Während draußen im Minutentakt Pakete sortiert werden, halten Mechaniker im Hangar der DHL-Tochter EAT am Flughafen Leipzig/Halle Airbus und Boeing einsatzbereit. Ein Alltag zwischen Zeitdruck und Teamgeist.
Nachts pulsiert der Flughafen Leipzig/Halle wie kaum ein anderer Ort in Europa. 80 bis 90 Frachtjets landen dort jede Nacht, Pakete werden im Minutentakt sortiert, verladen und wieder in die Welt geschickt. Damit die Flotte zuverlässig rollt, braucht es ein eingespieltes Wartungsteam. Zuständig ist die European Air Transport, eine zentrale Airline im DHL-Konzern mit rund 40 eigenen Flugzeugen und Wartungsverantwortung für weitere 60 Flugzeuge – darunter auch die Boeing 777 F von Aerologic.
Im gigantischen Hangar, einer der größten freistehenden Hallen weltweit, treffe ich Fluggerätmechaniker Robert Kasupke. «Wir machen L-Checks, A-Checks, auch Daily Checks draußen auf der Rampe», erzählt er. «Von Triebwerks- bis Fahrwerkswechsel, Landeklappen tauschen – das volle Programm.» Die Arbeit läuft im Schichtbetrieb rund um die Uhr. Nachts bleibt oft nur eine Stunde, um Beanstandungen zu beheben. «Da herrscht manchmal Zeitdruck. Tagsüber können wir gründlicher in die Systeme reinschauen.»
Die Flotte vonEAT besteht vor allem aus Airbus A300 und Airbus A330. Viele davon sind keine Jungspunde mehr, doch Kasupke betont: «Durch die hohe Wartungsqualität sind die Maschinen in einem wirklich A-Zustand». Selbst die Lackpflege hat Handarbeit: Die Jets werden regelmäßig per Trockenwäsche von Hand poliert, damit sie in DHL-Gelb und Rot glänzen.
Der Alltag ist abwechslungsreich. Mal fehlen Schrauben, die innerhalb von Stunden aus Hamburg geliefert werden müssen. Mal steht ein Fahrwerkswechsel an – zwei bis drei Tage Arbeit für ein eingespieltes Team. Im Ersatzteillager liegen von der Dichtung bis zum kompletten Triebwerk alle erdenklichen Komponenten. Und immer gilt das Vier-Augen-Prinzip: «Wenn ich ein schlechtes Gefühl habe, sage ich Bescheid, und ein Kollege schaut nochmal drüber. So geht keiner mit Bauchschmerzen nach Hause».
Kasupke kennt die Unterschiede zwischen Airbus und Boeing. «Man merkt die unterschiedlichen Philosophien schon im Cockpit – Schalter, Anordnung, alles ein bisschen anders. Aber das Besondere ist: Jeder Tag bringt neue Herausforderungen». Sein Lieblingsflieger? «Ganz klar die Boeing 757. Sie ist simpel amerikanisch gebaut, elegant, macht einfach Spaß.»
Die Technik entwickelt sich weiter. Heute nutzt das Team Tablets statt Papierberge, Inspektionen am Rumpf erledigen Drohnen. Auch spektakuläre Einsätze gehören dazu: In Kopenhagen half Kasupke bei einem außerplanmäßigen Triebwerkswechsel. «Eine richtige Nacht-und-Nebel-Aktion. Ersatzteile mussten per 777 F eingeflogen werden. Am Ende haben wir in sechs Tagen das Triebwerk getauscht.»
Doch trotz Hightech bleibt es Handwerk. Selbst Tankbegehungen gehören zum Job: Ein Mechaniker kriecht in den entleerten Flügeltank, um Dichtungen und Strukturen zu prüfen. Oder er kontrolliert Triebwerke auf Vogelschäden. «Man kann nicht alles wissen, aber alles nachlesen», sagt Kasupke trocken.
Was ihn motiviert? «Das Team. Die Leute sind super, wir ziehen alle an einem Strang. Ich habe bis heute keinen Tag gehabt, an dem ich nicht gern hierhergekommen bin». Nach Feierabend gehts mit Kollegen auch mal Paddeln oder Kartfahren.
So klingt Wartung im DHL-Hub: international, hochpräzise – und überraschend familiär. Während draußen schon das nächste Frachtflugzeug rollt, bringt Kasupke es auf den Punkt: «Schnelle Jobs sind gut. Aber am meisten Spaß machts, wenn man ein kniffliges Problem löst – und beim nächsten Mal genau weiß, wie es geht.»
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