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John Kerry, der Meilenkönig

Der amerikanische Außenminister hat ein Jahr voller Reisen mit sich. Die Meilen, die Kerry flog, lassen jeden passionierten Sammler vor Neid erblassen.

John Kerrys erste Reise als amerikanischer Außenminister begann wenig glamourös. Er stieg die Treppen zur Boeing 757 der Regierung hinauf – und stieg einfach ein. Ohne den Fotografen zu winken. Das Malheur dürfte er aber inzwischen vergessen haben. Zumindest, wenn man bedenkt, wie viel Zeit der Politiker seitdem mit Reisen im Flugzeug verbracht hat. Die Meilen, die Kerry zurücklegte, dürften viele Vielflieger vor Neid erblassen lassen.

286’819 Meilen legte der 70-Jährige in 135 Tagen zurück. Insgesamt verbrachte er 622 Stunden im Flugzeug. Das sind zusammengenommen 26 Tage. Damit reiste er mehr als alle seine Vorgänger in ihrem ersten Amtsjahr. Selbst die reisefreudige Hillary Clinton schaffte nicht so viel. Mit seinen Meilen hätte er bei der Lufthansa zum Beispiel fast dreimal den Senatorstatus erreicht, für den man 100’000 Meilen in einem Jahr sammeln muss.

Oreos und Lieblingspulli

Kein Wunder also, dass Kerry es in seinem Flieger gerne bequem hat. Wie seine Mitarbeitenden berichten, läuft er grundsätzlich auf Socken durch die Gänge und trägt am liebsten seinen orangefarbenen Lieblings-Kapuzenpulli. Damit er nicht zwischendurch vom Fleisch fällt, gibt es immer genug Oreo-Kekse an Bord – für ihn und seine Mitreisenden, versteht sich. Und wenn einer von denen Geburtstag hat – wie im März die Journalistin Margaret Brennan – gibt es sogar einen Geburtstagskuchen vom Minister persönlich überreicht.

Die Reisen haben etwas gebracht: Kerry überzeugte Israelis und Palästinenser, Gespräche wieder aufzunehmen, brachte die Russen dazu, Chemiewaffen aus Syrien abzuziehen und leistete wertvolle Arbeit in den Einigungen mit dem Iran. Kritiker jedoch finden seine Reisetätigkeit übertrieben. John McCain, ehemaliger US-Präsidentschaftskandidat, fand die Reiseaktivität zu unvorhersehbar. «Man weiß nie, wohin der Flieger im nächsten Moment abhebt», sagte er in einem Interview. Kerry ließ das allerdings nicht auf sich sitzen und rief McCain an. Es sei ein «sehr lebhaftes» Gespräch gewesen, berichtete McCain hinterher.