Letzte Aktualisierung: um 22:16 Uhr

«Jetzt fliegt Intersky ohne Verluste»

Die Absage der Swiss habe Intersky zugesetzt, sagt Investor Hans Rudolf Wöhrl. Er bestätigt einen finanziellem Engpass. Operativ gehe es der Airline aber gut.

strong>«Letzte Chance», «finanzielle Schwierigkeiten» – die Schlagzeilen zu Intersky sind derzeit nicht gerade positiv. Wie schlecht geht es der Fluggesellschaft?
Hans Rudolf Wöhrl*: Die Frage müsste vielmehr lauten: «Wie schlecht ging es der Gesellschaft?». Fakt ist, dass es Intersky seit September relativ gut geht und die Buchungslage verspricht, dass das so bleibt. Es geht also nicht um momentane Probleme, sondern um solche aus der Vergangenheit, aus den ersten acht Monaten 2013. Das massive Wachstum hatten wir ja finanziert und wir lagen damit genau im Plan. Was aber fehlte, waren rund drei Millionen Euro, die aus der Kooperation mit Swiss eingeplant waren. Die Planung konnte nicht mehr schnell genug auf den Alleingang angepasst werden. Das läuft aber jetzt seit September mit gutem Erfolg.

Das Nein der Swiss erwischte Intersky also auf dem falschen Fuss?
Ja. Ich ärgere mich, dass die Geschäftsführung sowie die Flughäfen Graz und Salzburg den Zusagen der Swiss vertrauten. Dabei war nichts vertraglich fixiert. Meine Erfahrung mit großen Fluggesellschaften hätte mich eigentlich zu einem Veto veranlassen müssen, solange die Verträge nicht unterschrieben waren. Aber ich hatte dazu kein Mandat.

Der erwartete Verlust von acht bis zehn Millionen Euro für 2013 ist aber happig. Intersky macht nur gerade einen Umsatz von rund 25 Millionen.
Der Umsatz wird in diesem Jahr wohl deutlich über 30 Millionen liegen und damit rund zwei Millionen Euro unter Plan. Das ist genau der Differenzbetrag der uns bei gleichen Kosten auf den Zürich-Strecken fehlen wird. Die zehn Millionen von denen Sie sprechen, sind wie ein Geist aufgetaucht und entbehren, soweit ich das beurteilen kann, jeder Grundlage. Intersky hat mit vier und nach der Swiss-Enttäuschung mit weiteren zwei Millionen Euro Verlust gerechnet. In dieser Größenordnung wird es auch bleiben.

Was läuft denn schief?
Es läuft nichts schief, aber Intersky fliegt zu wenig mit den einzelnen Maschinen. Das liegt daran, dass man zwar die Geschäftsreisenden an Bord hat, aber die preissensibleren Privatkunden insbesondere von Friedrichshafen nach Zürich abwandern. Dort zahlen sie weder Mehrwertsteuer noch Luftverkehrsabgabe. Das ist ein absolut irrwitziger Wettbewerbsnachteil, den wir in Deutschland haben. Die Konsequenz muss sein, dass Intersky ab kommenden Jahr mehr Auslandsstrecken anbieten muss, auf denen zumindest die Mehrwertsteuer entfällt.

Hat sich Intersky mit der Expansion der letzten Monate nicht einfach übernommen?
Ja und Nein. Ohne das in Aussicht gestellte Abkommen mit Swiss hätte man Salzburg – Zürich sicherlich nicht begonnen. Die anderen Strecken laufen übrigens gut, besser als die Strecken ab Friedrichshafen.

Wo sonst wollen Sie noch sparen?
Es gibt kaum eine Airline die sparsamer wirtschaftet als Intersky. Was fehlt, sind wirtschaftliche Mittagsrotationen die zu Grenzkosten geflogen werden können und daher zusätzliche Deckungsbeiträge leisten. Aber noch einmal, derzeit fliegt Intersky ohne Verluste.

Um wie viel müssen denn die Kosten runter?
Bei den eigenen Kosten ist Intersky absolut gut aufgestellt. Gesenkt werden müssten die Gebühren auf Flughäfen und natürlich bei der Luftverkehrsabgabe die eine einseitige Belastung für den deutschen Luftverkehr darstellt.

Stehen auch eine Flottenreduktion und ein Abbau von Stellen zur Debatte?
Eigentlich stellt sich die Frage nicht, denn Intersky hat zwei Flugzeuge gechartert. Bevor man die eigene Flotte reduziert, würde man wohl einen dieser Verträge kündigen. Im Übrigen sind die Intersky-Maschinen auch außerhalb des Linienprogrammes sehr gefragt. Die Anzahl der Charterflüge nahm extrem zu. Und da auf Salzburg – Zürich ein kleineres, fremdes Flugzeug während der Wintermonate das eigene ersetzt, kann dieses zu sehr interessanten Bedingungen in Schweden eingesetzt werden. Das sind alles Maßnahmen der Geschäftsführung um den Swiss-Schock überwinden. Ich bin wirklich sehr beeindruckt von der Leistung des Intersky-Teams.

Sie investieren nochmals Geld in Intersky. Weshalb glauben Sie noch an das Unternehmen?
Es ist der Wunsch der Geschäftsführung dass die Firma rund vier Millionen zusätzlich an liquiden Mitteln erhält um nicht nur für den Winter, sondern auch 2014 für Eventualitäten gewappnet zu sein. Wir von Intro sind bereit, die auf unsere 49 Prozent anfallenden zwei Millionen zu geben, wenn auch die anderen Gesellschafter mitziehen. Das wollen und können diese auch tun. Nur haben sie das Geld nicht flüssig und daher brauchen sie ein paar Monate Luft.

Die Mitarbeiter erhalten ihr Weihnachtsgeld deshalb nun erst im Frühjahr…
Wie gesagt: Es geht um nicht mehr und nicht weniger als das Ersuchen um Stundung bei Mitarbeitern und Flughäfen. Ganz abgesehen davon geht es nicht um reguläre Gehaltszahlungen sondern um das 14. Monatsgehalt. Ein Privileg das es in dieser Form per Gesetz nur in Österreich gibt.

Und was, wenn sich Ihre Prognose nicht bewahrheitet – ziehen Sie dann den Stecker?
Jeder vernünftige Kaufmann muss wissen, ob er noch ein Ass im Ärmel hat oder ob es besser ist aufzuhören. Doch diese Entscheidung werde nicht ich treffen, sondern die Geschäftsführung von Intersky. Ich bin der Meinung, dass Intersky noch viele Trümpfe in der Hand hat und sich nicht vom Tisch verabschieden sollte!

Ist ein Verkauf an eine größere Konkurrentin eine Option?
Verkauf, Partnerschaften und Beteiligungen waren und sind für mich immer eine Option. Vorausgesetzt es gibt außer der Größe auch echte Synergien. Das war und ist auch der Grund warum die Geschäftsführung sehr offen mit diesem Thema umgeht.

Betreffen die Probleme bei Intersky auch Ihre Pläne mit City Jet?
Nein, denn wir sind bei Intersky nur Mitgesellschafter. Wenn City Jet zum Tragen käme, dann würde das zu einem Kerngeschäft der Intro-Aviation und einiger weiterer finanzstarker Gesellschafter.

* Hans Rudolf Wöhrl ist Miteigentümer von Intro Aviation. Das Unternehmen ist zu 49,8 Prozent an Intersky beteiligt. Früher gehörten Wöhrl die deutschen Airlines LTU und Deutsche BA. Er verkaufte sie später an Air Berlin.