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Badr Abbas, Emirates Skycargo

«Emirates Skycargo will Frachtflüge in Deutschland hinzufügen»

Emirates Skycargo ist die viertgrößte Frachtairline der Welt. Im Interview erklärt Chef Badr Abbas, weshalb er keine kleinen Flugzeuge will, warum er Airbus A350 F und Boeing 777-8 F prüft und den neuen Kurierdienst bald nach Deutschland bringen wird.

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Der Frachtmarkt ist im vergangenen Jahr um elf Prozent gewachsen. Dieses Jahr sehen wir gemischte Zeichen. Die Wirtschaft schwächelt in vielen Ländern, und dann sind da noch die Handelskriege, die durch Strafzölle angeheizt werden. Wie stark wirkt sich dies auf Emirates Skycargo aus?

Badr Abbas*: Wir werden die Situation weiterhin beobachten und uns flexibel und widerstandsfähig zeigen. Wir verzeichnen weiterhin Wachstum und eine starke Nachfrage bei allen unseren Produkten und erwarten für die Zukunft ein noch stärkeres Wachstum. Aus diesem Grund investieren wir in neue Flugzeuge. Wir werden bis Dezember 2026 mehrere neue Vollfrachter erhalten und erwarten, dass wir bis Dezember 2026 eine Flotte von 21 Frachtflugzeugen betreiben werden.

Das klingt sehr optimistisch …

Ja. Im Rahmen unserer Zehnjahres-Strategie erweitern wir unser Frachternetz um 20 weitere Ziele. In diesem Jahr haben wir Kopenhagen hinzugefügt und vor kurzem einen Frachterdienst zwischen Dubai und Tokio-Narita eingerichtet – die erste direkte Linienverbindung zwischen Narita und dem Nahen Osten.

Wie viele reine Frachtziele bedienen Sie derzeit?

Aktuell fliegen wir acht Ziele ausschließlich mit Frachtern an, ohne Passagierdienste. Insgesamt fliegt unsere Frachterflotte zu 38 weltweiten Zielen. In den nächsten zehn Jahren möchten wir die Anzahl auf rund 60 Ziele erhöhen. Wir sehen uns weiterhin nach Streckenopportunitäten um, auf denen der Einsatz von Frachtern sowohl strategisch als auch operativ sinnvoll ist.

Und wo sehen Sie diese eher in Asien oder Afrika?

Europa ist im Moment die größte Region für die Flüge von Emirates Skycargo. Wir haben 45 Frachtflüge und 545 Passagierflüge mit Unterdeckfracht pro Woche nach Europa.

«Lachs aus Norwegen, Blumen aus Kenia oder auch Mangos aus Indien»

Welches ist Ihr stärkstes Geschäftsfeld?

Verderbliche Waren sind mit durchschnittlich 1000 Tonnen pro Tag unser größter Geschäftsbereich, gemessen an der Tonnage. Auch der Pharmasektor ist für uns ein starker Bereich, der von unserer marktführenden Infrastruktur und unseren Prozessen angetrieben wird, die es uns ermöglichen, selbst die empfindlichsten Gesundheitsgüter nahtlos und zuverlässig zu transportieren. Aber wir glauben, dass wir auch weiterhin einen deutlichen Aufschwung durch den E-Commerce erleben werden.

Die von Ihnen erwähnten verderblichen Waren, was ist das hauptsächlich?

Das kann Lachs aus Norwegen sein, es können Blumen aus Kenia oder Südamerika oder es auch Mangos aus Indien und Pakistan sein.

Sie haben kürzlich die Aufstockung der Flotte um zwei Boeing 747 F angekündigt. Könnten Sie sich vorstellen, dass Sie noch mehr davon brauchen, oder ist das nur eine Überbrückungslösung?

Wir haben drei Boeing 777 F aus unserer ursprünglichen Bestellung erhalten, die sofort in Dienst gestellt wurden. So konnten wir Kopenhagen zu unserem Frachternetz hinzufügen. Zwölf weitere, bereits bestellte 777-Frachter werden folgen. Mit der Erweiterung der Flotte stellt Emirates Skycargo sicher, für Chancen in aufstrebenden Märkten bereit zu sein und gleichzeitig die Zuverlässigkeit für unsere Partner zu erhöhen. Die Boeing 777 F sind der Inbegriff von Effizienz und Nachhaltigkeit, was perfekt zu unserer Vision passt, Dubais Position als führendes Luftfrachtdrehkreuz zu stärken. Unsere Leasing-Strategie ergänzt unsere eigene Frachterflotte. Wir verfügen mit den beiden neuen nun über insgesamt sechs Boeing 747 F, was uns unübertroffene Flexibilität bietet.

Und denken Sie, dass Sie mehr 747 F hinzufügen könnten, oder sind Sie mit dem zufrieden, was wir im Moment haben?

Wenn wir einen Bedarf sehen, werden wir uns die Optionen mit unseren Wet-Leasingpartnern ansehen.

Boeing 777 F von Emirates Skycargo: Deutschland ist ein wichtiger Markt.

Emirates’ größtes Flugzeug ist der Airbus A380. Präsident Tim Clark hätte gerne noch mehr davon. Und Sie? Immerhin ist die Frachtkapazität beim Superjumbo beschränkt.

Die Verzahnung unserer Frachtflugzeuge mit der umfangreichen Flotte von Emirates bietet Emirates Skycargo eine unübertroffene Flexibilität bei der Beförderung von Gütern. Mit der Einführung des Airbus A350 verfügen wir über zusätzliche wertvolle Kapazität. Das wird uns helfen. Wo immer wir eine Nachfrage sehen, können wir die jederzeit mit zusätzlicher Frachtkapazität befriedigen.

Emirates Skycargo hat sich noch nicht für Frachter entschieden - also Airbus A350 F oder Boeing 777-8 F. Zu was tendieren Sie?

Wir prüfen derzeit alle Optionen, ob es sich nun um Boeing 777-8 F oder Airbus A350 F handelt. Wir nehmen eine umfassende Bewertung vor und sehen, was für unsere langfristige Vision und unser Wachstum, das wir in den kommenden Jahren erwarten, geeignet ist.

Wenn ich mir Ihre Zahlen ansehe, ist Ihre Tonnage immer noch niedriger als 2019. Warum ist das so?

Das vergangene Jahr war eines der besten Jahre überhaupt, sowohl bei den Passagieren als auch bei der Fracht, und wir hatten ein zweistelliges Wachstum, insbesondere bei der Fracht, sowohl bei den Tonnagen als auch bei den Einnahmen. Es war also ein sehr gutes und leistungsstarkes Jahr für uns. In diesem Jahr erwarten wir ebenfalls ein Wachstum, da wir, wie ich bereits erwähnt habe, mehr Kapazitäten erhalten. Wir werden auch weiterhin ein jährliches Wachstum bei der Fracht sehen.

Ihr größter Konkurrent sitzt in Katar. Wie stark ist dieser Wettbewerb?

Wir begrüßen den Wettbewerb. Dubai verfolgt eine Politik des offenen Himmels, das bedeutet, der Flughafen steht allen Fluggesellschaften offen. Sie sind alle willkommen, hierher zu kommen und zu konkurrieren, egal ob es sich um Fracht oder Passagiere handelt. Wir versuchen, uns mit unseren Produkten und Dienstleistungen zu differenzieren und unseren Kunden bessere Lösungen für ihre Transportwege anzubieten.

«Wir werden weiter wachsen.»

Bei den Fracht-Tonnen-Kilometer liegt Qatar Airways Cargo aber ein ganzes Stück vor Emirates Skycargo. Wie kommt das?

Ich kann nur im Namen von Emirates sprechen. Wir wachsen und letztes Jahr war Emirates die profitabelste Fluggesellschaft der Welt im Berichtszeitraum 2024/25. Das ist also ein großer Meilenstein und eine große Leistung für das Unternehmen. Und die Frachtabteilung Skycargo hat mit 16,1 Milliarden Dollar Umsatz und 2,3 Millionen Tonnen beförderter Fracht zu diesem Erfolg beigetragen. Das ist also, würde ich sagen, eine fantastische Leistung. Und wir werden weiter wachsen.

E-Commerce nimmt stark zu. Wie reagieren Sie auf diesen Trend und bedeutet das mittelfristig auch eine Änderung bei der Flotte - etwa durch die Einflottung kleinerer Frachter?

Der elektronische Handel verändert die globale Wirtschaft, und wir ermöglichen es den Unternehmen, in dieser schnelllebigen Welt erfolgreich zu sein. Mit unserem ausgedehnten Netzwerk aus Flügen und spezialisierter Infrastruktur bieten wir Schnelligkeit und Zuverlässigkeit sowohl für B2C- als auch für B2B-Kunden. Unsere wachsende Flotte mit zusätzlichen Frachtern stellt sicher, dass wir diese Nachfrage direkt erfüllen.

Sie glauben also nicht, dass Sie kleinere Flugzeuge wie etwa Boeing 737 F brauchen?

Alle unsere Investitionen fließen derzeit in Großraumflugzeuge.

Sie sehen also nicht, dass sich das in naher Zukunft ändert?

Nein, das ist nicht geplant.

Sie haben vor kurzem diesen Kurierdienst ins Leben gerufen. Wie läuft es bis jetzt?

Emirates Courier Express ist ein bahnbrechender neuer Express-Zustelldienst, grenzüberschreitend, der Pakete schnell und zuverlässig von Tür-zu-Tür transportiert. Dazu nutzen wir die erstklassige Infrastruktur der Unternehmensgruppe.

Airbus A380 mit Speziallackierung für Emirates Courier Express: neuer Dienst.

Was ist anders als bei DHL, UPS und Co.?

Im Gegensatz zu traditionellen Versandmodellen, die mehrere Zwischenstopps beinhalten, liefert Emirates Courier Express Pakete direkt mit dem hochfrequenten Flugplan von Emirates und über 250 Flugzeugen, was die Transitzeit erheblich verkürzt. Das bedeutet also erstens Schnelligkeit und zweitens direkte Routen. Wir versprechen eine durchschnittliche Zustellzeit von weniger als 48 Stunden zu erreichen - mit Optionen für die Zustellung am nächsten Tag - von Tür zu Tür. Derzeit bieten wir den Service in den Vereinigten Arabischen Emiraten, im Vereinigten Königreich, in den Golfkooperationsrats-Ländern, in Südafrika und in Australien an. Wir werden ihn in den kommenden Monaten auf weitere Märkte ausweiten.

Und haben Sie vor, den Express-Lieferdienst auch in Deutschland einzuführen?

Das ist Teil unseres Plans. Der deutsche Markt hat für uns höchste Priorität.

Wie sieht der Zeitrahmen dafür aus?

Nur so viel: Es wird bald sein, sehr bald.

Haben Sie auch sonst noch Pläne für eine Expansion in Deutschland, der Schweiz und Österreich in den kommenden Jahren mit reinen Frachtflugstrecken? Es gibt mehrere Flughäfen, die auf Cargo spezialisiert sind.

Derzeit fliegen unsere Frachtflugzeuge mehr Ziele in Europa an als in jeder anderen Region unseres weltweiten Streckennetzes, darunter zwei reine Frachterziele und 40 Passagierziele. Wir haben zum Beispiel sechs wöchentliche Frachterflüge nach Frankfurt, zusätzlich zu unseren Passagierflügen, die nach Frankfurt, Hamburg, München und Düsseldorf gehen. Wir wollen weiter expandieren und Cargo-Flüge in Deutschland oder in anderen Teilen Europas hinzufügen, sobald wir mehr Flugzeuge haben.

Badr Abbas ist seit Juli 2024 Chef von Emirates Skycargo. Er verantwortet die weltweiten Frachtaktivitäten sowie den 10-Jahres-Wachstumsplan. Seit 24 Jahren bei der Golfairline, war er unter anderem für kommerzielle Operationen in Afrika und Fernost zuständig. Frühere Stationen führten ihn in leitenden Rollen etwa nach Saudi-Arabien, Pakistan, Libyen und Zypern. Er besitzt einen Bachelor in Betriebswirtschaft sowie Abschlüsse internationaler Führungsprogramme.

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