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Neuer Geschäftsbericht

Germania steckt tief in den roten Zahlen

Die deutsche Airline kämpft gegen eine Finanzierungslücke. Neu veröffentlichte Zahlen zeigen, wie schlecht es 2017 und 2018 um Germania bestellt war.

Ende vergangenen Jahres brauchte Germania 20 Millionen Euro, um weiterfliegen zu können. Die deutsche Fluggesellschaft ist weiterhin auf der Suche nach Investoren – nach eigenen Angaben bereits mit ersten Erfolgen. Wie genau ihre Geschäftszahlen zuletzt aussahen, war bisher nicht bekannt. Bis vor Kurzem ging aus Pflichtmitteilungen lediglich hervor, wie es Germania bis 2016 lief. Nun sind im Bundesanzeiger jedoch auch die Zahlen für das Jahr 2017 einsehbar.

Daraus geht hervor, dass die Germania-Gruppe den konsolidierten Konzernumsatz 2017 im Vergleich zum Vorjahr zwar um gut 23 Prozent auf 456 Millionen Euro steigern konnte. Als operatives Ergebnis wies Germania jedoch einen Verlust von 7,5 Millionen Euro aus – nach einem Verlust von 29 Millionen im Jahr 2016. Der Reinverlust betrug sogar 8,3 Millionen Euro. Zusammen mit dem Fehlbetrag von mehr als 32 Millionen Euro im Vorjahr ergibt sich zusammengerechnet ein Minus von mehr als 40 Millionen Euro in 2016 und 2017.

Prognose auch für 2018 im Minus

Durch das negative Konzernergebnis 2017 sei auch das Eigenkapital von 42,5 Millionen Euro im Vorjahr auf 34,2 Millionen Euro gesunken, halten die Wirtschaftsprüfer in dem Bericht der Dachgesellschaft fest. Mit Blick nach vorne heißt es, die Geschäftsführung habe dennoch ausreichend Finanzmittel zur Verfügung, um die Liquidität für 2018 zu sichern. Durch einen Flottenausbau um acht Maschinen rechne man für das kommende Jahr mit 26 Prozent mehr Kapazität und 35 Prozent mehr Umsatz.

«Gleichzeitig werden aufgrund der Integration von neuem Fluggerät einmalige erhebliche Aufwendungen erwartet», so die Prüfer der Germania Beteiligungsgesellschaft weiter, die alle Tochterfirmen kontrolliert. Auch bei neuen Strecken und Stationen sei mit Anlaufverlusten zu rechnen. «In Folge dessen prognostiziert die Geschäftsführung ein negatives Konzernjahresergebnis im Bereich von minus 20 bis minus 30 Millionen Euro.»

Chaos-Sommer 2018 schon miteinbezogen

Auch wenn der Bericht erst jetzt veröffentlicht wurde: Unterschrieben haben ihn die Wirtschaftsprüfer schon am 14. September 2018. Ihre Einschätzung über das damals laufende Jahr dürfte die Folgen des harten Sommers 2018 in Europas Luftfahrt also schon teilweise miteinbeziehen.

In einem Interview mit der Münsterschen Zeitung betonte Germania-Chef Karsten Balke am Sonntag (13. Januar) derweil, «dass das Ergebnis der Germania Fluggesellschaft mbH für das Geschäftsjahr 2017 einen Ge­winn auswies». Balke gestand aber auch ein: «Richtig ist, dass für das Geschäftsjahr 2018 ein Verlust auszuweisen sein wird.»

Verkauf zurzeit offenbar vom Tisch

Zu den aktuellen Finanzproblemen sagte der Airline-Chef: «Dieser kurzfristige Liquiditätsbedarf in den für Ferienflieger defizitären Wintermonaten in Höhe von 15 Millionen Euro resultiert im Wesentlichen aus erhöhten Sicherungsanforderungen un­serer Vertragspartner aufgrund des schlechten Jahresergebnisses 2018.» Mittlerweile sei es Germania jedoch gelungen, «durch intensive Verhandlungen in den letzten Tagen mehr als die Hälfte der erforderlichen Finanzmittel einzusammeln».

Er gehe davon aus, im Laufe der nächsten Tage auch die restlichen Mittel einzuwerben, so Balke. Einen Verkauf von Germania schließe er zum gegenwärtigen Zeitpunkt aus. Zuvor war ein Verkauf eine Option gewesen, wie mehrere Quellen gegenüber aeroTELEGRAPH bestätigt hatten.