Auf Flügen der israelischen El Al kommt es immer wieder zu Chaos.
Ultraorthodoxe Juden an Bord

El Al hat ein religiöses Problem

Ultraorthodoxe Juden weigerten sich, auf Flügen von El Al neben Frauen zu sitzen. Darum kam es zu Verspätungen. Nun gibt es eine Petition gegen die Airline.

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/span>In den Tagen vor dem jüdischen Neujahrsfest Rosch ha-Schana, machen sich tausende Juden aus aller Welt auf den Weg nach Israel. Im Zuge dieser Feiertage kam es auf gleich zwei Flügen der israelischen El Al von New York nach Tel Aviv zu Verspätungen und Streit unter den Passagieren. Das Problem: Ultraorthodoxen Juden, den sogenannten Haredi, ist es untersagt, neben Frauen zu sitzen.

Elena Sztockmann ist eine ausgezeichnete jüdische Autorin, die sich seit vielen Jahren für die Rechte von Frauen im Judentum einsetzt. Auf dem Heimweg nach Israel von ihrer Leserreise in den USA, verspätete sich ihr Flug über eine halbe Stunde, weil ein ultraorthodoxer Jude sich weigerte, den Platz neben ihr einzunehmen.

«Ich begann zu weinen»

Sztockmann schreibt auf ihrem Blog «jewfem.com»: «Die Männer um mich herum sprachen über mich als sei ich nicht da. Schließlich schrie ich sie an: Wie würden Sie sich fühlen, wenn man sich weigert neben Ihnen zu sitzen nur weil Sie Jude sind? Sie ignorierten mich weiter und sprachen in der dritten Person von mir. Ich setze mich auf meinen Platz und begann zu weinen. Nach einer halben Stunde fand man einen anderen Passagier, der bereit war, sich neben mich zu setzen.»

Nur wenige Stunden später kam es auf derselben Strecke zu noch wüsteren Szenen, da gleich mehrere Haredi auf der Suche nach «frauenfreien» Pläzten waren. Über mehrere Stunden versuchten sie, ihre Misere zu lösen. Einige boten mitreisenden Paaren gar Geld an, damit diese sich auseinander setzen.

«Der Flug war ein elfstündiger Albtraum»

Die ultraorthodoxen, denen es nicht gelang, einen Sitz neben einem Mann zu finden, sprangen nach dem Start auf und standen während des gesamten Fluges im Gang. Eine Passagierin beschreibt den Flug als einen elfstündigen Albtraum, da es nahezu unmöglich gewesen sei, zu den Toiletten durchzukommen und die stehenden Passagiere sehr laut gewesen seien.

Die Piloten beider Flugzeuge, warteten und wiesen die Fluggäste nur darauf hin, man würde nicht starten, solange nicht alle ihre Plätze eingenommen haben. «Bei anderen Fluggesellschaften, wären solche Passagiere des Flugzeuges verwiesen worden, El Al aber toleriert dieses Verhalten.» sagt Sharon Shapiro, Initiantin der Petition «Stop the bullying against women on your flights!». Diese fordert, dass El Al Reihen reserviert, in denen ultraorthodoxe, gegen eine Gebühr, nach Geschlechtern getrennt sitzen können.

Keine normalen Umstände

El Al ließ einzig verlauten, dass man versuche, den Bedürfnissen aller Passagiere so gut wie möglich nach zu kommen. Verständlich, ist die Airline doch ein gebranntes Kind in Sachen Geschlechterfragen: 2010 wurde die Fluggesellschaft zu einer Zahlung von 14'000 Dollar verdonnert, als eine Frau aufgefordert wurde, ihren Platz zu wechseln, weil sie neben einem Mann saß. Zudem ist die Geschlechtertrennung in öffentlichen Verkehrsmitteln in Israel gesetzlich verboten.

Rabbiner Yehoschua Ahrens, von der gemäßigten israelischen Cultusgemeinde in Zürich erklärt gegenüber aeroTELEGRAPH: «Für die meisten gläubigen Juden ist es kein Problem, neben einer Frau zu sitzen. Bei den Haredi allerdings ist die Geschlechtertrennung tief in der Religion verankert und wenn es nicht möglich ist, dem Folge zu leisten, suchen sie mit allen Kräften Wege.»

«Ich glaube nicht, dass El Al etwas ändern wird»

Itay Blaish, israelischer Kunst-Kurator mit Wohnsitz in der Schweiz, fliegt monatlich mit El Al von Zürich nach Tel Aviv und kennt die Problematik gut. Er sagt gegenüber aeroTELEGRAPH: «Ich reserviere meinen Platz jedes Mal im Voraus und dennoch musste ich mich auf nahezu jedem Flug umsetzen und mit Frauen tauschen, um mich neben einen Haredim zu setzen. Mittlerweile weigere ich mich konsequent, was oft zu Streit führt.»

Er glaubt nicht, dass die Fluggesellschaft etwas an der Situation ändern wird: «Die ultraorthodoxe Gemeinde ist sehr gut vernetzt und El Al macht ein gutes Geschäft mit ihnen. Darum werden sie kaum den Zorn der strenggläubigen auf sich ziehen wollen.» Dies sei ein offenes Geheimnis in Israel, so Blaish weiter. Viele Unternehmen nehmen Regulierungen in Kauf, um diesen Kundenstamm nicht zu verlieren.

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