Letzte Aktualisierung: um 11:23 Uhr

Korean Air - Business Class

Gefüllte Lachsröllchen, tolle Kabine und kein Internet

Mit der Boeing 747-8 fliegt Korean Air von Frankfurt nach Seoul. Was hat die Business Class im Jumbo-Jet zu bieten?

Seit Anfang des Jahres ist Korean Air im neuen Terminal 2 des Flughafens Incheon bei Seoul zuhause. Wer von Deutschland aus dorthin will, startet in Frankfurt ebenfalls vom Terminal 2 und landet nach einem Nachtflug gegen 13 Uhr Ortszeit in Südkorea. Dabei setzt die nationale Fluggesellschaft eine Boeing 747-8 ein. Die Business Class, genannt Prestige Class, im Jumbo-Jet verteilt sich auf Ober- und Hauptdeck. Wir haben das Produkt im Juni 2018 getestet.

Buchung/Reservierung: ★★★★★. Die Webseite von Korean Air ist schön und übersichtlich gestaltet, die Bedienung funktioniert intuitiv. Wer Preise vergleichen will, setzt einen Haken bei «Flexible Reisedaten» und bekommt auch die Flüge drei Tage vor und nach dem gewählten Datum angezeigt.

Check-in/Einsteigen: ★★★★★. Am Priority-Check-in-Schalter läuft alles schnell und reibungslos. Danach können wir als Business-Class-Passagiere von Korean Air die Sky Lounge nutzten. Das ist sehr praktisch, da hier gerade das WM-Auftaktspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Mexiko auf einem großen Fernseher gezeigt wird. Dass sich die Freude dann in Grenzen hält, liegt weder an der netten Lounge noch an Korean Air, sondern am Team von Jogi Löw. Nach den Sicherheitschecks kommen wir genau pünktlich am Gate an und können direkt einsteigen. Über eine Treppe geht es hinauf ins Oberdeck des Jumbo-Jets.

Crew: ★★★★☆. Kaum sind wir an unserem Platz angekommen, nehmen uns die zuvorkommenden Flugbegleiterinnen Jacke und Sakko ab. Während des gesamten Fluges sind wir sehr zufrieden mit dem Service, die Crew ist stets freundlich und professionell. Zwei, drei Mal müssen wir allerdings nachfragen, da wir die recht leise sprechenden Damen manchmal nicht gut verstehen. Etwas bedauerlich finden wir, dass die Besatzung ziemlich schnell die Fenster abdunkelt, obwohl es draußen noch eine Menge zu sehen gibt. Auch auf dem Rückflug wird das so sein, obwohl es sich um einen Tagflug handelt.

Sitz: ★★★★★. Die 747 ist in der Business Class mit sogenannten Prestige Suites ausgestattet. Wir haben einen Fensterplatz und zugleich einen direkten Zugang zum Gang, den versetzt eingebauten Sitzen sei Dank. Unter dem Bildschirm befindet sich eine kleine Hocker-Fläche, dank der man auch in aufrechter Sitzposition die Füße hochlegen kann – sehr angenehm. Rückenlehne und Fußteil des Sitzes lassen sich stufenlos verstellen. Man kann ihn per Knopfdruck aber auch direkt umbauen zu einem flachen Bett oder einem Liegesessel. Korean Air gibt die Sitzbreite mit 21 Zoll oder knapp 53 Zentimetern an und den Sitzabstand mit 75 Zoll oder gut 1,9 Metern. Jedoch weißt die Fluglinie darauf hin, dass die eigentliche Länge des Bettes kürzer ist als der Abstand zwischen den Sitzplätzen, nämlich 1,85 Meter. Wir können uns gut ausstrecken, spüren aber auch, dass größere Passagiere es hier wohl etwas weniger bequem haben. Zwischen den beiden jeweils zusammengruppierten Sitzen lässt sich eine kleine Trennwand hochfahren.

Mahlzeiten: ★★★★☆. Zur Begrüßung bekommen wir eine Flasche Wasser, Erdnüsse und einen Saft. Etwas später ordern wir einen Rotwein, der leider eiskalt serviert wird. Der Weißwein, ein Bordeaux aus dem Jahr 2016, zum Abendessen ist da schon deutlich besser. Dieses beginnt mit Prosciutto-Schinken mit sonnengetrockneten Tomaten als Aperitif, gefolgt von einer Fischterrine mit Salat. Zu westlichen Hauptgerichten servieren die Flugbegleiterinnen dann eine Tomatensuppe mediterraner Art. Für unseren Geschmack ist sie einen Hauch zu süß. Hauptgang sind mit Trüffel und Kohl gefüllte Lachsröllchen mit Kräutercremesauce, serviert mit Tintenfischpasta und Gemüseratatouille. Wer einen intensiven Geschmack des Meeres mag, ist hiermit perfekt bedient. Den Käseaufschnitt-Gang mit Esrom, Combozola und Appenzeller überspringen wir und gehen direkt zum Dessert über: Eiscreme von Häagen-Dasz. Eine gelungene Mahlzeit. Was uns dennoch negativ auffällt: Keines der angebotenen Hauptgerichte ist vegetarisch. Wer bei Korean Air fleischlos essen will, muss mindestens 24 Stunden vor dem Abflug vorbestellen. Zum Frühstück probieren wir koreanisches Reis-Porridge mit Beilagen. Eine Bewertung wollen wir uns allerdings nicht anmaßen, da wir schnell feststellen, dass 4 Uhr morgens (MESZ) für uns vielleicht nicht die beste Zeit ist, etwas Neues zu testen oder überhaupt etwas zu essen.

Sauberkeit: ★★★★★. Auf unserem Bildschirm befinden sich ein paar Schmierabdrücke von Fingern – da hätte man nochmal drüber wischen müssen. Von diesem Detail abgesehen ist alles sauber, es gibt nichts zu beanstanden.

Kabinenausstattung: ★★★★★. Der Jumbo-Jet hat 26 Business-Class-Sitze im Hauptdeck, verbaut in 2-2-2-Konfiguration. Im Oberdeck, wo wir sitzen, kommen 22 weitere Sitze in 2-2-Konfiguration hinzu. Ein großer Vorteil des Fensterplatzes hier: Direkt unter dem Fenster befindet sich eine Art Schränkchen, das von oben aufklappbar ist. Darin kann man Dinge verstauen oder einfach etwas oben drauflegen. Wer am Gang sitzt, kann Sachen auf einer Fläche hinter dem Rücken des Nebensitzes ablegen, aber eben nicht verschließen. Für die 22 Passagiere im Oberdeck gibt es vorne in der Kabine zwei WC-Räume. Zwischen der zweiten und dritten Sitzreihe an den Notausgängen ist viel Platz, den man nutzen kann, um sich ein wenig zu bewegen und zu stretchen. Die bestimmenden Farben in der Kabine sind das Türkis der Sitze sowie helle Grautöne der Verkleidungen. Das wirkt frisch, modern und gefällt uns.

Unterhaltungssystem: ★★★★☆. Der Bildschirm ist mit 18 Zoll oder 46 Zentimetern Bildschirmdiagonale angenehm groß. Da er fest verbaut ist, bietet es sich meist an, die Fernbedienung mit eingebautem Mini-Bildschirm zu nutzen und nicht den Touchscreen. Wir werfen zuerst einen Blick auf die Film-Rubrik Neuerscheinungen und sind überrascht: Der erste Film hier ist kein Hollywood-Blockbuster, sondern der amerikanisch-britische Film «Three Billboards Outside Ebbing, Missouri». Auch den niederländischen Streifen «Tulipani, Love, Honour and a Bicycle» finden wir. Das gibt es nicht bei jeder Airline. Andererseits ist die Auswahl nicht wirklich riesig und auch nicht immer top aktuell. Wir schauen schließlich den Clint-Eastwood-Film «The 15:17 to Paris» (und möchten im Nachhinein davon abraten) sowie den Fotografen-Griesgram-Film «Kodachrome» mit Ed Harris (schon deutlich besser). Die Musikauswahl enthält zwar Titel aus Japan, Korea und China sowie westlichen Pop, Klassik und auch Weltmusik. Wer aber in Sachen Hip Hop oder gar härterer Gitarrenmusik stöbern möchte, wird kaum fündig. Positiv dagegen: Man kann einen kleinen Koreanisch-Kurs machen, CNN und BBC World News gucken und die Flugroute in etlichen verschiedenen Ansichten verfolgen.

Wifi/Strom: ★★☆☆☆. Die einzige wirkliche Enttäuschung auf diesem Flug: Es gibt kein Wifi. Südkorea schreibt sich technologischen Fortschritt auf die Fahne und hat mit Firmen wie Samsung oder LG auf Unternehmensseite echte Techgrößen hervorgebracht. Dass die Nationalairline in der Business Class kein Internet anbietet, ist da eine unschöne Überraschung. Der Sitz verfügt über eine Steckdose sowie einen etwas versteckt angebrachten USB-Anschluss.

Extras: ★★★★☆. Das Amenity Kit kommt in einem schönen und praktischen brauen Täschchen daher. Darin finden sich Gesichtscreme, Augengel und Lippenbalsam der Marke Davi. Dazu gibt es eine Zahnbürste, Zahnpasta, Bürste und Kamm kombiniert sowie eine Schlafmaske. Besonders freuen wir uns über den kleinen Schuhanzieher. Dagegen vermissen wir Ohrstöpsel. Ebenfalls erhalten wir Latschen, die zwar nicht übermäßig hochwertig wirken, aber ihren Zweck erfüllen, zumindest wenn man ein Schuhgröße unter 44 hat. Kissen und Decke sind durchaus bequem, aber nichts Besonderes.

Gesamtnote: 4,3 – Gut.

Fazit: In der Business Class von Korean Airs Jumbo-Jet lässt es sich sehr gut zehn oder elf Stunden Flugzeit aushalten. Und das sogar ohne Wifi, auch wenn es bedauerlich ist, dass die Airline kein Internet an Bord bietet. Besonders im Oberdeck haben wir uns sehr wohlgefühlt und empfehlen einen Fensterplatz. Nicht nur wegen des zusätzlichen Stauraums, sondern auch, weil es viel Spannendes zu sehen gibt. Zwar blieb uns der Baikalsee durch Wolken verborgen, dafür konnten wir den Flughafen Peking aus der Luft sehen – waren aber leider mit der Kamera zu langsam.

Das Flugticket für diesen Test wurde von Korean Air und der Koreanischen Zentrale für Tourismus zur Verfügung gestellt. Die Tester von aeroTELEGRAPH hatten bei ihrem Urteil trotzdem freie Hand. Die Fluggesellschaft nahm weder Einfluss auf den Inhalt des Artikels noch stellte sie irgendwelche Bedingungen. Das würde dem Verhaltenskodex von aeroTELEGRAPH widersprechen.