Letzte Aktualisierung: um 21:02 Uhr

Kommunikationsprobleme in San Francisco

Pilot von Qatar Airways nervt Lotsen mit zu vielen Fehlern

An verkehrsreichen Flughäfen ist eine effiziente und eindeutige Kommunikation zwischen Piloten und Lotsen unabdingbar. Vor allem, wenn Gefahr für Verwechslungen aktiver Pisten besteht. Dabei geriet ein A350 Pilot in San Francisco in Schwierigkeiten.

Qatar Airways Flug 738 verbindet täglich die Kalifornische Küstenstadt San Francisco mit dem Drehkreuz Doha, ein Airbus A350-1000 fliegt die über 13.000 Kilometer lange Route. Während mit einer Flugzeit von 15:25 Stunden geplant wird, kam es am späten Nachmittag des 11. Oktobers aber bereits in den ersten Minuten zu Problemen, die alles etwas herauszögerten.

Der San Francisco International Airport zeichnet sich durch sich rechtwinklig kreuzende Parallelpisten aus. Dabei werden im Normalbetrieb die kürzeren Pisten 01L/01R für Starts, und 28L/28R für Landungen verwendet. Vor allem Großraumflugzeuge verwenden aber gerne die wesentlich längeren Bahnen 28L und 28R für ihre Starts. Dies bedeutet in San Francisco allerdings, dass die beiden anderen Pisten auf dem Weg dorthin überquert werden müssen.

Verwirrung bezüglich Pistenbezeichnungen

Der Airbus A350-1000 mit Kennung A7-ANP verließ Gate A8 um 16:25 Ortszeit und begann unter Freigabe des zuständigen Lotsen zu rollen. Während oftmals Rollwege «Alpha» und «Lima» verwendet werden, um die beiden Pisten 01L/R zu umfahren, erhielt der Langstreckenjet mit Rufzeichen «Qatari One Eight November Heavy» einen etwas direkteren Weg via Taxiway «Hotel». Dieser kreuzt jedoch die beiden aktiven Pisten.

Und dann begann das Problem. Der am Funk sitzende Pilot des Airbus A350 wählte für die beiden Bahnen im Gespräch die Bezeichnung der entgegengesetzten Richtung, also «19» statt «01». In diesem Zusammenhang geschah der erste Fehler: Anstatt zu bestätigen, vor Piste 01L anzuhalten, gab der Pilot  «Hold Short of Runway 19L» (Runway 01R) zurück. Der Lotse erkannte den Irrtum und klärte das Missverständnis sofort.

Auf dem Weg zum Haltepunkt gab er dem Piloten ebenfalls den Befehl, auf der Tower-Frequenz mitzuhören, und einen Aufruf zu erwarten. Denn um aktive Pisten zu überqueren, wird eine entsprechende Freigabe des Tower-Lotsen vorausgesetzt. Diesem Befehl kommt der Pilot aber nicht nach.

Fünf Mal versuchte der Tower-Lotse erfolglos, den wartenden A350 zu kontaktieren. Der Ground-Lotse kam ihm zu Hilfe und befahl dem Piloten, endgültig die Frequenz zu wechseln. Als die gegenseitige Kommunikation gewährleistet war, erinnerte ihn der Tower-Lotse daran, «dass er auf seiner Frequenz sein muss, falls er bewegt werden will».

Der A350 erhielt die Freigabe, Runway 01L zu überqueren, und vor Runway 01R zu halten («cross runway 1L, hold short of runway 1R»), da ein Flieger von American Airlines sich gerade für den Start bereit machte. Der Airbus rollte zum nächsten Haltepunkt weiter.

Die beiden Haltepunkte des Rollweg «Hotel» vor Pisten 01L und 01R mit hervorgehobenen Bodenmarkierungen. Diese großen Markierungen am Boden sowie Tafeln sollen den Piloten bei der Orientierung helfen. (Screenshot Google Maps / Airbus)

Links-Rechts-Probleme

Schließlich erteilte der Tower-Lotse die Freigabe, Piste 01R zu überqueren, sowie die weitere Rollfreigabe bis zum Haltepunkt «Foxtrott» vor Piste 28L. Während der Pilot diesmal die Rollfreigabe und den Haltepunkt korrekt wiederholte, ließ er die Bestätigung der Freigabe zur Überquerung der aktiven Startbahn 01R weg.

Jedoch müssen sämtliche Freigaben, welche im Zusammenhang mit einem Runway stehen, wörtlich zurückgelesen werden. Der Tower-Lotse wiederholte deshalb seine Anweisungen. Aber anstatt die Anweisung fehlerfrei zurückzugeben, unterläuft dem Piloten ein weiterer Links-Rechts-Fehler. Zwar bestätigt er jetzt die Freigabe zur Überquerung der Piste 01R korrekt, verwechselt aber «Runway 28L» mit «Runway 28R».

«Bleiben sie auf meiner Frequenz!»

Langsam hatte der Lotse genug, zeigen Aufzeichnungen des Funks. Es seien jetzt «schon drei aufeinanderfolgende Rücklesefehler», der Pilot solle bitte «genauer zuhören». Dieser nimmt die Kritik zur Kenntnis und liest die Freigabe korrekt aber zögerlich zurück. Erneut will er nämlich die Startbahn 01R als «Runway 19L» bezeichnen.

Während der Lotse sich um den Qatar Airways Piloten kümmerte, hob in der Zwischenzeit die Maschine von American Airlines ab. «Entschuldigen sie, dass sie all dem zuhören mussten», gab der Lotse ihnen auf den Weg mit, bevor er einen Wechsel zur Abflug-Frequenz «Norcal (Northern California) Departure» befiehlt.

Anstatt dass aber der American Airlines Pilot sich zu Wort meldet, erklingt erneut die Stimme des Qatar Airways Piloten auf der Frequenz, welcher den Befehl des Frequenzwechsels erwidert. Dem Lotsen platzt der Kragen «Nein! Warum würden sie zu Norcal Departure wechseln? Ich arbeite immer noch mit ihnen. Ich habe zahlreiche Flugzeuge auf meiner Frequenz, hören sie auf ihr Rufzeichen! Bleiben sie auf meiner Frequenz!».

Start ohne Auffälligkeiten

Der A350-1000 rollte im Anschluss gemäss dem erteilten Befehl zur Piste 28L und überquerte diese nach der notwendigen Freigabe. Der darauffolgende Start zum Ultra-Langstreckenflug auf Runway 28R verlief ohne weitere Probleme. Eine Verabschiedung zwischen den beiden Parteien gab es übrigens nicht, da ein eigenständiger Frequenzwechsel von Seite der Piloten nach dem Start auf den Ost-West verlaufenden Runways 28L/28R vorgesehen ist. So landete das Flugzeug nach exakt fünfzehn Stunden Flugzeit und ohne weitere Vorfälle wieder in Doha.

Schauen Sie sich das untenstehende Video zum Vorfall auf Englisch an: