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Photoshop eingesetzt

Manipulierte der Kreml MH17-Beweise?

Eine neue Studie will beweisen: Russland hat Bilder manipuliert, die den Abschuss der Boeing 777 von Malaysia Airlines auf Flug MH17 durch ukrainische Soldaten belegen sollten.

Der Absturzgrund war beim Unglück von Malaysia-Airlines-Flug MH17 schnell klar. Die Boeing 777 wurde abgeschossen. 298 Menschen kamen bei dem Unglück am 14. Juli 2014 ums Leben. Die Frage nach der Schuld ist eine andere. Noch immer ist unklar, wer die Rakete, die den Zivilflieger traf, abgefeuert hat. Russland und die Ukraine schieben sich gegenseitig die Schuld zu. Der Kreml wollte mit Satellitenbildern schon vier Tage nach dem Unglück beweisen, dass die ukrainische Armee für das Unglück verantwortlich sei.

Die Bilder zeigten, dass mindestens ein Buk-Raketenwerfer der ukrainischen Armee nicht mehr auf dem vorgesehenen Militärstützpunkt zu finden war. Ein weiteres Bild sollte belegen, dass zwei Raketenwerfer und ein weiteres Militärfahrzeug der ukrainischen Armee in einer Abschussposition für MH17 stationiert waren. Nun erhebt der Investigativjournalist Eliot Higgins schwere Vorwürfe: Die Fotos sollen vom Kreml mit Photoshop manipuliert worden sein.

Gefälschte Fotos

Auf seiner Investigativplattform Bellingcat kommt Higgins in seiner Beweisführung zu dem Schluss, dass die Fotos, die der Kreml bei einer Pressekonferenz auf den Tag des Abschusses datiert hatte, in Wahrheit bereits einen Monat vor dem Absturz entstanden waren. Zudem habe man beweisen können, dass die Bilder mit Photoshop manipuliert worden seien. Das zeigten die Metadaten. Dazu sei gesagt: Dass Bilder vor Präsentationen mit Photoshop bearbeitet werden, ist nicht ungewöhnlich.

Nach einer ausführlichen Metadaten- und Fehleranalyse habe man aber herausgefunden, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit Wolken auf einem Bild hinzugefügt worden seien. So habe man den Vergleich mit anderen Bildern erschwert, weil wichtige Details verdeckt wurden.

Raketenwerfer hinzugefügt

Die Manipulation soll sogar noch weiter gehen. Die Buk-Raketenwerfer sollen von einem Bild entfernt und auf einem anderen hinzugefügt worden sein. Der Vergleich mit Satellitenbildern von Google Earth habe gezeigt, dass die vom Kreml präsentierten Bilder zwischen dem 1. und 18. Juni 2014 entstanden seien.

Ergänzung vom 4. Juni: aeroTELEGRAPH war von Anfang an vorsichtig, was die Berichterstattung über dieses Thema betrifft. Inzwischen haben sich verschiedene Experten zu Wort gemeldet, die die Bellingcat-Vorwürfe in Frage stellen. Die wohl drastischste Kritik kam ausgerechnet von den Betreibern der Seite, deren Software Bellingcat verwendet hatte: fotoforensics.com. In einem Blog erklärte deren Betreiber Neal Krawetz, dass die Analyse fehlerhaft sei. Das Vorgehen von Bellingcat sei ein perfektes Beispiel, wie man seine Software nicht nutzen solle, so der Computerwissenschaftler.