärkt gekommen (sei es zum Heiraten, Partymachen oder Relaxen), dass hier und da schon vom neuen Cancún die Rede ist. An dessen über zehn Millionen Touristen im Jahr 2024 reichen Los Cabos‘ knapp vier Millionen zwar noch nicht heran. Doch der Trendpfeil von Baja California Sur geht so steil nach oben, dass man durchaus von Mexikos aufstrebendstem und aufregendstem Ferienort sprechen kann.
Nicht zufällig hat die «New York Times» Los Cabos zu den heißesten Reisedestinationen 2025 der Welt erkoren. Und mit dem im November aufgenommenen Condor-Direktflug, der zumindest im Winterhalbjahr zweimal die Woche Frankfurt und den Hauptort San José del Cabo verbindet, ist vielerorts die Hoffnung verknüpft, dass sich unter das stark US- und Kanada-geprägte Publikum künftig mehr Europäer mischen.
Das Angebot wird offenbar schon jetzt gut gebucht, doch wen genau zieht es dorthin? «Alle, die neugierig sind auf ein noch vergleichsweise unbekanntes Stück Mexiko», findet Valentina Toledo vom Tourist Board, «und die neben 350 Sonnentagen im Jahr eine ideale Balance zwischen Aktivurlaub und Erholung suchen.» Dafür sorgt eine Kombi aus weiten Stränden mit grossartigen (Unter-)Wassersportarten, einer bergigen und gerade zu Beginn der Trockenzeit überraschend grünen Landschaft – perfekt zum Wandern und Biken – sowie einer touristischen Infrastruktur, die höchste Qualität verspricht.
Klar, es gibt auch günstige und kleinere Hotels, doch es dominieren Häuser auf Vier- und Fünfsterneniveau. 2025 eröffnen unter anderem die luxuriösen Resorts «Amanvari» und «Vidanta East Cape». Schon länger geöffnet hat das weitläufige, moderne «Nobu», auf dessen Gelände auch zwei renommierte Golfplätze liegen. Insgesamt zählt Los Cabos 18 Golfanlagen.
Über hohes Renommee freuen sich auch das Ritz-Carlton-Haus «Zadún», das «One&Only Palmilla», das «Waldorf Astoria» und das stark auf Design setzende «Bahia Hotel Beach House». Auch kulinarisch kann sich Los Cabos sehen lassen: Das «Don Sánchez» überrascht mit mexikanischen Weinen und abgefahrenen Saucen, das «Cocina de Autor» wurde mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet.
Viel Luft nach allen Seiten genießen Gäste im Open-Air-Restaurant «Sunset Monalisa», das spektakulär über der Felsküste der Playa Monumentos thront. Auf der anderen Arco-Seite zaubert Anaisa Guevara im «La Frida» so fantasievoll, dass sie vom Magazin «Food & Wine Mexico» zur besten Neuentdeckung Mexikos gekürt wurde.
Den Donnerstagabend sollte man in San José del Cabo verbringen. Dann sind die Straßen der Innenstadt für Autos gesperrt. Beim Art Walk flanieren Einheimische und Touristen an Künstlerständen, Galerien und Bars entlang. Anders als im trubeligen Cabo San Lucas spürt man hier die Geschichte – etwa die der alten Jesuitenmission aus dem 18. Jahrhundert.
Kulinarischer Tipp zum Abschluss: die kunterbunte «Taqueria La Lupita». Die Taco-Auswahl ist riesig (Exotentipp: Grashüpfer!), ebenso die der Spirituosen. Wer sich nicht zwischen Tequila und Mezcal entscheiden kann, wählt einfach einen Mezquila – ein gelungener Kompromiss.
Tourismusbüro: Los Cabos Tourism Board, www.visitloscabos.travel/germany
Anreise: Condor fliegt seit November zweimal wöchentlich von Frankfurt nonstop nach Los Cabos, hin und zurück ab 650 Euro (nur im Winterhalbjahr). Alternativ gibt es Umsteigeverbindungen via Mexiko City oder USA. Für Reisende aus der Schweiz und Österreich empfiehlt sich die Zubringerverbindung nach Frankfurt. Bei der Einreise gibt es keine Visums- oder Impfvorschriften.
Outdooranbieter:
– High Tide: www.hightideloscabos.com
– Clandestino Travel: www.clandestino.travel
– Cabo Adventures: www.cabo-adventures.com/en
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