Letzte Aktualisierung: um 8:20 Uhr

Kleinere Rückkehr

Lauda macht Abzug aus Wien rückgängig

Dank Verbesserungen akzeptieren nun alle Seiten den neuen Tarifvertrag für Lauda. Der Abzug von Lauda aus Wien wird rückgängig gemacht. Dennoch schrumpft die Billigairline massiv.

Eine Pressekonferenz war bereits anberaumt. Am Freitagmorgen um 10 Uhr wollte Ryanair eine große Expansion in Wien verkünden. Mit 18 Boeing 737 plante die irische Billigairline, ab Juli 64 Destinationen in 23 Ländern zu bedienen. Die dafür nötigen Slots hatte die Fluggesellschaft bereits von der Tochter Lauda erhalten.

Der geplante Start von Ryanair in Wien war eine Reaktion auf die Entscheidung, Lauda aus der österreichischen Hauptstadt abzuziehen. Zuvor waren Verhandlungen mit der Gewerkschaft Vida über einen Kollektivvertrag mit tieferen Löhnen und sonstigen Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen trotz mehrmaliger Fristverlängerung gescheitert. Ohne tiefere Kosten sah sich die österreichische Fluggesellschaft nicht mehr imstande, in Wien erfolgreich zu sein.

Tiefer als Sozialhilfe

Doch in letzter Minute sagte Ryanair die Pressekonferenz ab. In einer neuerlichen Gesprächsrunde hat die Gewerkschaft Vida doch noch ihre Zustimmung gegeben. «Nach langwierigen und schwierigen Verhandlungen und den wiederholten Versuchen der Wirtschaftskammer, einen Kompromiss herbeizuführen, konnte eine Lösung erzielt werden», erklärte am Freitagmorgen die Wirtschaftskammer Österreich, die über die Sozialpartnerschaft wacht.

Wie lokale Medien berichten, bekommen Flugbegleiter nach den Verhandlungen 20.160 Euro im Jahr. Das seien 44 Prozent mehr als beim Start der Verhandlungen. Kopiloten erhalten 28.000 jährlich oder 18 Prozent mehr als zuerst von Lauda angeboten. Die Arbeitnehmervertretung hatte zuvor argumentiert, man könne keinen Vertrag annehmen, der Löhne anbiete, die tiefer lägen als die minimale Sozialhilfe in Wien.

Airbus A320 aus Europa zurückholen

Nach der Einigung mussten die Angestellten von Lauda über das Wochenende über das Ergebnis abstimmen. Das Ergebnis fiel deutlich aus. 90 Prozent der Piloten und rund 66 Prozent der Flugbegleiter stimmten für den neuen Vertrag, wie Lauda am Montag (8. Juni) bekannt gab. Deshalb macht die Billigairline den Abschied aus Wien wieder rückgängig.

Lauda muss jetzt ihre Airbus A320 wieder aus ganz Europa zurückholen. Die Billigairline hat sie nach dem ersten Scheitern der Verhandlungen umgehend nach Düsseldorf, London-Stansted und Palma ausgeflogen. Dort könne man die Flieger gewinnbringend einsetzen, hieß es. Die ersten drei Maschinen sollen ab dem 1. Juli einsatzbereit sein.

Sechs Flugzeuge weniger

Danach folgen sieben weitere Airbus A320 bis im August, wie die Fluggesellschaft in einer Mitteilung schreibt. Lauda wird im Sommer ab Wien Urlaubsorte in Griechenland, Zypern, Italien, Spanien, Israel und Portugal ansteuern, aber auch Städteziele wie Athen, Barcelona, Kopenhagen, Lissabon, Rom und Porto sowie die Geschäftsdestinationen Brüssel, Dublin, London, Madrid, Mailand und Warschau.

Trotz Einigung in letzter Minute schrumpft Lauda in Wien massiv. Statt der geplanten 16 Flugzeuge wird die Billigairline nur mit zehn Jets in Wien aktiv sein. Sie macht dafür den «beispiellosen kommerziellen Schaden durch die Covid-19-Krise» verantwortlich.

Ryanair wohl froh

Der Abbau der Flotte bedeutet auch ein Abbau beim Personal. Nur werde der bedeutend geringer ausfallen als bei Schließung der Basis, so Lauda. Damals war von rund 300 Jobs die Rede.

Auch wenn die Kosten bei Lauda nun höher sind als geplant – Ryanair dürfte ganz froh sein, nicht in Wien starten zu müssen. Denn wenn es wohl eine Marke gibt, die in Österreich gegen Austrian Airlines ankommt, ist es Lauda. Die Preise sind für die Verbraucher zwar wichtig, aber am Ende spielen bei der Buchung eben auch Emotionen eine Rolle.