275 Kilometer vor Singapur wartet im Herzen des indonesischen Anambas-Archipels ein feines Hideaway. Es schlägt in puncto Nachhaltigkeit und Naturschönheit viele Malediven-Inseln, wie wir vor Ort erleben durften.
Nicht erst, wenn man barfuß im weichen, heißen Sand steht und den Blick einmal um 180 Grad schweifen lässt, glaubt man zu halluzinieren. Schon der Landeanflug auf das Mini-Archipel von «Bawah Reserve» berauscht. Ein paar von Riffen und Mangroven gesäumte Inselchen inmitten vom unendlichen, an alle Horizonte reichenden Blau. Es ist so schön am Arsch der Welt auf 2°30 N, 106°03 E! Gut 75 Seaplane-Minuten von der indonesischen Insel Batam.
Die nüchternen Zahlen zu Bawah Reserve lauten: 6 Inseln. 13 Strände. 3 Lagunen. 2 Restaurants. 70 Gäste maximal. 150 Mann Personal. Das Resort umfasst über 30 je 70 Quadratmeter große Tented Suites und Überwasser-Bungalows, eine Treehouse Lodge (140 Quadratmeter) sowie Zwei- bis Vierbett-Pool-Villen und die megaexklusive Elang Private Residence für bis zu 19 Gäste. 3 Bars. 0 TV-Kanäle. Lage: 275 Kilometer Luftlinie nordöstlich von Singapur und 355 Kilometer von der Küste Borneos. Das ist wirklich jwd.
15 Kilogramm im Koffer, nicht mehr! Vor der Anreise im Wasserflugzeug ist die Kunst der Reduktion gefragt. 15 Kilo Gepäck sind an Bord der Twin Otter erlaubt – nicht mehr. Wen beim Packen die Verlustangst übermannt, den mag es trösten, dass das Resort für seine Gäste neben einem kostenlosen täglichen Wäscheservice und Schnorchelausrüstung mit Flossen auch Sonnenhüte und korallenfreundliche Sonnencreme bereithält. Insektenschutzmittel ist verzichtbar, siehe unten…
Aber viel mehr als zwei Badehosen respektive Bikinis, Flipflops, ein paar Shirts, Shorts sowie eine Chino braucht man nicht. Highheels und Rahmengenähte können wie Sneaker zu Hause bleiben. Barefoot luxury eben …
Wer so weit ist, dass er ins Meer vor seinem Zelt springt, hat eine kleine, aber feine Odyssee hinter sich: Chauffeurdienst vom Hotel zum Tanah Merah Ferry Terminal in Singapur. In Begleitung eines Hosts erreicht man nach 30-minütiger Fahrt mit der Fähre die Insel Batam in Indonesien. Nach der Einreiseprozedur werden die Gäste zum Flughafen Hang Nadim gefahren. Von dort geht es in 75 Minuten im Wasserflug direkt zur Resort-Lagune.
Die 70 Quadratmeter großen Beach Suites sind eine Bambuskonstruktion mit großer Veranda unter einem weit geschwungenen Zeltdach, nur einen Kokosnusswurf vom Meer. Mit geöffneten Seitenwänden dösen die Gäste nah an der Natur, unterlegt vom Sound des Meers. Nachts rückt einem der Inseldschungel flötend, kreischend, schnatternd und trällernd auf die Pelle.
Wie verläuft so ein Tag auf Bawah Reserve? Schnorcheln am Dermaga Reef und Stand-up-Paddling rund um die Hauptinsel. Das ist mit den schnittigen Boards in gut 45 Minuten zu schaffen, inklusive Badestopp am Coconut Beach und Meerschildkröten-Beobachtung im glasklaren Wasser vor dem Mangrovensaum von Setigi Reef und Lidi Reef.
Die Unterwasserwelt vor der Haustür der Beach Suites ist weitgehend intakt. Von der Korallenbleiche, die auf den Malediven, im Barrier Reef und auf den Seychellen die Welt unter Wasser sterben lässt, ist (noch) nichts zu sehen.
Bunt und farbenprächtig ins Auge stechen dagegen hellblaue Steinkorallen, tiefblaue Seesterne sowie Schwarzspitzen-Riffhaie und große Schwärme von Papagei-, Doktor- und Fledermausfischen.
Zwar liegt das Resort inmitten des 12.000 Quadratkilometer großen Anambas Islands Marine Recreational Park, der seit 2014 mit zwölf anderen Schutzgebieten das Coral Triangle Marine Protected Area System bildet, die Natur aber war bis zum Erwerb von Bawah durch Dynamit- und Cyanidfischerei sowie Schleppnetzfischerei bedroht. Beim Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit geht Bawah Reserve weit über das hinaus, was Hotels ansonsten gern zur grünen Imagepflege machen.
Fällt zu wenig Regen, wandelt die resorteigene Osmose-Anlage Meerwasser in Trinkwasser um. Sie schafft 62 Liter in der Minute. Ist der Grundwasserspiegel ausreichend hoch, greift man auch auf Grundwasser zurück. Damit beim Kampf gegen Moskitos keine Chemie eingesetzt werden muss, gibt es ein pfiffiges System von Eiablagefallen: Neben jeder Unterkunft und in den Grünanlagen stehen Systeme aus kleinen Becken mit stehendem Wasser, in denen die Moskitos ihre Larven legen. Diese werden täglich manuell gesammelt und dann mechanisch vernichtet. Kein Gift belastet die Umwelt, kein DEET die Haut der Gäste.
«Bawah Reserve» betreibt die größte schwimmende Solaranlage Indonesiens. 18 Plattformen decken einen Großteil des Energiebedarfs und sparen jährlich über 170.500 Liter Diesel ein. Das Resort ist natürlich frei von Einwegplastik. Aber Nachhaltigkeit wird von den Besitzern weitergedacht: Der in Singapur ansässige Reeder und Unternehmer Tim Hartnoll führt mit seiner Frau Suzanne und acht Investoren nicht nur «Bawah Reserve», sondern unterstützt mit der Anambas Foundation den Schutz der Ökosysteme sowie die Verbesserung der Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung.
So hat die Stiftung mit Blick auf fehlende Abfallentsorgungssysteme im Archipel ein umfassendes Abfallmanagementprogramm eingeführt. Es umfasst neben Bildungsmaßnahmen zur Abfallvermeidung auch den Aufbau von Recyclingzentren und die Förderung von Wiederverwendung. Bis 2024 wurden in den 16 Gemeinden über 114 Tonnen recycelbarer Materialien gesammelt und weiterverarbeitet.
Die Zelt-Suiten nach Entwürfen des Singapurer Architekten Sim Boon Yang wurden aus Bambus errichtet. Für Duschen, Badewannen und Armaturen kam Recycling-Kupfer zum Einsatz. Solarpaneele – gut versteckt im dichten Pflanzengrün hinter jeder Suite – sorgen für heißes Wasser. Auf der Führung mit Cheftechniker I Ketut Wijaya sehe ich außerdem, wo und wie das Regenwasser in Zisternen gelagert, zu Trinkwasser aufbereitet und in Glasflaschen abgefüllt wird.
Kaum einer, der sich im weißen Sand aalt, ahnt wohl, dass er auf Fisch-Scheiße liegt. Zig Millionen Papageifische raspeln weltweit Algen von Korallenstöcken. Dabei geraten Stücke der Korallen in den Verdauungstrakt. Die Tiere stoßen diese nicht verwertbaren Reste als Kot wieder aus – in Form von feinkörnig gemahlenem Sand! Jeder Papageifisch produziert im Jahr zwischen 100 und – wie der riesige Büffelkopf-Papageifisch, der bis zu 40 Jahre alt werden kann – 1.000 Kilo jenes Stoffs, aus dem unsere «puderzuckerfeinen» Strandträume sind.
Wissenschaftler schätzen, dass gut 70 Prozent des Sands der Strände in der Karibik, auf den Malediven und Hawaii «Parrotfish Poop» seien. Umso wichtiger ist es in unserem eigenen Interesse, dass die Bestände an Riff-Fischen weltweit bewahrt bleiben und die Tiere nicht auf unseren Tellern landen – andernfalls verschwinden auch die Strände unweigerlich.
Reisedetails aus Deutschland, Österreich & der Schweiz:
Flüge aus Deutschland:
Frankfurt (FRA), München (MUC) und Berlin (BER) werden regelmäßig von Airlines wie Singapore Airlines, Lufthansa und Swiss nach Singapore Changi (SIN) bedient.
Ab der Schweiz:
Direktverbindungen mit Singapore Airlines und Swiss nach Singapur ab Zürich (ZRH).
Ab Österreich:
Routen via Frankfurt oder Doha mit Lufthansa, Austrian Airlines oder Emirates nach Singapur.
Weiterreise von Singapur nach Bawah
Empfohlenes Transferpaket: Chauffeurservice von Hotel oder Flughafen in Singapur zum Tanah Merah Ferry Terminal, 30 Minuten Fahrt mit Host-Begleitung zur Insel Batam (Indonesien), Fahrt zum Flughafen Hang Nadim auf Batam, 75 Minuten Seaplane-Flug zur Lagune von Bawah Reserve
Anreise über Batam
Wer Singapur umgeht, kann individuell nach Batam (Hang Nadim Airport, BTH) fliegen, z. B. von Jakarta oder Singapore Airlines. Dort übernimmt man den Tranferservice von ca. USD 800 pro Person, inklusive Wasserflugzeug.
Buchung und Preise:
Bei ausgewählten Veranstaltern oder direkt unter bawahreserve.com
Die Reise wurde unterstützt von Singapore Airlines und dem Resort «Bawah Reserve».
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